24.07.2009
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Lesbos: Abtransport von Flüchtlingen verhindert – Chios: Illegale Abschiebung in die Türkei

Heu­te nacht um 2 Uhr soll­ten im Hafen von Miti­li­ni auf der nord­ägäi­schen Insel Les­bos 63 Flücht­lin­ge aus dem Haft­la­ger Paga­ni, beglei­tet von einem star­ken Poli­zei­auf­ge­bot, mit der Fäh­re nach Kava­la auf dem Fest­land trans­fe­riert wer­den. Zuvor waren sie unmit­tel­bar nach ihrer Ankunft auf der Insel inhaf­tiert wor­den – wie alle neu­ein­rei­sen­den Flücht­lin­ge und Migran­ten in Grie­chen­land. Im Vor­feld des Gefan­ge­nen­trans­ports blie­ben Fra­gen zum Ziel­ort des Trans­fers von der ört­li­chen Poli­zei unbe­ant­wor­tet. Erst hieß es, die Flücht­lin­ge wür­den in ein ande­res Haft­la­ger in der Nähe der Hafen­stadt Kava­la gebracht. Auf Nach­fra­ge bei der zustän­di­gen Poli­zei­be­hör­de dort wur­de dies ver­neint, es gebe in Kava­la kein ent­spre­chen­des Lager. Ein Poli­zist in Miti­li­ni bestä­tig­te dann, dass der avi­sier­te Trans­fer ins grie­chisch-tür­ki­sche Grenz­ge­biet (Evros-Regi­on) gehen sol­le. Ein Trans­fer in die­se Regi­on bedeu­tet für Schutz­su­chen­de, der aku­ten Gefahr einer völ­ker­rechts­wid­ri­gen Abschie­bung in die Tür­kei aus­ge­setzt zu sein. Die doku­men­tier­ten Fäl­le ille­ga­ler Abschie­bun­gen über die­se Land­gren­ze häu­fen sich. In letz­ter Minu­te wur­de der Trans­fer durch eine Blo­cka­de soli­da­ri­scher Akti­vis­tin­nen und Akti­vis­ten gestoppt, die den Zugang zur Fäh­re durch eine Men­schen­ket­te versperrten.

Die Chi­os-Soli­da­ri­täts­grup­pe berich­tet, dass am 17. Juli 2009 30 Flücht­lin­ge aus dem Haft­la­ger auf der Nach­bar­insel Chi­os eben­falls nach Kava­la trans­fe­riert wor­den sei­en. Bis zum 22. Juli 2009 habe es von die­ser Grup­pe kein Lebens­zei­chen gege­ben. Dann hät­ten sich meh­re­re tele­fo­nisch aus Istan­bul in der Tür­kei gemel­det. Sie hät­ten berich­tet, dass zehn von ihnen unmit­tel­bar nach ihrer Ankunft in Kava­la am 17. Juli 2009 ins Evros- Gebiet ver­frach­tet und gewalt­sam mit einem Boot über den Fluss Evros in die Tür­kei abge­scho­ben wor­den sei­en. Vier Tage spä­ter sei es auch dem Rest der Grup­pe so ergangen.

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