29.04.2013
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Reception Center Kofinou auf Zypern. Bild: Zypern-Dokumentationsgruppe, KUB

Eine neue Studie „Asyl in der Republik Zypern“ beleuchtet die erschreckende Situation von Schutzsuchenden auf der Insel: die Regelinhaftierung von Neuankommenden, prekäre Aufnahmebedingungen und ein völlig defizitäres Asylverfahren.

Rück­über­stel­lun­gen Nach Zypern sind auf­grund der sys­te­mi­schen Män­gel des  Asyl­sys­tems und der Ver­let­zung fun­da­men­ta­ler Men­schen­rech­te grund­sätz­lich abzulehnen. 

Die Mit­tel­meer­in­sel ist für vie­le Asyl­su­chen­de – unter ande­rem aus Syri­en – der Staat, in dem sie erst­mals Fuß auf euro­päi­schen Boden set­zen. Dem­nach ist Zypern für ihre Asyl­an­trä­ge ver­ant­wort­lich. Doch die Stu­die der Ber­li­ner Kon­takt- und Bera­tungs­stel­le für Flücht­lin­ge und Migran­tIn­nen (KUB) e.V. beschei­nigt dem zypri­schen Asyl­sys­tem schwer­wie­gen­de Män­gel, die zu Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen füh­ren. Flücht­lin­ge berich­ten vom Aus­schluss von Sozi­al­leis­tun­gen, man­geln­der medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung und Poli­zei­ge­walt in der Haft.

Lage syri­scher Flücht­lin­ge problematisch 

Pro­ble­ma­tisch ist auch die Lage syri­scher Flücht­lin­ge, von denen vie­le auf unbe­stimm­te Zeit inhaf­tiert wer­den,  wäh­rend die Ent­schei­dun­gen über ihre Asyl­an­trä­ge aus­ge­setzt wur­den. Die Stu­die berich­tet u.a. von einer syri­schen Frau, der ver­wei­gert wur­de, einen Asyl­an­trag zu stel­len, und die dann in den Liba­non abge­scho­ben wurde.

Drei­zehn syri­sche Flücht­lin­ge, die im Okto­ber 2012 Zypern per Boot erreich­ten, wur­den laut Aus­sa­ge ihres Anwalts direkt inhaf­tiert und erhiel­ten einen Monat lang kei­nen Zugang zum Asyl­ver­fah­ren. Selbst nach der Antrag­stel­lung wur­den nur elf von ihnen aus der Haft ent­las­sen. Syri­en war 2012 das wich­tigs­te Her­kunfts­land von Asyl­su­chen­den in Zypern. Nach off­zi­el­len Anga­ben wur­den in Zypern 2012  1 635 Asyl­an­trä­ge gestellt, rund ein Drit­tel davon von Flücht­lin­gen aus Syrien.

Will­kür­li­ches Vor­ge­hen der Behörden 

Flücht­lin­ge in Zypern lei­den nicht nur an den recht­li­chen Defi­zi­te der zypri­schen Asyl­ge­setz­ge­bung, son­dern sind auch dem will­kür­li­chen Vor­ge­hen der Behör­den  aus­ge­setzt. So trat etwa G., eine Flücht­lings­frau aus dem Iran,  in Hun­ger­streik, um gegen ihre men­schen­un­wür­di­ge Unter­kunft zu pro­tes­tie­ren. G.  wuss­te nicht mehr, wie sie ihr Baby ernäh­ren soll­te. Da droh­te ihr die Ein­wan­de­rungs­be­hör­de damit, sie für psy­chisch krank erklä­ren und ihr das Kind weg­neh­men zu lassen. 

Auf die rou­ti­ne­mä­ßi­gen Ver­haf­tun­gen von Flücht­lin­gen – auch beson­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen wie Min­der­jäh­ri­gen –  und ihre pre­kä­ren Lebens­um­stän­de in Zypern wei­sen Beob­ach­ter schon seit län­ge­rem hin. Die Stu­die der KUB bekräf­tigt nun die schwe­ren Män­gel im Asyl­sys­tem. PRO ASYL for­dert, Abschie­bun­gen im Rah­men der euro­päi­schen Asyl­zu­stän­dig­kei­trs­re­ge­lun­gen – Dub­lin II-Ver­ord­nung – nach Zypern zu stoppen.

Zur Stu­die „Asyl in der Repu­blik Zypern“ der Fach­grup­pe Zypern der Kon­takt- und Bera­tungs­stel­le­für Flücht­lin­ge und Migran­tIn­nen e.V. (April 2013)

„Punish­ment wit­hout a crime“ – Zypern-Bericht von Amnes­ty Inter­na­tio­nal (Juni 2012)

 Euro­päi­scher Gerichts­hof für Men­schen­rech­te ver­ur­teilt Mal­ta und Zypern (24.07.13)

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