02.11.2009
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Die grie­chi­sche Regie­rung hat die Schlie­ßung des Haft­la­gers Paga­ni auf Les­bos ange­kün­digt. Nach Auf­fas­sung von PRO ASYL muss dies der Anfang für eine Kehrt­wen­de in der grie­chi­schen Flücht­lings­po­li­tik sein. Die grie­chi­sche Regie­rung müs­se nun sys­te­ma­tisch die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen der Vor­gän­ger­re­gie­rung auf­de­cken und ein Schutz­sys­tem für Flücht­lin­ge entwickeln. Vom 22.–25. Okto­ber 2009 waren Gün­ter Burk­hardt und Karl

Die grie­chi­sche Regie­rung hat die Schlie­ßung des Haft­la­gers Paga­ni auf Les­bos ange­kün­digt. Nach Auf­fas­sung von PRO ASYL muss dies der Anfang für eine Kehrt­wen­de in der grie­chi­schen Flücht­lings­po­li­tik sein. Die grie­chi­sche Regie­rung müs­se nun sys­te­ma­tisch die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen der Vor­gän­ger­re­gie­rung auf­de­cken und ein Schutz­sys­tem für Flücht­lin­ge entwickeln.

Vom 22.–25. Okto­ber 2009 waren Gün­ter Burk­hardt und Karl Kopp, Geschäfts­füh­rer und Europa­re­fe­rent von PRO ASYL, im Haft­la­ger Paga­ni und spra­chen mit Flücht­lin­gen und Mit­ar­bei­ten­den eines PRO ASYL-Pro­jek­tes vor Ort. Es waren sogar Kin­der, Schwan­ge­re und stil­len­de Müt­ter inhaf­tiert. Außer­dem wur­de die Miss­hand­lung eines 17-jäh­ri­gen doku­men­tiert und Straf­an­zei­ge gestellt. Dut­zen­de von Flücht­lin­gen wur­den zwi­schen dem 23. und 25. Okto­ber mit von den Behör­den gefälsch­ten Papie­ren ent­las­sen. Die Aus­wei­sungs­ver­fü­gun­gen wur­den rück­da­tiert, so dass die Betrof­fe­nen kei­ne Chan­ce mehr auf eine Kla­ge hat­ten. Ein Asyl­su­chen­der war län­ger als die gesetz­lich zuläs­si­ge Frist von drei Mona­ten inhaf­tiert. Sei­ne Papie­re waren nicht auffindbar.

Die Zustän­de auf Les­bos sind typisch für den Umgang Grie­chen­lands mit Schutz­su­chen­den. Ille­ga­le Inhaf­tie­run­gen, Refou­le­ment und Poli­zei­über­grif­fe haben PRO ASYL und sei­ne grie­chi­schen Part­ner auch auf Chi­os, Samos, in Patras und in der Evros­re­gi­on doku­men­tiert. Dort häu­fen sich die Berich­te über ille­ga­le Abschie­bun­gen wäh­rend lau­fen­der Asyl­ver­fah­ren in die Türkei.

Seit 2007 enga­giert sich PRO ASYL gemein­sam mit grie­chi­schen Rechts­an­walts­ver­ei­ni­gun­gen, Flücht­lings­in­itia­ti­ven und dem öku­me­ni­schen Flücht­lings­pro­gramm der grie­chisch-ortho­do­xen Kir­che auf Les­bos, doku­men­tiert Ein­zel­fäl­le, leis­tet juris­ti­schen Bei­stand und infor­miert die euro­päi­sche Öffent­lich­keit. In Grie­chen­land wer­den Schutz­su­chen­de ohne Befra­gung über ihre Flucht­grün­de mona­te­lang inhaf­tiert, Ent­schei­dun­gen über Asyl­an­trä­ge wer­den von Poli­zei­stel­len getroffen.

Die Schlie­ßung des Lagers auf Les­bos kann nur ein Anfang sein. Paga­ni ist kein Ein­zel­fall. Ver­gleich­ba­re Lager müs­sen geschlos­sen und die grie­chi­sche Flücht­lings­po­li­tik kom­plett refor­miert werden.

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