24.01.2012
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„Seit alle Libyer Waffen haben, entwickelt es sich dort wie in Somalia – es gibt keine Sicherheit und keine Stabilität.“ Foto: flickr / danarjordan (Lizenz <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/">CC BY-NC-SA 2.0</a>)

In Malta sind die ersten geretteten Flüchtlinge des Jahres 2012 gelandet – vor allem somalische Flüchtlinge, die aus Libyen flohen. Ihnen zufolge herrscht in Libyen Unsicherheit und Rechtlosigkeit.

Wie Migrants at Sea berich­te­te, ret­te­te am 13. Janu­ar die ita­lie­ni­sche Küs­ten­wa­che 72 soma­li­sche Flücht­lin­ge vor Mal­ta, die in Liby­en gestar­tet sein sol­len – dar­un­ter waren laut UNHCR auch eine schwan­ge­re Frau und 29 Min­der­jäh­ri­ge. Am 15. Janu­ar ret­te­te ein ita­lie­ni­sches Con­tai­ner­schiff und die mal­te­si­sche Mari­ne 68 Flücht­lin­ge, die in Liby­en gestar­tet und vier Tage auf offe­ner See aus­ge­harrt hat­ten, wobei den Flücht­lin­gen zufol­ge ein Mann starb. Eine der zehn geret­te­ten Frau­en gebar auf dem mal­te­si­schen Mari­ne­boot ihr Kind.

Mit­ar­bei­ter des UN-Flücht­lings­kom­mis­sa­ri­ats UNHCR haben die Flücht­lin­ge, die größ­ten­teils ursprüng­lich aus Soma­lia stam­men, inter­viewt. Die Asyl­su­chen­den berich­te­ten von gro­ßer Unsi­cher­heit in Liby­en, von Plün­de­run­gen, Raub und Ver­ge­wal­ti­gun­gen. Ins­be­son­de­re für schwar­ze Men­schen aus den Sub­sa­ha­ra-Staa­ten sei die Lage lebens­ge­fähr­lich. Eine soma­li­sche Frau sag­te gegen­über dem UNHCR, dass sie sich fürch­te­ten, das Haus zu ver­las­sen. Eini­ge sag­ten, die Lage in Tei­len Liby­ens sei ver­gleich­bar mit der in Soma­lia herr­schen­den Rechtlosigkeit.

„Seit alle Liby­er Waf­fen haben, ent­wi­ckelt es sich dort wie in Soma­lia – es gibt kei­ne Sicher­heit und kei­ne Sta­bi­li­tät“, sag­te einer der Asyl­su­chen­den den UNHCR-Mit­ar­bei­tern. Die Waf­fen müss­ten drin­gend ein­ge­sam­melt wer­den, so der soma­li­sche Flücht­ling. „Sie sagen wir sei­en Gefähr­ten Gad­da­fis“, berich­te­te ein ande­rer. Offen­bar wird schwar­zen Men­schen in Liby­en noch immer unter­stellt, Söld­ner des Gad­da­fi-Regimes zu sein – für die Flücht­lin­ge ist das lebens­ge­fähr­lich. „Vie­le Soma­li­er wur­den getö­tet und noch immer wer­den dort Soma­li­er ermor­det“, sag­te ein Flücht­ling gegen­über der Times of Mal­ta. “Wir muss­ten uns so weit wie mög­lich in unse­ren Woh­nun­gen verschanzen“.

Das UNHCR ruft alle Staa­ten auf, ihre Gren­zen für alle Men­schen, die vor Krieg und Gewalt flie­hen müs­sen, offen zu hal­ten. „Es ist unbe­dingt erfor­der­lich, dass die alte Tra­di­ti­on der See­not­ret­tung von allen Schiffs­be­sat­zun­gen hoch gehal­ten wird.“ Die von der mal­te­si­schen Armee koor­di­nier­te Ret­tung der Flücht­lin­ge sei in die­ser Hin­sicht ein posi­ti­ves Beispiel.

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