27.07.2012
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Ein syrisches Flüchtlingskind in einem der Lager in der Türkei im März 2012. Ein Teil der Flüchtlinge harrt schon lange in den Lagern an der syrischen Grenze aus. Foto: flickr / FreedomHouse

Mittlerweile sind vor den Kämpfen in Syrien mehr als 120.000 Menschen in die Türkei, in den Libanon, in den Irak und nach Jordanien geflohen. In der EU kommen dagegen vergleichsweise wenige Flüchtlinge an.

Wäh­rend die Kämp­fe zwi­schen den Trup­pen des Assad-Regimes und den auf­stän­di­schen die Haupt­stadt Damas­kus erreicht haben, mel­de­te das UNHCR, dass in Jor­da­ni­en, im Liba­non, in der Tür­kei und im Irak mehr als 120.000 Flücht­lin­ge aus Syri­en regis­triert sei­en. Jeden Tag über­que­ren meh­re­re Tau­sen­de Flücht­lin­ge die Gren­zen. Inner­halb des Lan­des könn­ten nach UNHCR-Anga­ben bis zu einer Mil­li­on Men­schen auf der Flucht sein.

Ein Teil der Flücht­lin­ge harrt schon seit Mona­ten in Lagern in den syri­schen Nach­bar­staa­ten aus. In der Tür­kei sind laut UNHCR über 43.000 Flücht­lin­ge aus Syri­en in Lagern nahe der syri­schen Gren­ze unter­ge­bracht. Dort kommt es Medi­en­be­rich­ten zufol­ge mehr und mehr zu Span­nun­gen. Auch wenn die Tür­kei die Gren­zen für Flücht­lin­ge nach wie vor offen hält und damit vie­len Men­schen aus Syri­en Schutz bie­tet, ist die grenz­na­he Lage der Lager die Betrof­fe­nen gefähr­lich, so ein Bericht von Amnes­ty Inter­na­tio­nal. Beson­ders pro­ble­ma­tisch ist, dass Jour­na­lis­ten und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen der Zugang zu den Lagern nach wie vor ver­wehrt wird. Auch ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Flücht­lin­ge in der Tür­kei als „Gäs­te“ gel­ten und damit nur vor­über­ge­hen­den Schutz erhalten.

Im Liba­non sind der­zeit laut UNHCR über 31.000 Flücht­lin­ge regis­triert. Laut einer Ana­ly­se von Susan­ne Schmel­ter vom 12. Juni 2012 hat das selbst von poli­ti­schen Kon­flik­ten gepräg­te Land nur begrenz­te Auf­nah­me­ka­pa­zi­tä­ten. Die meis­ten der Flücht­lin­ge leben unter schwie­ri­gen Bedin­gun­gen bei liba­ne­si­schen Gast­fa­mi­li­en. Ein Teil lebt in pro­vi­so­ri­schen Sam­mel­un­ter­künf­ten. Seit Mai 2012 mehr­ten sich die gewalt­sa­men Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen Assad-Anhängern und -Geg­nern im Liba­non. Gefech­te fan­den bis­her vor allem zwi­schen schii­ti­schen Anhän­gern der His­bol­lah und sala­fis­ti­schen Assad-Gegnern statt.

Eini­ge der Syrer flie­hen auch in den Irak – laut UNHCR bis­lang mehr als 8000 Men­schen. Auch sehen sich laut UNHCR vie­le ira­ki­sche Flücht­lin­ge, die sich vor der Gewalt im Irak nach Syri­en geflüch­tet hat­ten, gezwun­gen, zurück in ihr noch immer unsi­che­res Her­kunfts­land zu fliehen. 

In Jor­da­ni­en sind laut UNHCR über 36.000 Flücht­lin­ge aus Syri­en ange­kom­men. Im Nor­den des Lan­des wur­den Con­tai­ner und Zel­te für die Flücht­lin­ge errich­tet, ein Teil der syri­schen Flücht­lin­ge ist in der Haupt­stadt Amman und der nörd­lich gele­ge­nen Stadt Irbid unter­ge­kom­men. Auch dort wer­den die Flücht­lin­ge als „Gäs­te“ betrach­tet und haben damit einen unsi­che­re­ren Sta­tus als aner­kann­te Flücht­lin­ge. Um die hohe Zahl der Flücht­lin­ge ver­sor­gen zu kön­nen ist Jor­da­ni­en auf Unter­stüt­zung ange­wie­sen. Die Bun­des­re­gie­rung hat ins­be­son­de­re Jor­da­ni­en Unter­stüt­zung bei der Ver­sor­gung der Flücht­lin­ge zuge­sagt. Auch die EU-Kom­mis­si­on hat wei­te­re Hil­fen für syri­sche Flücht­lin­ge beschlossen.

Damit scheint die EU immer­hin bereit zu sein, die  Erst­auf­nah­me­staa­ten zu unter­stüt­zen. Dies dürf­te jedoch sei­tens der EU-Staa­ten die Erwar­tung impli­zie­ren, dass die Flücht­lin­ge in der Regi­on gehal­ten wer­den. Einen Plan B zur Auf­nah­me von Flücht­lin­gen in der EU scheint es nicht zu geben – auch wenn zu befürch­ten ist, dass der Kon­flikt noch län­ger andau­ert und sich die Lage der Flücht­lin­ge in den Nach­bar­staa­ten, in denen sie meist nur tem­po­rä­ren Schutz fin­den, verschlechtert.

Allein vom EU-Insel­staat Zypern, der rund 150 Kilo­me­ter vor der syrisch-liba­ne­si­schen Küs­te liegt, heißt es laut Medi­en­be­rich­ten, dass dort Vor­be­rei­tun­gen zur Auf­nah­me von Flücht­lin­gen lie­fen. Vor allem scheint dabei jedoch die Eva­ku­ie­rung von west­li­chen Aus­län­dern aus Syri­en vor­be­rei­tet zu wer­den. Ange­sichts der schlech­ten Behand­lung von Asyl­su­chen­den in Zypern in den letz­ten Jah­ren und der Män­gel des zypri­schen Asyl­sys­tems ist frag­lich, ob dort der poli­ti­sche Wil­le vor­han­den ist, Flücht­lin­ge unter men­schen­wür­di­gen Bedin­gun­gen auf­zu­neh­men. Vor die­sem Hin­ter­grund wäre es extrem pro­ble­ma­tisch, wenn die EU ver­su­chen soll­te, Zypern zum Auf­nah­me­la­ger für Flücht­lin­ge in Ver­tre­tung aller ande­ren EU-Staa­ten anzusehen. 

In Deutsch­land ist die Zahl syri­scher Asyl­su­chen­der ver­gleichs­wei­se leicht gestie­gen. Im Juni 2012 bean­trag­ten 388 Men­schen aus Syri­en Asyl in Deutsch­land. Bereits zu Zei­ten, in denen Deutsch­land noch gute wirt­schaft­li­che Bezie­hun­gen zu Syri­en unter­hielt und Dik­ta­tor Assad als „Refor­mer“ geprie­sen wur­de, flo­hen vie­le Men­schen aus Syri­en nach Deutsch­land. Das dar­auf­hin mit dem Regime geschlos­se­ne deutsch-syri­sche Rück­über­nah­me­ab­kom­men, auf des­sen Basis man bis zum Aus­bruch des Auf­stan­des abge­lehn­te Asyl­su­chen­de nach Syri­en und nach­ge­wie­se­ner­ma­ßen in Haft und Fol­ter abge­scho­ben hat,  besteht übri­gens for­mal noch immer.

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