29.10.2012
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Foto: <a href="http://www.facebook.com/Refugeemarch">http://www.facebook.com/Refugeemarch</a>

Am Brandenburger Tor in Berlin und auch an der Frankfurter Hauptwache protestieren Flüchtlinge seit mehreren Nächten gegen die deutsche Asylpolitik. Die Polizei versucht den Protest zu verhindern, indem sie den Demonstrierenden Zelte, Decken und Isomatten abnimmt.

Alles was vor der Käl­te schützt, ist ver­bo­ten. So unge­fähr lau­tet die Auf­la­ge, mit der die Ber­li­ner Poli­zei die vor dem Bran­den­bur­ger Tor aus­har­ren­den Flücht­lin­ge schi­ka­niert: Laut einer Ver­fü­gung heißt es, alles sei unter­sagt, was »dem Wit­te­rungs­schutz, dem Sit­zen, dem Lie­gen oder in sons­ti­ger Wei­se der Bequem­lich­keit von Ver­samm­lungs­teil­neh­mern dient«.

Tat­säch­lich ver­su­chen Ber­li­ner Poli­zis­ten, die Auf­la­ge trotz der Käl­te gegen die teils im Hun­ger­streik befind­li­chen Flücht­lin­ge umzu­set­zen: Erst wur­de das Zelt der Flücht­lin­ge abge­räumt, dann wur­den Schlaf­sä­cke und Iso­mat­ten kon­fis­ziert, schließ­lich wur­de Pro­tes­tie­ren­den sogar ver­bo­ten, sich auf ihre Taschen zu set­zen oder die­se auch nur auf dem Boden abzu­stel­len. Mit einer Face­book-Akti­on rufen Akti­vis­tIn­nen dazu auf, sich bei den ver­ant­wort­li­chen Behör­den gegen die Auf­la­gen und das Vor­ge­hen der Poli­zei zu beschweren.

Schwe­re Vor­wür­fe gegen die Ber­li­ner Poli­zei erhe­ben auch Akti­vis­ten und Akti­vis­tin­nen, die im Rah­men einer Pro­test­ak­ti­on in der Nige­ria­ni­schen Bot­schaft fest­ge­nom­men wur­den: In einem Video wer­fen sie der Ber­li­ner Poli­zei ras­sis­tisch moti­vier­te Gewalt vor. Mitt­ler­wei­le ermit­telt die Poli­zei in den eige­nen Rei­hen wegen des Ver­dachts auf Kör­per­ver­let­zung im Amt.

Auch in Frank­furt am Main demons­trie­ren Flücht­lin­ge mit einer Dau­er­kund­ge­bung für eine mensch­li­che­re Asyl­po­li­tik und bes­se­re Lebens­be­din­gun­gen für Asyl­su­chen­de. Auch hier wur­de ihnen die Erlaub­nis ver­wei­gert, ein Zelt auf­zu­stel­len, die Flücht­lin­ge har­ren an der Frank­fur­ter Haupt­wa­che in der Käl­te aus.

Die Pro­tes­te in Frank­furt und Ber­lin rich­ten sich unter ande­rem gegen die Resi­denz­pflicht, die Flücht­lin­gen ver­bie­tet, ihr Bun­des­land und in eini­gen Regio­nen auch ihren Regie­rungs­be­zirk oder gar ihren Land­kreis zu ver­las­sen, gegen den Zwang, über Jah­re in krank­ma­chen­den Sam­mel­la­gern leben zu müs­sen, gegen Arbeits- und Aus­bil­dungs­ver­bo­te, gegen Abschie­bun­gen und für Schutz vor poli­ti­scher Verfolgung.

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Video­streams vom Pro­test vor dem Bran­den­bur­ger Tor

Über die Flücht­lings­pro­tes­te am Bran­den­bur­ger Tor und das Vor­ge­hen der Poli­zei berich­te­ten Spie­gel Online, Neu­es Deutsch­land, Taz, Sueddeutsche.de und vie­le ande­re Medien

Pro­test­auf­ruf der Hes­si­schen Asylbewerber

Bünd­nis Flücht­lings­streik Hes­sen auf Twitter

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