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Elend und brutale Gewalt an der mazedonisch-griechischen Grenze
Ein Trek von Tausenden Flüchtlingen versucht verzweifelt an der mazedonisch-griechischen Grenze in die EU zu gelangen. Die Schutzsuchenden werden Opfer von brutaler Gewalt und nacktem Elend. Augenzeugen aus Griechenland, Deutschland und Österreich appellieren an deutsche Politikerinnen und Politiker, jetzt sofort an den Ort der Katastrophe zu reisen.
„Tausende Männer, Frauen und Kinder kommen per Bahn oder viele Kilometer zu Fuß, hausen erschöpft auf Feldern und im Schilf nahe der Grenze“, berichten Augenzeugen von der Situation an der mazedonisch-griechischen Grenze. Die mazedonischen Grenzbeamten wehrten die Flüchtlinge oft tagelang ab, dann wieder ließen sie Gruppen weiterziehen, berichten die Augenzeugen. Die Flüchtlinge wappneten sich an der Grenze mit Stöcken und Stangen, „weil sie wissen, dass jenseits der Grenze Banden und auch (Polizei-) Einheiten auf sie warten, um ihnen ihr letztes Hab und Gut und auch ihre Pässe zu entreißen“.
Täglich würden Fälle von Gewalt durch Banden registriert: „Flüchtlinge kommen schwer verletzt zurück. Blutende und zerschlagene Menschen finden dabei kaum Versorgung in dem kleinen 20 km entfernten Gesundheitszentrum in Polikastro, das währenddessen noch nicht einmal einen Krankenwagen zur Verfügung hat. Das 50 km entfernte Krankenhaus in Kilkis ist ohne Hilfe Dritter kaum erreichbar. Viele jedoch melden sich trotz Verletzungen nicht, aus Angst vor Inhaftierung. Sie versuchen immer wieder, über die Grenze zu gelangen.“
Werdet Augenzeugen dieser Katastrophe!
Angesichts der Katastrophe fordern die Verfasserinnen und Verfasser des Aufschreis Politiker und Politikerinnen aus Deutschland auf, jetzt sofort nach Griechenland zu kommen: „Nicht erst wenn es ihre Termine erlauben! Zu Erdbebenopfern kommen sie auch nicht drei Monate später!“
Ihr Angebot: „Wir begleiten sie mit ortskundigen Unterstützenden nach Idomeni zu den dort im Freien hausenden Flüchtlingen, die darauf warten, dass auch ihre Gruppe endlich von den bewaffneten mazedonischen Beamten durchgelassen wird. Wir begleiten sie zu Ärzten und DorfbewohnerInnen an der Grenze und geben Augenzeugenberichte weiter, damit sie sich selbst ein Bild machen können und dann ihre Stimme erheben“, so der Appell.
An der Flüchtlingsfrage entscheidet sich der wahre Geist Europas!
Während staatliche und kommunale Organe angesichts der vielen Flüchtlinge in Ohnmacht verharrten, berichten die Verfasserinnen und Verfasser des Statements vom Engagement der Zivilgesellschaft: „Hausfrauen, Geschäftsleute, Lehrkräfte, Arbeitslose tun sich zusammen, kochen, verbinden Wunden, helfen und unterstützen unermüdlich.“
Sie fragten nicht nach Geld für ihre Hilfe: „Wir wollen keine Gelder für Hilfsmaßnahmen, die Politik soll hier endlich Lösungen finden“ – europäische Lösungen für die „ankommenden Menschen in unserer Mitte, die in der Europäischen Union ihr Überleben und ihren Frieden sichern wollen“, wie die Verfasserinnen und Verfasser des Aufschreis fordern: „Wann endlich sind wir bereit, die brutalen Abschreckungsmaßnahmen umzuwandeln in eine Kultur der europäischen Solidarität und der viel beschworenen Menschenrechte?“
PRO ASYL fordert Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Medien und anderen gesellschaftlichen Institutionen auf, dem Aufruf zu folgen und zur mazedonischen Grenze zu reisen. Die humanitäre Katastrophe an Griechenlands Grenzen ist keine griechische – sondern eine europäische Katastrophe.
Den Aufruf vefassten der griechische Dokumentarfilmer Vasilis Tsartsanis aus Polikastro, Katerina Notopoulou aus Thessaloniki, Dorothee Vakalis, Dr.Nadja Rakowitz aus Frankfurt und Gerhard Lanzerstorfer aus Linz. Kontaktanfragen nehmen Vasilis Tsartsanis (auf englisch oder griechisch) und Dorothee Vakalis (auf deutsch) entgegen: dorothee.vakalis(at)gmx.net | vasilis.tsartsanis(at)gmail.com
Weitere Berichte zur Situation an der mazedonisch-griechischen Grenze:
Vasilis Tsartsanis: Mörderische Flüchtlingsmärsche im heutigen Griechenland der Krise
MSF: Thousands of Migrants and Refugees blocked in oprecarious Conditions at FYROM Border
MSF: Photo of the Week: Idomeni Migration Route, Greece
„Die Situation treibt einige in den Wahnsinn“ (31.07.15)
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