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»Ich habe mein Leben riskiert, um meine Familie vor dem Krieg zu retten«
Hussein M. wollte seiner Familie die gefährliche Flucht nicht zumuten. Im September 2015 hat er den Weg nach Deutschland geschafft – die Aussetzung des Familiennachzugs sorgt aber dafür, dass seine Frau und die Kinder immer noch in Syrien ausharren müssen.
Seit 2015 ist Hussein M. in Deutschland. Als Heilpraktiker hilft er mittlerweile bei verschiedenen Institutionen ehrenamtlich in der Betreuung von anderen Flüchtlingen. Bis heute wartet er allerdings darauf, seine Familie in Sicherheit bringen zu können.
Allein sein Asylverfahren dauerte anderthalb Jahre und endete mit der Zuerkennung von subsidiärem Schutz. Hussein M. darf also bleiben – aber nur allein. Denn für diese Flüchtlingsgruppe wurde der Familiennachzug zunächst bis März 2018 ausgesetzt, nun soll er weitgehend abgeschafft werden. Nur noch 1.000 Menschen pro Monat könnten dann noch zu subsidiär Geschützten nachziehen, so haben es Union und SPD beschlossen.
Was das für die Menschen bedeutet
Für Hussein M. ist das eine Katastrophe: Aus Angst vor dem Regime und aufgrund der Kriegshandlungen in ihrer Heimatstadt Aleppo war die Familie 2012 zunächst zu den Eltern der Ehefrau nahe der türkischen Grenze geflohen. Aufgrund der schwierigen Lage der Familie beschloss Hussein, sich auf den gefährlichen Weg nach Europa zu machen. Um das Leben seiner Familie nicht zu riskieren, wollte er Frau und Kinder über sichere und legale Wege nachholen. Nach wie vor sitzen sie allerdings in Syrien fest. Die Kinder gehen dort nicht regelmäßig zur Schule, die Trinkwasserversorgung ist schlecht, häufig fällt der Strom aus.
»Ich habe vor zwei Jahren den gefährlichen Weg nach Deutschland geschafft und warte immer noch darauf, dass meine Familie gerettet wird.«
Anlässlich der Übergabe der Petition »Familien gehören zusammen« hat Hussein M. deutlich gemacht, was diese Familientrennung bedeutet: »Wissen Sie, wie es ist, von seinen Kindern zu hören, dass hinter unserem Haus eine Bombe explodiert ist, oder dass ein Freund und seine Eltern gestorben sind? Mir tut das Herz weh, wenn ich mit meiner Familie rede und keine Mittel habe, um ihnen zu helfen. Ich sehe meine Kinder nicht, wie sie aufwachsen oder wie sie Fahrrad fahren lernen.«
Hoffnung lag auf Achtung der Menschenrechte
Hussein M. spricht auch von dem Bild, das er von Deutschland hatte. Das klare Bekenntnis zu Menschenrechten ließ ihn hoffen, dass er seinen Kindern hier eine Zukunft in Frieden und Sicherheit, ohne Verfolgung und Unterdrückung ermöglichen könne. In Syrien gibt es diese Perspektive nicht, im Gegenteil – spätestens bei Volljährigkeit könnte seinen Söhnen die Rekrutierung in die Armee drohen. Er appelliert an die verantwortlichen Politiker*innen: »Als Vater tut es sehr weh. Ich bitte Sie, mir und Menschen, die in der gleichen Lage sind, zu helfen.«
Klage gegen den Bescheid
PRO ASYL unterstützt Hussein M. in seinem Anliegen, so wie viele andere Flüchtlinge. Um seine Familie endlich retten zu können, klagt er momentan gegen den Bescheid des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und versucht, dadurch den vollen Flüchtlingsstatus und damit auch das Recht auf Familiennachzug zugesprochen zu bekommen. Viele dieser Klagen vor den Verwaltungsgerichten sind erfolgreich.
(mk)