News
„Sie hätten nicht sterben müssen“ – Legale und sichere Fluchtwege schaffen!
Mohamed und Nisrin leben schon seit Jahren in Deutschland. Ihre Verwandten in Syrien mussten aus Aleppo in den Nordwesten des Landes fliehen. Alle Versuche von Mohamed und Nisrin, sie nach Deutschland zu holen, scheitern. Mittlerweile wurden mehrere Familienmitglieder von Bomben getötet. PRO ASYL dokumentiert die traurige Geschichte:
Mohamed Ghnema (39) lebt mit seiner Ehefrau Nisrin Ismail (29) in München und arbeitet als Fachlagerist. Nisrin ist als Finanzbuchhalterin an der Universität tätig. Nisrins Vater kam bereits 2013 in einem syrischen Gefängnis ums Leben, nachdem er zwei Jahre zuvor bei einer Demonstration festgenommen worden war – er starb durch Misshandlung und Folter, sagt Nisrin.
Vergebliche Versuche, die Familie nach Deutschland zu holen
Mehr als zwei Jahre lang versuchen Mohamed und Nisrin bereits vergeblich, Familienangehörige aus Syrien zu retten. Seit die Häuser ihrer Angehörigen in Syrien durch Bomben des Assad-Regimes zerstört wurden, unterstützen sie die Familie, die nach Idlib im Nordwesten Syriens geflohen ist. Als die Bundesregierung 2013 beschließt, 10.000 syrische Flüchtlinge auf Antrag von Verwandten in Deutschland aufzunehmen, schöpfen sie Hoffnung. Doch das Kontingent der Aufnahmeprogramme war viel zu klein: Ihr Antrag blieb unberücksichtigt – wie Zehntausende andere auch.
Das Fehlen sicherer Wege treibt die Menschen in die Hände von Schleusern
Auch die Bundesländer ermöglichen Syrern, ihre Verwandten aus dem Kriegsgebiet sicher und legal nach Deutschland zu holen. Die Landesaufnahmeprogramme sind meist an eine Verpflichtungserklärung geknüpft – die hier lebenden Angehörigen müssen persönlich erklären, für den Lebensunterhalt der Einreisenden quasi lebenslang aufzukommen. Für Mohamed und Nisrin ist das kein Hindernis: Sie arbeiten beide und haben ein ausreichendes Einkommen, um die finanzielle Verpflichtung für die Angehörigen einzugehen. Aber auch diese Möglichkeit bleibt ihnen verwehrt: Als einziges Bundesland hat Bayern kein Landesaufnahmeprogramm für syrische Flüchtlinge beschlossen. Im Juni 2015 meint Mohamed in einem Gespräch: „Diese Politik treibt unsere Verwandten in die Hände illegaler Schleuser“
„Hätte Bayern ein Aufnahmeprogramm gehabt, hätten sie nicht sterben müssen“
Doch es kommt noch schlimmer: Tatsächlich macht sich Mohameds Bruder Adnan selbst auf den Weg, will in Deutschland Asyl beantragen, um seine Familie später über einen sicheren Weg nachholen zu können – denn die Kernfamilie (minderjährige Kinder und Ehepartner) von anerkannten Asylbewerbern kann bislang auch außerhalb der Aufnahmeprogramme legal nach Deutschland kommen. Im August 2015 kommt Adnan in Deutschland an. Keine vier Wochen später wird seine Frau, im fünften Monat schwanger, von einer Fassbombe getötet, die Kinder werden schwer verletzt. Bislang konnte der Witwer auch seine beiden kleinen Kinder nicht zu sich nach Deutschland holen.
Auch die Familie seiner Schwester konnte Mohamed nicht retten: Sie und ihr dreijähriger Sohn werden bei einem Bombenangriff schwer verwundet. Für den Schwager und die fünfjährige Tochter käme inzwischen jedes Aufnahmeprogramm zu spät – sie sind tot. „Hätte Bayern wie andere Bundesländer 2013 ein Aufnahmeprogramm gehabt, hätten sie nicht sterben müssen“, sagt Mohamed Ghnema bitter.
Familien gehören zusammen: Mehr Infos zu Aufnahmeprogrammen & Familiennachzug
Engagieren Sie sich für verfolgte Menschen
PRO ASYL berät und unterstützt viele Tausend Menschen in ihren oft schwierigen Fluchtsituationen. Damit Flüchtlinge ihre Familie zu sich holen können, kämpfen wir dafür, dass besonders Schutzbedürftige auf legalen und sicheren Wegen nach Deutschland kommen können und setzen uns dafür ein, dass die Aufnahmeprogramme für syrische Flüchtlinge fortgeführt und ausgebaut werden.
Wir freuen uns über jede Unterstützung in Form einer Fördermitgliedschaft oder einer Spende: Spendenkonto-Nr.: 8047300 | Bank für Sozialwirtschaft Köln | BLZ: 370 205 00 IBAN: DE62 3702 0500 0008 0473 00 | BIC: BFSWDE33XXX
Familien gehören zusammen: „Stellen Sie sich vor, das wäre Ihrer Familie passiert“ (25.12.15)
Legale Wege fehlen: Wie Flüchtlinge in die Hände von Schleppern getrieben werden (23.12.15)
Europas Abschottungspolitik zwingt Frauen & Kinder auf die Boote (23.12.15)
„Überall in Syrien lauert der Tod“ – Familiennachzug weiter ermöglichen (18.12.15)
Familien gehören zusammen: Aufnahmeprogramme fortsetzen (10.12.15)