29.03.2012

Mit den stei­gen­den Flücht­lings­zah­len fül­len sich Euro­pas Haft­an­stal­ten. Denn ein Groß­teil der Men­schen, die auf der Suche nach Schutz vor Ver­fol­gung nach Euro­pa flie­hen, lan­den in Haft: In Grie­chen­land, Ungarn und Mal­ta wer­den Flücht­lin­ge und Asyl­su­chen­de sys­te­ma­tisch inhaf­tiert – meist unter men­schen­un­wür­di­gen Bedin­gun­gen, oft ohne Aus­sicht auf juris­ti­schen Bei­stand und für meh­re­re Mona­te. Wer schließ­lich frei­ge­las­sen wird, lan­det auf der Straße.

Auch in Deutsch­land wer­den Flücht­lin­ge inhaf­tiert. Dies trifft mit zuneh­men­der Ten­denz jene Flücht­lin­ge, die vor Haft und Obdach­lo­sig­keit in ande­ren EU-Staa­ten nach Deutsch­land wei­ter­flie­hen. Mitt­ler­wei­le sind rund die Hälf­te der Abschie­bungs­häft­lin­ge hier­zu­lan­de soge­nann­te „Dub­lin-Fäl­le“ – Men­schen, die fest­ge­nom­men und inhaf­tiert wer­den, weil sie nach der euro­päi­schen Dub­lin-II-Ver­ord­nung zurück in das Land abge­scho­ben wer­den sol­len, in dem sie erst­mals den Boden der EU betre­ten haben.

Das durch die Dub­lin-II-Ver­ord­nung gere­gel­te euro­päi­sche Asyl­zu­stän­dig­keits­sys­tem führt EU-weit dazu, dass Flücht­lin­ge hin- und her­ge­scho­ben und immer wie­der inhaf­tiert wer­den. Den­noch setzt Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Hans-Peter Fried­rich auf EU-Ebe­ne alles dar­an, dass das Sys­tem in sei­ner jet­zi­gen Form bestehen bleibt. Er blo­ckiert alle Vor­schlä­ge der EU-Kom­mis­si­on, das Sys­tem zuguns­ten der Rech­te von Flücht­lin­gen zu reformieren.

Im Rah­men der Kam­pa­gne „Flucht ist kein Ver­bre­chen!“ for­dert PRO ASYL den Bun­des­in­nen­mi­nis­ter mit einer E‑Mail-Akti­on auf, sei­nen Wider­stand gegen eine Ver­bes­se­rung des Flücht­lings­schut­zes auf euro­päi­scher Ebe­ne auf­zu­ge­ben, sich euro­pa­weit gegen die Inhaf­tie­rung von Flücht­lin­gen ein­zu­set­zen und Schutz­su­chen­de nicht län­ger in EU-Län­der abzu­schie­ben, in denen elen­de Auf­nah­me­be­din­gun­gen herr­schen, kein fai­res Asyl­ver­fah­ren mög­lich ist und Flücht­lin­ge fürch­ten müs­sen, in Haft genom­men zu werden.

 Über­le­ben im Tran­sit: Zur Situa­ti­on von Flücht­lin­gen in der Tür­kei, März 2012

 EU-finan­zier­tes grie­chi­sches Haft­la­ger für Flücht­lin­ge und Migran­ten eröff­net (30.04.12)

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