30.11.2012

Als „ver­dor­be­nes Advents­pa­ket“ bezeich­net Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL, den Gesetz­ent­wurf zum Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz. Statt allen Asyl­su­chen­den end­lich ein Leben in Wür­de zu ermög­li­chen, will die Bun­des­re­gie­rung Asyl­su­chen­de aus bestimm­ten Län­dern pau­schal mit Abschre­ckungs­maß­nah­men überziehen.

Das Geset­zes­vor­ha­ben ist ein kaum ver­hüll­ter Angriff auf das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt, das am 18.Juli in sei­nem Grund­satz­ur­teil zum Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz ent­schie­den hat: „Die in Arti­kel 1 Abs. GG garan­tier­te Men­schen­wür­de ist migra­ti­ons­po­li­tisch nicht zu rela­ti­vie­ren“. PRO ASYL wirft dem Bun­des­mi­nis­ter Fried­rich vor, dem­ge­gen­über erneut das Sozi­al­hil­fe­recht als Mit­tel der Abschre­ckung zu instrumentalisieren.

Auf Druck des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums sieht der Gesetz­ent­wurf vor, Asyl­an­trag­stel­lern aus Her­kunfts­län­dern, in denen es angeb­lich kei­ne poli­ti­sche Ver­fol­gung gibt, eine gerin­ge­re Unter­stüt­zung zu zah­len. Dies sei nötig um die Ein­rei­se aus „asyl­frem­den, ins­be­son­de­re aus wirt­schaft­li­chen Moti­ven“ zu bekämp­fen, so die Begrün­dung des Gesetzes.

PRO ASYL sieht in dem Gesetz­ent­wurf die recht­li­che Umset­zung der popu­lis­ti­schen Stim­mungs­ma­che gegen Asyl­su­chen­de aus Ser­bi­en und Maze­do­ni­en. Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Fried­rich will bei der bevor­ste­hen­den Kon­fe­renz der Innen­mi­nis­ter  Bund und Län­dern die Absicht vor­brin­gen, Ser­bi­en und Maze­do­ni­en zu siche­ren Her­kunfts­staa­ten zu erklä­ren. Dies ver­hin­dert eine objek­ti­ve und ein­zel­fall­be­zo­ge­ne Prü­fung der Asyl­an­trä­ge und baga­tel­li­siert den struk­tu­rel­len Ras­sis­mus, der Roma in Ser­bi­en und Maze­do­ni­en entgegenschlägt.

Der Geset­zes­ent­wurf zemen­tiert zudem die sozia­le Aus­gren­zung von Asyl­su­chen­den. Sach­leis­tun­gen und Essens­pa­ke­te ent­mün­di­gen Flücht­lin­ge in ihrer Lebensführung.

Der Gesetz­ent­wurf ist nach Auf­fas­sung von PRO ASYL die Eröff­nung eines vor­ge­zo­ge­nen Wahl­kamp­fes auf dem Rücken von Flüchtlingen.

Wei­te­re Informationen:

PRO ASYL – Posi­ti­ons­pa­pier „Popu­lis­mus aus dem Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um – Zu den Vor­schlä­gen des Bun­des­in­nen­mi­nis­ters zum Umgang mit Asyl­su­chen­den aus Ser­bi­en und Maze­do­ni­en“ vom 28.11.2012

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