27.01.2012
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Ärzte ohne Grenzen im Einsatz in einem Haftzentrum in Misrata - da Patienten, die in die Verhörzentren zurückgebracht wurden, dort erneut gefoltert worden, bricht die Organisation ihren Einsatz in den Haftzentren Misratas ab. Foto: <a href="http://www.msf.org/msf/articles/2012/01/libya-detainees-tortured-and-denied-medical-care.cfm">MFS</a>

Berichten von Menschenrechtsorganisationen zufolge werden Gefangene in Libyen brutal gefoltert. Viele der Opfer sind Flüchtlinge und Migranten.

Fast zeit­gleich ver­öf­fent­lich­ten am 25. und 26. Janu­ar 2012 die Orga­ni­sa­tio­nen Ärz­te ohne Gren­zen und Amnes­ty Inter­na­tio­nal sowie die Men­schen­rechts­kom­mis­sa­rin der Ver­ein­ten Natio­nen, Navi Pil­lay, Stel­lung­nah­men, in denen sie grau­sa­me Fol­ter­prak­ti­ken in liby­schen Haft­an­stal­ten aufs schärfs­te kritisieren.

Navi Pil­lay berich­te­te, das Inter­na­tio­na­le Komi­tee des Roten Kreu­zes habe rund 8.500 Per­so­nen in 60 Haft­zen­tren zwi­schen März und Dezem­ber 2011 auf­ge­sucht und befragt. Unter den Gefan­ge­nen sind haupt­säch­lich ver­meint­li­che Anhän­ger des getö­te­ten Dik­ta­tors Muammar al-Gad­da­fi, aber auch etli­che Migran­ten und Flücht­lin­ge aus Sub­sa­ha­ra-Afri­ka. Sie wer­den bezich­tigt, als Söld­ner für Gad­da­fi gekämpft zu haben. Den Berich­ten zufol­ge wer­den die Inhaf­tier­ten in Haft­an­stal­ten in Tri­po­lis, Mis­ra­ta und Gheryan bru­tal miss­han­delt und teil­wei­se zu Tode gefol­tert. Mili­tär- und Sicher­heits­kräf­te sowie ille­ga­le Mili­zen sind an die­sen Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen beteiligt.

Man­che Gefan­ge­ne schil­der­ten gegen­über Ver­tre­tern von Amnes­ty Inter­na­tio­nal, sie hät­ten sich für Delik­te schul­dig erklärt, nur um die Fol­ter zu been­den. Die UN-Men­schen­rechts­kom­mis­sa­rin for­der­te, dass die Gefäng­nis­se unver­züg­lich unter die Kon­trol­le des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums und der Gene­ral­staats­an­walt­schaft gebracht wer­den müss­ten, um der Gewalt ein Ende zu bereiten.

Ärz­te ohne Gren­zen kün­dig­te an, die Behand­lung von Gefan­ge­nen in Haft­zen­tren der Stadt Mis­ra­ta zu been­den, nach­dem sie über 115 Per­so­nen mit Fol­ter­ver­let­zun­gen behan­delt hat­ten – die Orga­ni­sa­ti­on wei­ge­re sich, Gefan­ge­ne medi­zi­nisch zu ver­sor­gen, nur damit die­se in der nächs­ten Ver­hör­sit­zung wei­ter gefol­tert wer­den kön­nen. Die Ärz­te ohne Gren­zen waren seit August 2011 zur Behand­lung der Inhaf­tier­ten vor Ort gewesen.

Die liby­sche Über­gangs­re­gie­rung schweigt bis jetzt die­sen dra­ma­ti­schen Ent­wick­lun­gen. Aus Sicht von PRO ASYL reicht es nicht, die liby­sche Über­gangs­re­gie­rung an ihr Ver­spre­chen zu erin­nern, ein Land auf­zu­bau­en, das die Men­schen­rech­te ach­tet. Die Bun­des­re­gie­rung und die EU müs­sen nach­drück­lich dafür ein­tre­ten, dass die­se Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in den liby­schen Haft­la­gern unver­züg­lich auf­hö­ren und die Ver­ant­wort­li­chen zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den. Die Tat­sa­che, dass es in der Umbruch­si­tua­ti­on wei­ter­hin in den liby­schen Gefäng­nis­sen und außer­halb zu schwe­ren Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen kommt, ist erschre­ckend. Alle Ver­su­che der EU, das neue Liby­en zum Koope­ra­ti­ons­part­ner  in Fra­gen von Flucht und Migra­ti­on zu erwäh­len, müs­sen sofort unter­bun­den werden.

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