19.06.2015

Am 22. Juni tref­fen sich die EU-Außen­mi­nis­ter, um über den geplan­ten Mili­tär­ein­satz gegen Schlep­per zu bera­ten. PRO ASYL for­dert Bun­des­au­ßen­mi­nis­ter Stein­mei­er auf, beim EU-Außen­mi­nis­ter­tref­fen die gefähr­li­chen und völ­ker­rechts­wid­ri­gen Plä­ne von EU-Außen­be­auf­trag­te Mog­he­ri­ni zu stop­pen. „Euro­pa rutscht sehen­den Auges in ein gefähr­li­ches mili­tä­ri­sches Aben­teu­er. Obwohl die Bun­des­re­gie­rung den Plä­nen mit Skep­sis begeg­net, ver­wei­gert sie eine kla­re Posi­tio­nie­rung. Wir appel­lie­ren an den Außen­mi­nis­ter, end­lich klar mit Nein zu votie­ren“, so Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL.

Der geplan­te Mili­tär­ein­satz ver­stößt gegen Völ­ker- und Ver­fas­sungs­recht, gefähr­det das Leben von Flücht­lin­gen und Zivi­lis­ten und droht in Liby­en in höchs­ter Gefahr fest­sit­zen­den Flücht­lin­gen die Chan­ce zur Flucht zu neh­men. Trotz­dem ver­sucht die EU-Außen­be­auf­trag­te im UN-Sicher­heits­rat eine Zustim­mung für den Ein­satz zu erhalten.

Eine recht­li­che Exper­ti­se deut­scher Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen kommt zum Ergeb­nis, dass der geplan­te Mili­tär­ein­satz völ­ker­rechts­wid­rig ist. Das Forum Men­schen­rech­te, ein Zusam­men­schluss von über 50 Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen in Deutsch­land, for­dert die EU auf, mili­tä­ri­sche Ein­sät­ze und Abschot­tung zu unter­las­sen und statt­des­sen lega­le Ein­rei­se­we­ge für Flücht­lin­ge zu schaf­fen. (Posi­ti­ons­pa­pier; Juris­ti­sches Gut­ach­ten)

Für Mili­tär­ein­satz in und an der Küs­te Liby­ens bedarf es ein UN-Man­dat, dass nach Art. 39 der UN-Char­ta eine „Bedro­hung des Frie­dens“ vor­aus­setzt. Die EU-Außen­be­auf­trag­te kon­stru­iert die­se Bedro­hung, indem Sie die angeb­li­che Desta­bi­li­sie­rung der EU-Staa­ten durch hohe Flücht­lings­zah­len anführt. Die­se Kon­struk­ti­on ist zynisch und mit inter­na­tio­na­lem Recht nicht zu ver­ein­ba­ren. Die Auf­nah­me von Flücht­lin­gen ist eine völ­ker­recht­li­che Ver­pflich­tung und kei­ne Gefahr für den Frieden.

Eine Betei­li­gung deut­scher Sol­da­ten an dem Mili­tär­ein­satz ist nach dem Grund­ge­setz ver­bo­ten. Art. 87a Abs. 2 Grund­ge­setz sta­tu­iert ein Tren­nungs­ge­bot zwi­schen Poli­zei und Mili­tär. Schleu­sung ist nach den völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­gen ein pri­va­tes Straf­de­likt, dem allei­ne mit dem Straf­recht und durch poli­zei­li­che Ermitt­lun­gen begeg­net wer­den kann. Umso irri­tie­ren­der ist die Ent­sen­dung von deut­schen Bun­des­wehr­sol­da­ten nach Rom, die dort den Mili­tär­ein­satz pla­nen sollen.

In inter­nen Papie­ren hat die EU ein­ge­stan­den, dass der Mili­tär­ein­satz unkal­ku­lier­ba­re Risi­ken mit sich bringt, mit hoher Wahr­schein­lich­keit zu „Kol­la­te­ral­schä­den“ füh­ren wird und den Bür­ger­krieg in Liby­en anzu­hei­zen droht. Die ein­zi­ge Ant­wort, die die EU auf die inter­ne selbst­kri­ti­sche Ein­schät­zung hat, ist eine PR-Stra­te­gie gegen den dro­hen­den Reputationsverlust. 

Der „Krieg gegen Schlep­per“ lie­fe auf einen Krieg gegen Flücht­lin­ge hin­aus: Wie Recher­chen u.a. von Amnes­ty Inter­na­tio­nal zei­gen, dro­hen Schutz­su­chen­den in Liby­en Ver­ge­wal­ti­gun­gen, Fol­ter, Ent­füh­run­gen, bru­ta­le Aus­beu­tung und Ver­fol­gung durch Mili­zen und kri­mi­nel­le Ban­den. Der geplan­te EU-Ein­satz gegen Schlep­per lie­fe dar­auf hin­aus, den Betrof­fe­nen die meist ein­zi­ge Chan­ce zu neh­men, der Höl­le Liby­ens zu ent­kom­men. Statt Schleu­ser mili­tä­risch zu bekämp­fen muss die EU drin­gend in Liby­en fest­sit­zen­de Flücht­lin­ge und Migran­ten eva­ku­ie­ren und Flücht­lin­gen die lega­le Ein­rei­se in die EU ermöglichen. 

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