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Die EU arbeitet mit Diktatoren wie Salva Kiir (links), Omar Al-Bashir (mitte) und Isayas Afewerki (rechts) zusammen, damit die Opfer der Diktaturen in diesen Ländern bleiben. Fotos: flickr, UtenriksdepartementetUD / wikimedia, Jesse B. Awalt / wikimedia, Helene C. Stikkel

In Kooperation mit Eritrea, Sudan und Südsudan will die EU Fluchtursachen bekämpfen und gegen kommerzielle Fluchthelfer vorgehen. Länder, aus denen Menschen fliehen und in denen schwerste Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind. Interne EU-Dokumente bestätigen: Die Skrupellosigkeit der EU kennt keine Grenzen wenn es um Fluchtverhinderung geht.

Grenz­ma­nage­ment und Schlepperbekämpfung 

Dem ARD-Maga­zin „Moni­tor“ lie­gen inter­ne EU-Doku­men­te zum soge­nann­ten Khar­to­um-Pro­zess vor, die Bri­sanz haben: Län­der wie Eri­trea, Sudan und Süd­su­dan sol­len in das euro­päi­sche Grenz­ma­nage­ment ein­ge­spannt wer­den, um im Vor­feld Euro­pas Flucht­be­we­gun­gen zu ver­hin­dern. Was bereits mit der Unter­zeich­nung der Erklä­rung von Khar­to­um in die Wege gelei­tet wur­de, wird nun kon­kre­ter: Dem Moni­tor-Bericht zufol­ge ist geplant, „Insti­tu­tio­nen der Regie­rung in Eri­trea zu stär­ken“ und sie bei der Bekämp­fung von kom­mer­zi­el­len Flucht­hel­fern zu unterstützen.

Im Sudan sol­len Beam­te im „Migra­ti­ons­ma­nage­ment“ geschult wer­den, das „Grenz­ma­nage­ment“ des Süd­su­dans soll ver­bes­sert wer­den. Dar­über hin­aus ist die Ein­rich­tung eines „Trai­nings­zen­trums“  an der Poli­zei­aka­de­mie in Ägyp­ten geplant. Poli­zei­be­am­te und Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den ver­schie­de­ner afri­ka­ni­schen Staa­ten sol­len dort geschult werden.

Ver­fol­ger­staa­ten als Komplizen

Unver­hoh­len bestä­tigt der EU-Kom­mis­sar für Inne­res und Migra­ti­on, Dimit­ris Avra­mo­pou­los, im Inter­view mit Moni­tor: „Wir sind uns der Tat­sa­che bewusst, dass wir es dabei mit auto­ri­tä­ren Regi­men zu tun haben, mit Dik­ta­tu­ren. […] Aber sie bekom­men von uns kei­ne poli­ti­sche oder demo­kra­ti­sche Legi­ti­ma­ti­on. Wir kon­fron­tie­ren sie nur mit ihrer Verantwortung.“

Die Ver­ant­wor­tung Euro­pas scheint dabei kei­ner­lei Rele­vanz zu haben. Näm­lich Men­schen Schutz zu bie­ten, die vor den repres­sivs­ten Regi­men welt­weit flie­hen. Statt­des­sen wer­den die Behör­den ver­bre­che­ri­scher Regie­run­gen auf­ge­rüs­tet, um die eige­ne Bevöl­ke­rung oder Men­schen auf der Flucht aus ande­ren Län­dern dar­an zu hin­dern, Schutz zu suchen. Flücht­lin­ge aus Eri­trea, deren Schutz­ge­such in Deutsch­land geprüft wird, wer­den zu rund 99 Pro­zent aner­kannt – aus gutem Grund: Regime­kri­ti­ke­rIn­nen lan­den in dem Land am Horn von Afri­ka in gehei­men Gefäng­nis­sen. Wer über die Gren­ze flieht, ris­kiert, als Deser­teur ver­folgt zu wer­den. Die Mili­tär­dik­ta­tur treibt seit Jah­ren fort­wäh­rend Men­schen in die Flucht.

Lega­le Wege öff­nen statt Fluchtverhinderung!

Die ver­trau­li­chen Ver­hand­lungs­do­ku­men­te zei­gen: Die Stra­te­gien der EU wer­den immer unver­fro­re­ner, um eine vor­ver­la­ger­te Zone zur Ein­däm­mung von Flucht und Migra­ti­on vor ihren Gren­zen abzu­ste­cken. Euro­pa darf den Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in Tran­sit- und Her­kunfts­re­gio­nen durch sei­ne eige­ne Grenz­po­li­tik kei­nen Vor­schub leis­ten. Das Aus­maß der geplan­ten Koope­ra­ti­on im Rah­men des Khar­to­um-Pro­zes­ses ist ver­hee­rend. Anstatt Grenz­über­wa­chung durch fata­le Koope­ra­tio­nen zu for­cie­ren, müss­te alles dar­an gesetzt wer­den, Flucht­we­ge zu öffnen.

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