16.04.2012

Nach Medi­en­be­rich­ten haben afgha­ni­sche Über­set­zer in Diens­ten der Bun­des­wehr eine Peti­ti­on beim Bun­des­tag ein­ge­reicht und erbit­ten ihre Auf­nah­me in Deutschland.

PRO ASYL for­dert die Bun­des­re­gie­rung auf, den soge­nann­ten afgha­ni­schen Orts­kräf­ten – Dol­met­schern, Fah­rern und ande­rem Per­so­nal – eine Auf­nah­me­zu­sa­ge zu geben. Ange­sichts der kon­ti­nu­ier­li­chen Ver­schlech­te­rung der Sicher­heits­la­ge in Afgha­ni­stan ist bereits jetzt klar, dass das Land 2014 kein siche­res Ter­rain für afgha­ni­sche Mit­ar­bei­ter der ISAF-Trup­pen sein wird.

Eine sol­che Auf­nah­me­ak­ti­on wäre nichts Neu­es: Bei­spiels­wei­se haben die USA und Däne­mark als Kon­se­quenz aus ihren mili­tä­ri­schen Akti­vi­tä­ten im Irak Dol­met­scher und ihre Fami­li­en auf­ge­nom­men – die USA tau­sen­de, Däne­mark eini­ge Hun­dert. Auch die Bun­des­re­gie­rung darf die loka­len Unter­stüt­zer der Bun­des­wehr nach dem Abzug nicht schutz­los zurück­las­sen. Wenn die Orts­kräf­te in Afgha­ni­stan ihrem Schick­sal über­las­sen wer­den, wird das Aus­wir­kun­gen auf jede Art von Aus­lands­ein­sät­zen haben.

Die von den Tali­ban zur Früh­jahrs­of­fen­si­ve erklär­ten Anschlä­ge in Kabul und ande­ren Städ­ten zei­gen, dass die immer noch opti­mis­ti­sche Lage­be­ur­tei­lung der Bun­des­re­gie­rung im Wider­spruch zur Rea­li­tät und zu den Ein­schät­zun­gen der UN und der Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen steht.

Die grö­ßer wer­den­de Unsi­cher­heit in Afgha­ni­stan drückt sich auch in der Zahl der afgha­ni­schen Asyl­an­trag­stel­ler in Deutsch­land aus. Kamen 2009 noch 3.375 Asyl­an­trag­stel­ler aus Afgha­ni­stan, so waren es 2010 bereits 5.905 und 2011 nach einer noch­ma­li­gen Stei­ge­rung 7.767. Absur­der­wei­se sin­ken par­al­lel zu den stei­gen­den Zah­len die Schutz­quo­ten, d.h. der Anteil der posi­ti­ven Asyl- bzw. Schutz­ent­schei­dun­gen beim Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge. Im Jahr 2009 erhiel­ten 58,6 Pro­zent aller afgha­ni­schen Asyl­su­chen­den einen Schutz­sta­tus, 2010 waren es 43,8 Pro­zent und 2011 nur noch 34,3 Prozent.

Die For­de­rung nach adäqua­tem Schutz für afgha­ni­sche Flücht­lin­ge geht des­halb weit über das Schick­sal der Orts­kräf­te hin­aus. Dass in den letz­ten Mona­ten immer wie­der jun­ge männ­li­che Afgha­nen Abschie­bungs­an­dro­hun­gen erhal­ten, ist unver­ant­wort­lich. Ein umfas­sen­der Abschie­be­stopp ist das Gebot der Stunde.

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