11.02.2011
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Foto: Judith Gleitze

Ita­li­en hat mit der Flucht des frü­he­ren tune­si­schen Macht­ha­bers Zine al-Abidi­ne Ben Ali einen wich­ti­gen Part­ner bei der Flücht­lings­ab­wehr ver­lo­ren. Da in den letz­ten Tagen die Ankünf­te von Boots­flücht­lin­gen gestie­gen sind, schürt der rechts­po­pu­lis­ti­sche Innen­mi­nis­ter Ita­li­ens, Rober­to Maro­ni, Angst vor den gestran­de­ten Bootsflüchtlingen. Die­se Woche erreich­ten über 1000 Boots­flücht­lin­ge – über­wie­gend aus Tune­si­en – die

Ita­li­en hat mit der Flucht des frü­he­ren tune­si­schen Macht­ha­bers Zine al-Abidi­ne Ben Ali einen wich­ti­gen Part­ner bei der Flücht­lings­ab­wehr ver­lo­ren. Da in den letz­ten Tagen die Ankünf­te von Boots­flücht­lin­gen gestie­gen sind, schürt der rechts­po­pu­lis­ti­sche Innen­mi­nis­ter Ita­li­ens, Rober­to Maro­ni, Angst vor den gestran­de­ten Bootsflüchtlingen.

Die­se Woche erreich­ten über 1000 Boots­flücht­lin­ge – über­wie­gend aus Tune­si­en – die Insel Lam­pe­du­sa.  Allein 650 waren es in der Nacht von Don­ners­tag auf Frei­tag. Maro­ni mein­te jedoch, das Auf­fang­la­ger auf Lam­pe­du­sa wer­de nicht wie­der eröff­net. Die­ses wur­de nach dem Inkraft­tre­ten des Koope­ra­ti­ons­ab­kom­mens zwi­schen Ita­li­en und Liby­en Ende 2009 geschlos­sen. Damit die Situa­ti­on sich nicht wie­der zuspit­ze, wer­de Druck auf Tune­si­en aus­ge­übt, um die Flücht­lings­wel­le zu stoppen.

Die Koope­ra­ti­on Ita­li­ens mit Tune­si­en bei der Flücht­lings­ab­wehr ist nicht neu. Bereits 1998 unter­zeich­ne­ten die Staa­ten ein Rück­über­nah­me­ab­kom­men. Seit 2000 wur­den gemein­sa­me Grenz­kon­troll­ope­ra­tio­nen durch Ver­bin­dungs­be­am­te des ita­lie­ni­schen Innen­mi­nis­te­ri­ums in Tunis koor­di­niert. 2003 wur­de ein neu­es Abkom­men geschlos­sen, das die bila­te­ra­le Koope­ra­ti­on zur „Kon­trol­le von Schif­fen, die ver­däch­tigt wer­den, ille­ga­le Migran­ten zu trans­por­tie­ren“ ver­stär­ken soll­te. Völ­ker­rechts­wid­ri­ge Zurück­wei­sun­gen fan­den in inter­na­tio­na­len Gewäs­sern auf­grund tune­sisch-ita­lie­ni­scher Zusam­men­ar­beit statt. PRO ASYL kri­ti­siert, dass Ita­li­en jah­re­lang ohne Rück­sicht auf die Men­schen­rechts­si­tua­ti­on in Tune­si­en die­se schänd­li­che Flücht­lings­ab­wehr betrieb. Eine Fort­set­zung die­ser Poli­tik muss unter­bun­den wer­den. Die EU-Kom­mis­si­on soll­te zügig die aktu­el­le Pra­xis Ita­li­ens im Umgang mit Boots­flücht­lin­gen unter­su­chen und bei Ver­stö­ßen gegen inter­na­tio­na­le Flücht­lings­schutz­stan­dards und EU-Recht Sank­ti­ons­maß­nah­men einleiten.

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