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Bundesweite Integration statt bayerischem Populismus!

Aktuell ist die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern in Sachsen-Anhalt in vollem Gange. Auf der Tagesordnung sind dabei auch einmal mehr weitere geplante Verschlechterungen für Flüchtlinge, vor allem aus Bayern kommen vor der Landtagswahl im Herbst gewohnt scharfe Töne.
Größtmögliche Härte in der Asylpolitik, ja ein »Gegenmodell« will der bayerische Ministerpräsident Markus Söder etablieren. Dafür wird tief in eine Kiste gegriffen, deren Inhalt aus gutem Grund eigentlich der Vergangenheit angehört. Maßnahmen, die Integration nachweislich erschweren und deshalb in Deutschland in den letzten Jahrzehnten abgeschafft wurden, sollen (zumindest in Bayern) also bald wieder aktuell sein: Kasernierung in Massenunterkünften, nur Sach- statt Geldleistungen, strikte Arbeitsverbote.
Davon sind voraussichtlich auch Flüchtlinge aus vielen Hauptherkunftsländern betroffen, da das unsinnige Konzept der »Bleibeperspektive« Menschen aus Afghanistan, dem Irak, Iran und der Türkei pauschal erstmal unterstellt, sie hätten kein Recht auf einen Schutzstatus.
Ist das noch CSU oder schon AfD?
Auch rhetorisch fühlt man sich in längst vergangen geglaubte Zeiten zurückversetzt, wenn das Vorhaben zu den Sachleistungen vom bayerischen Innenminister Herrmann lapidar mit »wenn der Flüchtling kein Bargeld hat, kann er sich auch keine Drogen kaufen« begründet wird. Die Stoßrichtung zumindest wird damit aber unverblümt klar: In Bayern wird nicht mehr differenziert. »Der« Flüchtling ist in erster Linie ein Problem, er soll weg. Dafür will man nun auch unabhängig vom Bund eigene Abschiebeflieger chartern.
Die Fakten spielen keine Rolle mehr in einer Diskussion, in der es vielen Verantwortlichen nur noch darum geht, sich beim Thema Flüchtlinge als möglichst hart zu profilieren.
»Weniger attraktiv« soll es also werden, »in Bayern Asyl zu beantragen« sagt Söder und vergisst dabei, dass Flüchtlinge sich das Bundesland nicht selbst aussuchen können und Bayern durch den Königsteiner Schlüssel auch in Zukunft nicht um die Flüchtlingsaufnahme herumkommen wird. Aber die Fakten spielen keine Rolle mehr in einer Diskussion, in der es vielen Verantwortlichen nur noch darum geht, sich beim Thema Flüchtlinge als möglichst hart zu profilieren. Dazu passt, dass nun sogar Zurückweisungen an der deutschen Grenze ins Gespräch gebracht werden.
Einfach zurückschicken geht nicht
Wird an der Grenze zu Deutschland ein Asylgesuch vorgebracht, muss nach EU-Recht ein förmliches Verfahren durchgeführt werden, um einen Staat zu bestimmen, der für das Asylverfahren zuständig ist. Das ist nicht zwangsläufig der EU-Ersteinreisestaat – und schon gar nicht der Nachbarstaat. So geht zum Beispiel die Herstellung der Familieneinheit vor, Minderjährige dürfen nicht in Europa hin und her geschoben werden – und die Dublin-Verordnung sieht die Pflicht zur Durchführung eines Dublin-Verfahrens auch dann vor, wenn der Antrag an der Grenze gestellt wird.
Wie man Integration mit Ansage verbaut
Besonders irritierend ist es, besonders mit Blick auf die geplanten AnkERzentren, wenn CSU-Generalsekretär Markus Blume in einer Talkshow beteuert, dass man das mit der Integration »besser als vor 20, 30 Jahren« mache. »Damals hingen wir der Idee nach, dass die das Land irgendwann verlassen, aber dann sind sie geblieben und dann sind die wertvollen Jahre eigentlich schon verloren gewesen«, sprach der Generalsekretär durchaus wahre Worte – während aber sein Parteifreund Seehofer als Innenminister in Berlin gleichzeitig einen asylpolitischen Rollback vorbereitet:
Man darf Integration nicht nur fordern, man muss sie gleichzeitig auch möglich machen.
Wieder hin zu Großlagern mit Stacheldraht, der Verweigerung von Bildung und Arbeit und einer Beschneidung von persönlichen Freiheiten durch den Wegfall jeglicher Bargeldauszahlungen.
Man ist also drauf und dran, diese für die Integration wertvollen ersten Jahre immer weiter mit allerlei Schikanen und vor allem der Vermittlung des Gefühls »euch will hier keiner« zu füllen. Aus Angst vor der AfD scheint die CSU mit Anlauf ein integrationspolitisches Desaster in Kauf nehmen zu wollen.
Nicht dem Populismus verfallen!
Aus guten Gründen haben viele Bundesländer bereits ihre Ablehnung der AnkERzentren-Pläne formuliert. Es bleibt daher die Hoffnung, dass sich bei der Innenministerkonferenz die besonneneren Töne durchsetzen und die bayerischen Vorschläge wieder in die Mottenkiste der Geschichte zurückverfrachtet werden. Man darf Integration nicht nur fordern, man muss sie gleichzeitig auch möglich machen.
(mk)