15.01.2013

Im Jahr 2012 wur­den nach Medi­en­be­rich­ten in Deutsch­land 64.539 Asyl­an­trä­ge gestellt, rund 41 Pro­zent mehr als im Vor­jahr. „Nicht die Zahl ist dra­ma­tisch, son­dern die Situa­ti­on der Schutz­su­chen­den“, sag­te Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL in Frankfurt.

Unver­än­dert erreicht nur ein gerin­ger Teil der Flücht­lin­ge Euro­pa. Welt­weit sind nach Anga­ben des UNHCR 43 Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht. In vie­len Her­kunfts­staa­ten ist eine kurz­fris­ti­ge Ver­bes­se­rung der Men­schen­rechts­la­ge nicht zu erwar­ten. Ange­sichts des eska­lie­ren­den Kon­flikts in Syri­en, der insta­bi­len Lage in Afgha­ni­stan und im Irak und der anhal­ten­den Ver­fol­gungs­si­tua­ti­on in Staa­ten wie dem Iran muss Deutsch­land davon aus­ge­hen, dass auch in den kom­men­den Mona­ten und Jah­ren Men­schen kei­ne ande­re Chan­ce für ihr Über­le­ben sehen als die Flucht. Deutsch­land und die ande­ren EU-Staa­ten wer­den sich auf mehr Flücht­lin­ge ein­stel­len müssen.

PRO ASYL for­dert Bund, Län­der und Gemein­den auf, die Auf­nah­me­ka­pa­zi­tä­ten für Flücht­lin­ge zu erhö­hen. Deutsch­land hat nach dem Rück­gang der Asyl­be­wer­ber­zah­len von 1995 bis zum Wie­der­an­stieg im Jahr 2008 kon­ti­nu­ier­lich Auf­nah­me­ka­pa­zi­tä­ten abge­baut. Die Annah­me, die Fol­gen von Kon­flik­ten wie im Irak, in Afgha­ni­stan oder in Syri­en wür­den Deutsch­land nicht errei­chen, hat sich als Trug­schluss her­aus­ge­stellt. Nur lang­fris­ti­ge und rea­lis­ti­sche Pla­nun­gen kön­nen ver­hin­dern, dass Flücht­lin­ge in pro­vi­so­ri­schen Not­un­ter­künf­ten unter­ge­bracht wer­den müssen.

PRO ASYL erwar­tet, dass trotz der gestie­ge­nen Asyl­an­trä­ge jeder Ein­zel­fall sorg­fäl­tig und unvor­ein­ge­nom­men geprüft wird. Schnell­ver­fah­ren, bei denen Asyl­su­chen­den aus Staa­ten wie Ser­bi­en und Maze­do­ni­en trotz dras­ti­scher Berich­te über ras­sis­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung und Aus­gren­zung de fac­to Asyl­miss­brauch unter­stellt wird, sind das Gegen­teil  einer unvor­ein­ge­nom­me­nen Prü­fung. Die Rea­li­tät in Ser­bi­en und Maze­do­ni­en steht in kras­sem Gegen­satz zur extrem nied­ri­gen Aner­ken­nungs­quo­te für Flücht­lin­ge aus die­sen Staa­ten. Wer behaup­tet, eine nied­ri­ge Aner­ken­nungs­quo­te doku­men­tie­re, dass in dem betref­fen­den Staat kei­ne rele­van­ten Flucht­grün­de vor­lä­gen, argu­men­tiert mit einem gefähr­li­chen Zirkelschluss.

Innen­mi­nis­ter Fried­rich beton­te, Deutsch­land müs­se „für syri­sche Flücht­lin­ge Kapa­zi­tä­ten bereit­hal­ten, die nicht von denen in Anspruch genom­men wer­den dür­fen, die aus siche­ren Her­kunfts­län­dern wie Ser­bi­en oder Maze­do­ni­en kom­men.“ Tat­säch­lich ver­hin­dert Deutsch­land die Ein­rei­se syri­scher Asyl­su­chen­der. Syri­sche Flücht­lin­ge, die bei in Deutsch­land leben­den Ver­wand­ten Schutz suchen wol­len, erhal­ten in vie­len Fäl­len kei­ne Ein­rei­se-Visa. PRO ASYL for­dert Visa-Erleich­te­run­gen für Syrer und ein ad-hoc-Auf­nah­me­pro­gramm für Schutz­su­chen­de aus Syrien.

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