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Menschenrechtspreis 2019: Für das Grundrecht auf Freiheit – gegen rechtswidrige Abschiebehaft
Der Rechtsanwalt Peter Fahlbusch hat seit 2001 bundesweit mehr als 1.800 Menschen in Abschiebungshaft vertreten. Sein Einsatz offenbarte, dass die Hälfte von ihnen zu Unrecht inhaftiert war. Für seine Arbeit wurde er mit dem PRO ASYL – Menschenrechtspreis 2019 geehrt.
Vor rund 180 Teilnehmenden zeichnete die Stiftung PRO ASYL am vergangenen Samstag in Frankfurt den Rechtsanwalt Peter Fahlbusch mit ihrem Menschenrechtspreis 2019, der PRO ASYL-Hand, aus.
Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten setzt sich der Rechtsanwalt für Menschen in Abschiebungshaft ein und weist seit Jahren auf rechtswidrige Inhaftnahme hin. Knapp die Hälfte aller von ihm vertretenen Fälle befanden sich zu Unrecht in Haft – manche einen Tag, manche Monate lang, im Durchschnitt jede*r rund vier Wochen. Zusammengezählt ergibt dies 23.816 Tage oder rund 65 Jahre rechtswidriger Abschiebungshaft.
»Es müsste eigentlich einer der größten Justizskandale in unserem Rechtsstaat sein, den Peter Fahlbusch als massenhaften Rechtsbruch so systematisch offengelegt und dokumentiert hat«, kritisierte Laudatorin Filiz Polat MdB, Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen für Migration und Integration. »Es geht um nicht weniger als den Eingriff in die Freiheit des Einzelnen«.
Doch Verwaltung und Politik lasse dieser Befund weitestgehend kalt, kritisierte Fahlbusch in seiner Rede. Der Anwalt forderte eine sofortige unabhängige Evaluierung der Abschiebungshaftpraxis. Bis dahin seien Abschiebungshaftverfahren und Haftvollzug auszusetzen.
»Die massenhaften rechtswidrigen Inhaftierungen stellen massive Verletzungen des Freiheitsgrundrechts dar. All dies geschieht in unserem Land, in unserem Namen, unter Anwendung unserer Regeln«, so Fahlbusch.
Auch das wegweisende Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 17. Juli 2014 zur Abschiebungshaft hat Peter Fahlbusch miterstritten. Seine Mandantin, eine Geflüchtete aus Syrien, die in Deutschland um Asyl gesucht hatte und abgelehnt wurde, wurde 2011 in Frankfurt in Abschiebungshaft genommen und rechtswidrig in einem normalen Gefängnis inhaftiert. Die Betroffene wurde schließlich aufgrund eines Härtefallverfahrens aus der Haft entlassen und klagte im Anschluss gegen die Inhaftierung. Die Klage ging bis vor den EuGH, der im Vorlageverfahren feststellte, dass das europarechtliche Trennungsgebot in jedem Bundesland zu wahren ist. Das Verfahren hatte PRO ASYL finanziell unterstützt.
Neues Gesetz unterläuft europarechtliche Vorgaben
Doch gerade durch das jüngst in Kraft getretene »Hau-Ab«-Gesetz wird das europarechtliche Trennungsgebot zwischen Straf- und Abschiebungshaft mit einer neuen Regelung unterlaufen, wonach Abschiebungshaft nun auch in regulären Strafgefängnissen durchgeführt werden kann. Mit der sogenannten »Mitwirkungshaft« wurde zusätzlich eine neue Form der Abschiebungshaft eingeführt.
Andreas Lipsch, Vorsitzender des Stiftungsrates, kritisierte den immer brutaleren Abschiebungsvollzug, selbst in Kriegs- und Krisengebiete wie Afghanistan. Die oft rechtswidrige Inhaftierung sei dabei das Mittel, um Menschen außer Landes zu schaffen.
»Rechtswidrige Inhaftierung hebt den Rechtstaat aus den Angeln«, betonte Lipsch. »Peter Fahlbusch verteidigt nicht nur die Betroffenen, sondern die Freiheitsrechte von uns allen«.
»Peter Fahlbusch verteidigt nicht nur die Betroffenen, sondern die Freiheitsrechte von uns allen.«
Fast zeitgleich fand vor der Abschiebungshaftanstalt Büren eine Großkundgebung mit anschließender Demonstration in Paderborn statt; mehr als 1.000 Menschen protestierten anlässlich des 100-jährigen Jahrestags der Abschiebungshaft gegen die Abschiebungshaftpraxis in Deutschland. Die Teilnehmenden wandten sich in einer kurzen Grußbotschaft an Peter Fahlbusch.
Der mit 5.000 dotierte Menschenrechtspreis der Stiftung PRO ASYL wird seit 2006 jährlich in Frankfurt am Main vergeben. Mit ihm werden Persönlichkeiten geehrt, die sich in herausragender Weise für die Achtung der Menschenrechte und den Schutz von Flüchtlingen einsetzen.
Weitere Videos der Preisverleihung finden sich auf unserem Instagram-Kanal – in der Highlight-Story zur Preisverleihung sowie bei IGTV.