02.04.2013
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Die Bundeswehr ist auf afghanische Helfer angewiesen – etwa auf Übersetzer. Foto: flickr / ©Bundeswehr/Kazda

Vor dem Feldlager der Bundeswehr in Kundus haben ehemalige afghanische Übersetzer für Asyl in Deutschland demonstriert – sie sehen sich von Racheakten der Taliban bedroht.

Medi­en­be­rich­ten zufol­ge haben rund 35 ehe­ma­li­ge Über­set­zer der Bun­des­wehr vor dem Feld­la­ger in Kun­dus für Schutz vor Atten­ta­ten der Tali­ban demons­triert. „Die Sicher­heits­la­ge ver­schlech­tert sich hier, und die Bun­des­wehr hat uns allein gelas­sen“, wird ein 24-jäh­ri­ger Über­set­zer von der Nach­rich­ten­agen­tur dpa zitiert. „Die Bun­des­wehr muss uns dabei hel­fen, außer Lan­des zu kom­men, oder uns Asyl in Deutsch­land gewäh­ren.“ Mit dem für 2014 geplan­ten Trup­pen­ab­zug der Bun­des­wehr müs­sen Über­set­zer, Fah­rer und ande­re Hel­fer der Bun­des­wehr Rache­ak­te der Tali­ban fürchten.

Ein Bun­des­wehr-Spre­cher in Kun­dus sag­te gegen­über Jour­na­lis­ten, man neh­me die Ängs­te der ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­ter sehr ernst. „Wir sind uns unse­rer beson­de­ren Ver­ant­wor­tung und Für­sor­ge­pflicht für Orts­kräf­te sehr bewusst.“ Jedem Ex-Mit­ar­bei­ter ste­he es frei, sich mit sei­nen Sor­gen schrift­lich an die Bun­des­wehr zu wen­den. Was mit sol­chen schrift­li­chen Schutz­ge­su­chen geschieht, ist nicht bekannt.

Nach Anga­ben der Bun­des­re­gie­rung wur­den sei­tens des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums, des Aus­wär­ti­gen Amtes, des Ent­wick­lungs­hil­fe­mi­nis­te­ri­ums und des feder­füh­ren­den Innen­mi­nis­te­ri­ums Beauf­trag­te benannt, die sich der Pro­ble­ma­tik der soge­nann­ten Orts­kräf­te anneh­men sol­len. Dies geht aus einem Bericht der Zeit hervor.

Nur wenn das Leben der Orts­kräf­te weit über das „all­ge­mei­ne Gefähr­dungs­po­ten­zi­al in Afgha­ni­stan“ hin­aus bedroht sei, kom­me „vor­aus­sicht­lich“ eine Auf­nah­me „in Betracht“,  zitiert die Zeit einen Spre­cher des feder­füh­ren­den Innen­mi­nis­te­ri­ums. Der Bericht kom­men­tiert zutref­fend: „In einem Land, in dem jedes Jahr Hun­der­te Men­schen bei Anschlä­gen getö­tet wer­den, kann man mit sol­chen Kri­te­ri­en theo­re­tisch jeden Antrag verweigern.“

PRO ASYL hat­te bereits im April letz­ten Jah­res auf die bedroh­li­che Lage der afgha­ni­schen Orts­kräf­te der Bun­des­wehr hin­ge­wie­sen und for­dert ein Auf­nah­me­pro­gramm für die Betrof­fe­nen. Die Bun­des­re­gie­rung muss end­lich ihre Für­sor­ge­pflicht gegen­über den afgha­ni­schen Mit­ar­bei­tern der Bun­des­wehr wahrnehmen.

Infor­ma­tio­nen für Über­set­zer und ande­re Orts­kräf­te, die in Afgha­ni­stan für die Bun­des­wehr arbei­ten oder gear­bei­tet haben

Infor­ma­ti­on for inter­pre­ters and other local staff (Orts­kräf­te) who work­ed or still work for the Ger­man mili­ta­ry in Afghanistan

 Offe­ner Brief afgha­ni­scher Orts­kräf­te: „Lie­fert uns nicht an die Tali­ban aus!“ (25.07.14)

 Mord an afgha­ni­schem Dol­met­scher (26.11.13)

 Auf­nah­me sofort! (25.11.13)

 Afgha­ni­scher Bun­des­wehr­über­set­zer end­lich in Sicher­heit (12.07.13)

 Groß­bri­tan­ni­en und Däne­mark prä­sen­tie­ren Auf­nah­me­pro­gramm für gefähr­de­te afgha­ni­sche Orts­kräf­te (23.05.13)