30.03.2011

Immer mehr Flücht­lin­ge aus Nord­afri­ka gelan­gen mit Boo­ten auf die Mit­tel­meer­in­sel Lam­pe­du­sa. Allein in der Nacht von Mon­tag auf Diens­tag erreich­ten ca. 450 Flücht­lin­ge aus Nord­afri­ka die Insel. Am Wochen­en­de waren zum ers­ten Mal auch Schutz­su­chen­de aus Liby­en bis zu der klei­nen Neben­in­sel Lino­sa gelangt. Die rund 300 aus Eri­trea und Äthio­pi­en stam­men­den Boots­flücht­lin­ge, unter

Immer mehr Flücht­lin­ge aus Nord­afri­ka gelan­gen mit Boo­ten auf die Mit­tel­meer­in­sel Lam­pe­du­sa. Allein in der Nacht von Mon­tag auf Diens­tag erreich­ten ca. 450 Flücht­lin­ge aus Nord­afri­ka die Insel. Am Wochen­en­de waren zum ers­ten Mal auch Schutz­su­chen­de aus Liby­en bis zu der klei­nen Neben­in­sel Lino­sa gelangt. Die rund 300 aus Eri­trea und Äthio­pi­en stam­men­den Boots­flücht­lin­ge, unter denen auch eine Mut­ter mit ihrem Neu­ge­bo­re­nen Baby ware, wur­den unter­des­sen nach Sizi­li­en gebracht. Ins­ge­samt dürf­ten sich mitt­ler­wei­le rund 6000 Flücht­lin­ge auf Lam­pe­du­sa auf­hal­ten, die Gesamt­zahl der aus Nord­afri­ka nach Ita­li­en Geflüch­te­ten steigt damit auf über 18.000. Die Situa­ti­on vor Ort wird dabei immer kri­ti­scher. Die meis­ten Flücht­lin­ge wer­den in Zelt­la­gern unter­ge­bracht, die hygie­ni­schen Bedin­gun­gen ver­schlech­tern sich zuneh­mend und auch die Ver­sor­gung mit Nah­rungs­mit­teln ist dürf­tig. Eine Grup­pe von Tune­sie­rIn­nen befin­det sich im Hun­ger­streik, um gegen die schlech­ten hygie­ni­schen Bedin­gun­gen und die lan­gen War­te­zei­ten auf Nah­rungs­mit­tel zu pro­tes­tie­ren. Sie for­dern so schnell wie mög­lich auf das Fest­land gebracht zu wer­den. Mitt­ler­wei­le for­miert sich auf Lam­pe­du­sa star­ker Pro­test gegen die haupt­säch­lich tune­si­schen Flücht­lin­ge. Anwoh­ne­rIn­nen der Insel skan­dier­ten Paro­len gegen die „Migran­ten­in­va­si­on“ und Fischer ver­such­ten mit ihren Boo­ten den Hafen zu blo­ckie­ren, um die wei­te­re Ankunft von Flücht­lin­gen zu verhindern.

Beson­ders besorg­nis­er­re­gend sind die Mel­dun­gen über ein mit 68 Flücht­lin­gen besetz­tes Schlauch­boot, dar­un­ter auch Frau­en und Kin­der, ca. 60 See­mei­len vor der liby­schen Küs­te. Per Satel­li­ten­te­le­fon baten sie um Hil­fe, da der Treib­stoff und Nah­rungs­mit­tel aus­ge­gan­gen waren. Seit dem Anruf fehlt jede Spur des Bootes.

Um die Kri­se zu lösen setzt die ita­lie­ni­sche Regie­rung auf zwei­fel­haf­te Ange­bo­te. Sie plant, den tune­si­schen Flücht­lin­gen 1500 € für die Rück­kehr in ihre Hei­mat anzu­bie­ten. Auf dem ita­lie­ni­schen Fest­land sind bereits jetzt ca. 13.000 Flücht­lin­ge aus Tune­si­en in Lagern unter­ge­bracht und war­ten dort auf ihre Abschie­bung. Ita­li­ens Innen­mi­nis­ter Rober­to Maro­ni droht unter­des­sen mit Zwangs­ab­schie­bun­gen, falls sich Tune­si­en nicht zur Rück­über­nah­me der Flücht­lin­ge bereit erklärt. In Liby­en ließ der Rebel­len­an­füh­rer Mus­ta­fa Abdel Jalil ver­lau­ten, dass die Flücht­lings­ab­wehr mit Ita­li­en wei­ter­ge­führt wer­de, sobald eine neue Regie­rung im Amt sei. Deutsch­land wei­gert sich nach wie vor Flücht­lin­ge aus Nord­afri­ka aufzunehmen.

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