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Flüchtlingsboot in der Ägäis gesunken – Dutzende Tote
Mehr als 100 palästinensische, syrische und irakische Flüchtlinge hatten versucht, von der türkischen Küste aus Griechenland zu erreichen. Die Rettungsarbeiten in der Barakan-Bucht nahe Izmir dauern an.
Nach Informationen lokaler Unterstützerorganisationen wurden bis zum frühen Nachmittag 58 Leichen geborgen. Etwa 50 Menschen wurden von der türkischen Küstenwache gerettet, weitere Flüchtlinge werden noch vermisst. Insgesamt hatten mehr als 100 palästinensische, syrische und irakische Flüchtlinge versucht, auf diesem Boot die Ägäis zu überqueren und nach Griechenland zu gelangen. Das 15 Meter lange Boot war gesunken, nachdem es auf einen Felsen aufgelaufen war.
Griechische Inselbehörden verzeichneten bereits in der vergangenen Woche eine höhere Zahl an Neuankömmlingen, die über die Ägäis nach Europa fliehen. Unter ihnen sind auch syrische Flüchtlinge. Die Gesamtzahl derer, die vor dem blutigen Konflikt aus Syrien geflohen sind, liegt mittlerweile bei über 230 000. Diejenigen, die in die Türkei geflohen sind, harren in überfüllten Aufnahmelagern aus, ohne rechtlichen Status und ohne Perspektive.
Griechenland schottet sich gegen syrische Flüchtlinge ab
Mit dem ausdrücklichen Ziel, die aus Syrien erwarteten Flüchtlinge abzuwehren (Turkish Weekly), macht Griechenland die Schotten dicht, mit Rückendeckung Europas: in den vergangenen Wochen wurden die Sicherheitsmaßnahmen an der Landgrenze zur Türkei massiv verstärkt. So wurden fast 2 000 zusätzliche Polizeibeamte an diese Grenze verlegt, die derzeit mit Unterstützung der europäischen Grenzagentur Frontex das Gebiet überwachen.
Die Grenzregion Evros ist inzwischen berüchtigt für willkürliche Inhaftierungen von Flüchtlingen und die unmenschlichen Haftbedingungen in den Haftlagern vor Ort. Mehrere Flüchtlinge ertranken beim Versuch, den Evrosfluss Richtung Griechenland zu durchschwimmen.
Abschottung mit tödlichen Folgen
Das heutige Bootsunglück zeigt die Folgen dieser Aufrüstung: Die lebensgefährliche Passage von der türkischen Küste zu den griechischen Ägäisinseln wird wieder häufiger unternommen. Dimitris Vounatsos, der Bürgermeister von Lesbos – der Insel, die durch das mittlerweile geschlossene Flüchtlingshaftlager Pagani traurige Berühmtheit erlangte – fürchtet den Rückfall in die Zeit vor 2009, als Tausende Flüchtlinge auf der Insel strandeten und über Monate festgehalten wurden. Damals wurden die Haftbedingungen in Pagani mit Dantes „Inferno“ verglichen.
Deutschland und Europa müssen syrische Flüchtlinge aufnehmen
Trotz der zahlreichen Bekenntnisse aus Deutschland und Europa, syrischen Flüchtlingen beizustehen, sind Schutzsuchende aus dem Bürgerkriegsgebiet gezwungen, auf ihrem Weg nach Europa ihr Leben zu riskieren. Deutschland und die anderen europäischen Länder müssen syrische Flüchtlinge aufnehmen. Nur dieser Akt der Menschlichkeit gegenüber den leidgeprüften Flüchtlingen kann verhindern, dass in den nächsten Wochen die Todesrate in der Ägäis und an anderen Außengrenzen Europas steigt.
Medienberichte
reuters uk, Al Jazeera, Timeturk, Greek Reporter, Zeit Online
Not der syrischen Flüchtlinge spitzt sich zu (15.01.13)
Flüchtlingssterben vor Lesbos – eine Folge der EU-Grenzpolitik (17.12.12)
Tödliche Gleichgültigkeit beenden (07.09.12)
Türkisch-syrische Grenze für Flüchtlinge öffnen / PRO ASYL fordert Aufnahmeprogramm (28.08.12)
Syrien: Flüchtlinge mehr und mehr in Bedrängnis (27.07.12)
EU-finanziertes griechisches Haftlager für Flüchtlinge und Migranten eröffnet (30.04.12)
Walls of Shame – Bericht zur Situation von Flüchtlingen in Griechenland (12.04.12)
FRONTEX rüstet in Griechenland auf (02.11.10)