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Ortskräfte der Bundeswehr sehen sich allein gelassen

Vor dem Feldlager der Bundeswehr in Kundus haben ehemalige afghanische Übersetzer für Asyl in Deutschland demonstriert – sie sehen sich von Racheakten der Taliban bedroht.
Medienberichten zufolge haben rund 35 ehemalige Übersetzer der Bundeswehr vor dem Feldlager in Kundus für Schutz vor Attentaten der Taliban demonstriert. „Die Sicherheitslage verschlechtert sich hier, und die Bundeswehr hat uns allein gelassen“, wird ein 24-jähriger Übersetzer von der Nachrichtenagentur dpa zitiert. „Die Bundeswehr muss uns dabei helfen, außer Landes zu kommen, oder uns Asyl in Deutschland gewähren.“ Mit dem für 2014 geplanten Truppenabzug der Bundeswehr müssen Übersetzer, Fahrer und andere Helfer der Bundeswehr Racheakte der Taliban fürchten.
Ein Bundeswehr-Sprecher in Kundus sagte gegenüber Journalisten, man nehme die Ängste der ehemaligen Mitarbeiter sehr ernst. „Wir sind uns unserer besonderen Verantwortung und Fürsorgepflicht für Ortskräfte sehr bewusst.“ Jedem Ex-Mitarbeiter stehe es frei, sich mit seinen Sorgen schriftlich an die Bundeswehr zu wenden. Was mit solchen schriftlichen Schutzgesuchen geschieht, ist nicht bekannt.
Nach Angaben der Bundesregierung wurden seitens des Verteidigungsministeriums, des Auswärtigen Amtes, des Entwicklungshilfeministeriums und des federführenden Innenministeriums Beauftragte benannt, die sich der Problematik der sogenannten Ortskräfte annehmen sollen. Dies geht aus einem Bericht der Zeit hervor.
Nur wenn das Leben der Ortskräfte weit über das „allgemeine Gefährdungspotenzial in Afghanistan“ hinaus bedroht sei, komme „voraussichtlich“ eine Aufnahme „in Betracht“, zitiert die Zeit einen Sprecher des federführenden Innenministeriums. Der Bericht kommentiert zutreffend: „In einem Land, in dem jedes Jahr Hunderte Menschen bei Anschlägen getötet werden, kann man mit solchen Kriterien theoretisch jeden Antrag verweigern.“
PRO ASYL hatte bereits im April letzten Jahres auf die bedrohliche Lage der afghanischen Ortskräfte der Bundeswehr hingewiesen und fordert ein Aufnahmeprogramm für die Betroffenen. Die Bundesregierung muss endlich ihre Fürsorgepflicht gegenüber den afghanischen Mitarbeitern der Bundeswehr wahrnehmen.
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