04.07.2013
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Flüchtlinge aus Choucha bei einer Demonstration in Tunis während des Welstsozialforums.

Das tunesische Flüchtlingslager Choucha wird geschlossen. Die verbleibenden Flüchtlinge bleiben ohne jeden Schutz. Im Lager in der tunesischen Wüste hatten 2011 Tausende Schutzsuchende aus Subsahara-Afrika Zuflucht gefunden, die zuvor in Libyen gelebt hatten.

Die Toi­let­ten sind bereits abge­ris­sen, die Was­ser­tanks wur­den geleert. Das berich­te­ten Flücht­lin­ge aus dem Lager Chou­cha Ende letz­ter Woche. Zuvor hat­ten es die Flücht­lin­ge noch geschafft, Was­ser für weni­ge Tage abzu­fül­len: Sie wol­len bleiben.

Noch har­ren 400 bis 500 Schutz­su­chen­de in der tune­si­schen Wüs­te aus. Eini­ge haben sich aus Ver­zweif­lung bereits auf den Weg zurück nach Liby­en gemacht. Es ist zu befürch­ten, dass sie dort ihr Leben erneut ris­kie­ren könn­ten, um nach einer lebens­ge­fähr­li­chen Über­fahrt über das Mit­tel­meer die erhoff­te Auf­nah­me in Euro­pa zu finden.

Die von UNHCR nicht als schutz­be­rech­tigt Aner­kann­ten haben kei­ner­lei Per­spek­ti­ven im Land, ihnen wird nach der Camp-Schlie­ßung nur ein Leben in Ille­ga­li­tät blei­ben. Die rund 300 von UNHCR aner­kann­ten Flücht­lin­ge, denen aus for­ma­len Grün­den kein Resett­le­ment-Platz gewährt wur­de, sol­len in Tune­si­en inte­griert wer­den. Die feh­len­de Asyl­ge­setz­ge­bung im Land und zahl­rei­che ras­sis­ti­sche Über­grif­fe auf die aus Sub­sa­ha­ra-Afri­ka stam­men­den Flücht­lin­ge haben die­se Grup­pe in den letz­ten Mona­ten immer wie­der zu laut­star­kem Pro­test ver­an­lasst. Am Diens­tag haben rund 25 Flücht­lin­gen aus Chou­cha vor dem tune­si­schen Minis­te­ri­um für Men­schen­rech­te in Tunis pro­tes­tiert, um auf die dra­ma­ti­sche Zuspit­zung der Lage in Chou­cha auf­merk­sam zu machen.

Denn lan­ge wird das Was­ser nicht mehr aus­rei­chen. Auch die Gesund­heits­ver­sor­gung wur­de ein­ge­stellt sowie die Aus­ga­be von Nah­rungs­mit­teln im Camp. Bis­her übe das Mili­tär kei­nen phy­si­schen Druck auf die noch in Chou­cha ver­blei­ben­den Flücht­lin­ge aus, dies sei jedoch eine Fra­ge der Zeit, so befürch­ten die Schutzsuchenden.

Die Euro­päi­schen Mit­glied­staa­ten ste­hen in der Ver­ant­wor­tung, Auf­nah­me­plät­ze für die in Chou­cha ver­blei­ben­den Flücht­lin­ge bereit­zu­stel­len. Es kann nicht sein, dass Men­schen, die mehr­fa­che Flucht­er­fah­run­gen erlit­ten haben, nun in einer Situa­ti­on zurück gelas­sen wer­den, in der sie kei­ne Garan­tie für Schutz und ein Leben in Sicher­heit fin­den wer­den. Schlimms­ten­falls ris­kie­ren Flücht­lin­ge ihr Leben erneut auf hoher See. Eine huma­ni­tä­re Lösung für die Flücht­lin­ge in Chou­cha ist drin­gend gebo­ten – es ist höchs­te Zeit.

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