12.02.2010

Das Schwei­zer Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat die bis­he­ri­ge Pra­xis bei der Umset­zung von Dub­lin II-Ver­fah­ren für rechts­wid­rig erklärt. Auch in der Schweiz wur­den die Beschei­de meist erst unmit­tel­bar vor der Abschie­bung aus­ge­hän­digt. Unter die­sen Umstän­den war es für die Betrof­fe­nen kaum mög­lich, eine Beschwer­de ein­zu­rei­chen und sie wur­den ohne Vor­war­nung in den EU-Staat abge­scho­ben, der für ihr

Das Schwei­zer Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat die bis­he­ri­ge Pra­xis bei der Umset­zung von Dub­lin II-Ver­fah­ren für rechts­wid­rig erklärt. Auch in der Schweiz wur­den die Beschei­de meist erst unmit­tel­bar vor der Abschie­bung aus­ge­hän­digt. Unter die­sen Umstän­den war es für die Betrof­fe­nen kaum mög­lich, eine Beschwer­de ein­zu­rei­chen und sie wur­den ohne Vor­war­nung in den EU-Staat abge­scho­ben, der für ihr Asyl­ver­fah­ren zustän­dig ist.

Mit sei­nem Urteil kam das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt einer Beschwer­de eines afgha­ni­schen Asyl­su­chen­den nach und erklär­te die­se Zustel­lungs­pra­xis nun für rechts­wid­rig. Weil die Schwei­zer Behör­den sowohl durch die Bun­des­ver­fas­sung als auch die Euro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on gebun­den sind, müs­sen sie auch in Dub­lin II-Ver­fah­ren das Recht auf effek­ti­ven Rechts­schutz beachten.

Die Pra­xis, Absc­chie­bun­gen z.B. nach Grie­chen­land sofort zu voll­zie­hen, ver­sto­ße gegen das Gebot effek­ti­ven Rechts­schut­zes nach Arti­kel 13 der Euro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on. Gleich­zei­tig wider­spre­che sie der Recht­spre­chung Straß­bur­ger Men­schen­rechts­ge­richts­hofs, wonach bei einer durch Aus­wei­sung dro­hen­den Ver­let­zung des Refou­le­ment­ver­bo­tes (Schutz vor Abschie­bung in den Fol­ter­staat) vor­läu­fi­ger Rechts­schutz zu gewäh­ren ist.

In Deutsch­land hat­te das Ver­wal­tungs­ge­richt Han­no­ver im Dezem­ber 2009 ähn­lich ent­schie­den. Es rüg­te die spä­te Zustel­lung von Beschei­den durch das Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge als ver­fas­sungs­wid­rig. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt prüft zudem in meh­re­ren Fäl­len, ob Übestel­lun­gen nach Grie­chen­land – ohne dass Eil­rechts­schutz gewährt wird ‑ver­fas­sungs­ge­mäß ist. Die Blo­cka­de des Rechts­wegs für Asyl­su­chen­de muss auch in Deutsch­land end­lich been­det und das Rechts­schutz­ge­bot ernst­ge­nom­men werden.

Urteil des Schwei­zer Bundesverwaltungsgerichts »

Pres­se­er­klä­rung der Schwei­ze­ri­schen Flüchtlingshilfe »

 Schwei­zer Volks­ab­stim­mung: Fata­les Signal für den Flücht­lings­schutz in Euro­pa (10.02.14)

 Fes­tung Schweiz: Kur­zer Pro­zess, Son­der­la­ger für „reni­ten­te“ Asyl­su­chen­de (11.06.13)

 Flücht­lin­ge sol­len wei­ter nach Grie­chen­land abge­scho­ben wer­den (01.06.10)

 Flücht­lin­ge sind kei­ne Paket­post (29.04.10)

 Neu­er Bericht zur Situa­ti­on von Flücht­lin­gen in Grie­chen­land (22.03.10)

 Unan­fecht­bar: Beschei­de müs­sen recht­zei­tig zuge­stellt wer­den (13.01.10)

 VG Han­no­ver wirft Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge Ver­fas­sungs­bruch vor (16.12.09)