19.09.2011

Noch immer wer­den Flücht­lings­kin­der schon mit 16 Jah­ren im Asyl­ver­fah­ren wie Erwach­se­ne behan­delt. Das wider­spricht den Vor­ga­ben der UN-Kinderrechtskonvention.

Deutsch­land ver­wei­gert rund 40.000 Kin­dern glei­che Rech­te und ein men­schen­wür­di­ges Leben, da sie unter das Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz fal­len. Nach die­sem Son­der­ge­setz bekom­men die Hil­fe­be­dürf­ti­ge im Ver­gleich zu Hartz-IV-Bezie­hen­den um mehr als 35 Pro­zent redu­zier­te Leis­tun­gen. Für sechs­jäh­ri­ge Kin­der ist die Dis­kre­panz am größ­ten: Sie erhal­ten der­zeit monat­lich Leis­tun­gen in Höhe von 132 Euro; das sind 47 Pro­zent weni­ger als der Regel­satz eines gleich­alt­ri­gen Kin­des nach Hartz IV (251 Euro). Aus­ge­ge­ben wer­den die Leis­tun­gen oft als „Sach­leis­tun­gen“ in Form von Essens­pa­ke­ten, Alt­klei­dern oder Gut­schei­nen. Den Fami­li­en wird damit Selbst­be­stim­mung ver­wei­gert, die Kin­der wer­den stigmatisiert.

Wei­ter­hin müs­sen Flücht­lings­kin­der in vie­len Regio­nen Deutsch­lands in Sam­mel­la­gern und Gemein­schafts­un­ter­künf­ten leben. Das bedeu­tet man­gel­haf­te päd­ago­gi­sche Betreu­ung, feh­len­de Unter­stüt­zung und unge­nü­gen­de medi­zi­ni­sche und the­ra­peu­ti­sche Hil­fe. Aus­län­der­recht­li­che Aus­bil­dungs­ver­bo­te, die die Behör­den aus­spre­chen kön­nen, zer­stö­ren die Zukunfts­chan­cen vie­ler hier leben­der jun­ger Menschen.

Flücht­lings­kin­der dür­fen nicht län­ger als Kin­der zwei­ter Klas­se behan­delt wer­den. Ihnen müs­sen alle Ent­wick­lungs­chan­cen zuteil wer­den, die unse­re Gesell­schaft auch ande­ren Kin­dern bietet.

„Nach dem Signal der Rück­nah­me der Vor­be­hal­te bleibt die Poli­tik gefor­dert, dar­aus auch end­lich die Kon­se­quen­zen zu zie­hen: das Ende der insti­tu­tio­nel­len und gesetz­li­chen Dis­kri­mi­nie­rung von Flücht­lings­kin­dern“, sag­te Hei­ko Kauf­mann, Vor­stands­mit­glied von PRO ASYL. Das Forum Men­schen­rech­te, die Natio­nal Coali­ti­on und PRO ASYL haben mit mehr als 50 Ver­bän­den und Initia­ti­ven eine bun­des­wei­te Kam­pa­gne gestar­tet, die unter dem Titel „Jetzt erst Recht(e) für Flücht­lings­kin­der“ eine voll­stän­di­ge Umset­zung der UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on für alle in Deutsch­land leben­den Kin­der for­dert. Zusam­men mit Cam­pact wur­den im Rah­men der Kam­pa­gne bereits 34.600 Unter­schrif­ten für die For­de­rung nach glei­chen sozia­len Rech­ten für Flücht­lings­kin­der gesammelt.

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