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Eine Frau vor den Überresten des geschlossenen Wüstenlagers Choucha in Tunesien. Sie und die anderen dort Verbleibenden fordern ihre Aufnahme in einem sicheren Land. Bild: Chris Grodotzki

Mit einem offenen Brief wenden sich mehrere Organisationen gemeinsam mit Flüchtlingen aus dem ehemaligen Lager Choucha in Tunesien an die Innenminister von Bund und Ländern. In Tunis protestieren Choucha-Flüchtlinge weiterhin gegen ihre auswegslose Lage und fordern ihre Aufnahme in einem sicheren Land.

Rund 400 Flücht­lin­ge har­ren wei­ter­hin in dem ehe­ma­li­gen Wüs­ten­la­ger aus. Eine Per­spek­ti­ve auf Schutz haben sie nicht: Im Resett­le­ment-Ver­fah­ren haben sie aus for­ma­len Grün­den kei­nen Auf­nah­me­platz bekom­men oder wur­den abge­lehnt. Nach der Schlie­ßung des Lagers Ende Juni blie­ben sie dort sich selbst über­las­sen. Ihre Lage ist dra­ma­tisch, denn die Ver­sor­gung wur­de auf allen Ebe­nen ein­ge­stellt, die Infra­struk­tur zer­stört. Wie Unter­stüt­ze­rin­nen und Unter­stüt­zer berich­ten, ver­su­chen die Flücht­lin­ge ver­zwei­felt, vor­bei­fah­ren­de Autos anzu­hal­ten, um Nah­rungs­mit­tel und Was­ser zu erbetteln.

Mehr­fa­ches Mar­ty­ri­um erlitten 

Die Flücht­lin­ge in Chou­cha haben ein mehr­fa­ches Mar­ty­ri­um erlit­ten. Sie haben in der Hoff­nung auf ein bes­se­res und siche­res Leben ihre Her­kunfts­län­der ver­las­sen und sind in Liby­en vor den Kriegs­wir­ren geflo­hen. Ein Teil von ihnen hat sogar einen Flücht­lings­pass in der Tasche, und den­noch kei­ne Per­spek­ti­ve auf Schutz: Wer von UNHCR als Flücht­ling aner­kannt wur­de, aber kei­nen Resett­le­ment-Platz bekam, soll in Tune­si­en „inte­griert“ wer­den – einem Land ohne Asyl­ge­setz­ge­bung und ohne garan­tier­te Rech­te für Flücht­lin­ge. Vie­le berich­ten von Dis­kri­mi­nie­run­gen im All­tag und Polizeigewalt.

Aktio­nen am Ran­de der IMK

Am heu­ti­gen Don­ners­tag laden Akti­vis­tin­nen und Akti­vis­ten gemein­sam mit in Deutsch­land leben­den Flücht­lin­gen aus Chou­cha zu einem Hea­ring und eine Pres­se­kon­fe­renz zur Situa­ti­on in Chou­cha bzw. an den EU-Außen­gren­zen ein. Nach einer Demons­tra­ti­on zum Tagungs­ort der IMK soll der offe­ne Brief an einen Ver­tre­ter der Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz über­ge­ben werden.

PRO ASYL setzt sich dafür ein, dass für alle Flücht­lin­ge in Chou­cha eine huma­ni­tä­re Lösung gefun­den wird. Ver­wei­gert Euro­pa den ver­blei­ben­den Chou­cha-Flücht­lin­gen wei­ter­hin die Auf­nah­me, zwin­gen die elen­den Ver­hält­nis­se dort zur Wei­ter­flucht. Schutz­su­chen­de wer­den so zur lebens­ge­fähr­li­chen Rei­se über das Mit­tel­meer gezwun­gen. Die ers­ten Flücht­lin­ge aus Chou­cha haben sich bereits auf den Weg nach Lam­pe­du­sa gemacht.

Appell an die Innen­mi­nis­ter von Bund und Ländern

EU schließt „Mobi­li­täts­part­ner­schaft“ mit Tune­si­en (04.03.14)

Chou­cha: Hun­der­te Flücht­lin­ge ohne Schutz in der Wüs­te (04.07.13)

Tune­si­en: Hun­ger­streik von Flücht­lin­gen aus Chou­cha  (08.04.13)

Resett­le­ment: Deutsch­land kann mehr! (19.11.12)