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Nach Kriegsschiff auf Lesbos und Haftlager Malakasa: Gafur und Fayek sind endlich sicher!
2020 haben wir von zwei unbegleiteten syrischen Jungen berichtet, die nach ihrer Ankunft auf Lesbos wochenlang zunächst auf einem Kriegsschiff und dann im Haftlager Malakasa festgehalten wurden. Gafur* (13) wurde vor einiger Zeit in die Niederlande ausgeflogen; am gestrigen Mittwoch kam endlich auch Fayek* (14) bei Verwandten in Deutschland an.
Gafur* und Fayek* waren unabhängig voneinander kurz nach der völkerrechtswidrigen Aussetzung des Asylrechts durch die griechische Regierung im März 2020 mit dem Boot auf Lesbos angekommen. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie Boote bei der Ankunft im Hafen von Mytilini von Einheimischen am Anlegen gehindert und die Geflüchteten beschimpft wurden.
Kindgerechte Unterbringung erst nach Intervention
Die griechische Küstenwache hielt Gafur und Fayek zunächst mit hunderten anderen Flüchtlingen im Hafen von Mytilini fest, bevor sie auf einem Kriegsschiff inhaftiert und schließlich in das Haftlager Malakasa nördlich von Athen gebracht wurden. Dort mussten die beiden wie andere Kinder Müll sammeln, um an grundlegende Artikel wie Schuhe oder Seife zu kommen.
In Malakasa mussten Gafur & Fayek Müll sammeln, um an grundlegende Artikel wie Schuhe oder Seife zu kommen.
Maßnahmen zum Schutz ihres Kindeswohls wurden von den griechischen Behörden zu keiner Zeit ergriffen. Erst nach mehreren Eilanträgen der PRO ASYL/RSA-Anwältinnen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) wurden sie über zwei Monate nach ihrer Ankunft in Griechenland in ein Heim für Minderjährige transferiert.
Warten und Hoffen auf den Flug zu Verwandten
Wir haben Gafur und Fayek seitdem weiter unterstützt: Gafur, der Verwandte in Deutschland und den Niederlanden hat, wurde bereits vor einigen Monaten in die Niederlande ausgeflogen. Bei Fayek konnten wir im Oktober 2020 zwar erreichen, dass Deutschland die Zuständigkeit für sein Asylverfahren nach der Dublin-III-Verordnung übernimmt, da Verwandte von ihm hier leben. Ein Termin für seine Überstellung stand jedoch bis zuletzt aus. Alleine in Griechenland in der Ungewissheit zurückbleiben zu müssen, hat Fayek in den letzten Monaten sehr belastet.
Transfer am letzten Tag der Frist
Dann ging alles plötzlich ganz schnell: Erst vergangene Woche kam die Meldung, dass kurzfristig ein Flug für ihn gebucht worden ist – am letzten Tag der Frist, die die Dublin-III-Verordnung für eine Überstellung in den zuständigen Mitgliedstaat vorsieht! Und tatsächlich: Gestern konnten ihn seine Verwandten an einem deutschen Flughafen in die Arme schließen. Von den Verwandten wissen wir, wie glücklich Fayek ist, endlich bei vertrauten Menschen in Sicherheit zu sein. Auch seine Eltern, die noch in Syrien ausharren, sind über seine Ankunft in Deutschland erleichtert.
Dass solch ein enormer Aufwand betrieben werden muss, um unbegleitete Minderjährige kindgerecht unterzubringen, sagt viel über Europas Umgang mit Geflüchteten aus.
Dass solch ein enormer Aufwand betrieben werden muss, um unbegleitete Minderjährige kindgerecht unterzubringen und sie über ein Jahr nach ihrer Ankunft in Europa endlich mit Familienangehörigen zusammenzuführen, sagt viel über Europas Umgang mit Geflüchteten aus.
Gafur und Fayek sind jetzt sicher. Das Hauptsacheverfahren vor dem EGMR ist noch anhängig: Wir werden die Fälle der beiden Jungen weiter verfolgen.
(ame)