23.09.2022
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Foto: picture alliance/dpa/TASS | Mikhail Tereshchenko

Seitdem Machthaber Putin in Russland die Teilmobilisierung für den Krieg gegen die Ukraine ausgerufen hat, melden sich Männer und Frauen bei PRO ASYL, die aus Angst vor dem Kriegsdienst und staatlicher Repressionen aus dem Land fliehen wollen oder bereits in Deutschland sind. Dies sind die Informationen, die wir den Betroffenen aktuell geben können

Stand 21.12.2022

Asylantrag nur in Deutschland möglich

Einen Asyl­an­trag kann man nicht aus dem Aus­land stel­len. Wer in Deutsch­land einen Asyl­an­trag stel­len will, kann dies nur in Deutsch­land selbst bzw. an einer Außen­gren­ze tun. Dies gilt genau­so auch in ande­ren EU-Staaten.

Zur Einreise nach Deutschland

Rus­si­sche Staatsbürger*innen benö­ti­gen für die lega­le Ein­rei­se nach Deutsch­land ein Visum. Die Visa­ver­ga­be wird sehr restrik­tiv gehand­habt. Es gibt Schen­gen­vi­sa und Visa für lang­fris­ti­ge Auf­ent­hal­te, etwa für Fach­kräf­te (Infor­ma­tio­nen dazu hier und hier). Die Nach­bar­staa­ten zu Russ­land Est­land und Lett­land sowie Litau­en und Polen las­sen seit dem 19. Sep­tem­ber 2022 aber kei­ne rus­si­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen mit ein­fa­chen Schen­gen-Visa mehr ein­rei­sen, wodurch der Land­weg stark ein­ge­schränkt ist. Direk­te Flug­ver­bin­dun­gen nach Deutsch­land bestehen aktu­ell nicht.

Dar­über hin­aus haben wei­te­re Schen­gen-Staa­ten – Tsche­chi­en, die Slo­wa­kei, Däne­mark, die Nie­der­lan­de, Bel­gi­en, Mal­ta, Finn­land, die Schweiz, Öster­reich und Ungarn – die Ver­ga­be von Schen­gen-Visa stark ein­ge­schränkt. Direk­te Flug­ver­bin­dun­gen nach Deutsch­land bestehen aktu­ell nicht.

Deutsch­land hat in eini­gen beson­ders her­aus­ge­ho­be­nen Fäl­len von Per­so­nen, die öffent­lich auf­ge­tre­ten sind, etwa kri­ti­sche Journalist*innen, auch huma­ni­tä­re Visa erteilt. Für die Mehr­heit der Per­so­nen wird das aber aktu­ell kei­ne schnel­le Lösung sein. Die deut­schen Aus­lands­ver­tre­tun­gen leh­nen sol­che Anträ­ge in aller Regel ab. Aus­sa­gen von Poli­ti­kern, Deutsch­land sei bereit, Per­so­nen, die gegen den Krieg sind oder nicht kämp­fen wol­len, auf­zu­neh­men und ihnen Asyl zu geben, schei­tern der­zeit vor allem an feh­len­den prak­ti­schen Mög­lich­kei­ten der Einreise!

Visaerteilung zu langfristigen Aufenthalten

Für die Ertei­lung von Visa zum lang­fris­ti­gen Auf­ent­halt in Deutsch­land, z.B. Arbeit, Stu­di­um, Fami­li­en­nach­zug sind eigent­lich die Aus­lands­ver­tre­tun­gen in Russ­land zustän­dig. PRO ASYL lie­gen Infor­ma­tio­nen vor, dass die Deut­schen Aus­lands­ver­tre­tun­gen in Istan­bul, Pod­go­ri­ca, Prag, War­schau und Wien geflüch­te­ten Russ*innen natio­na­le Visa für den lang­fris­ti­gen Auf­ent­halt in Deutsch­land erteilen.

Es heißt, dass Aus­nah­men für rus­si­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge gemacht wer­den kön­nen, die ein Visum für einen lang­fris­ti­gen Auf­ent­halt bean­tra­gen und die in unzu­mut­ba­rer Wei­se gefähr­det wären, wenn sie zur Antrag­stel­lung zur zustän­di­gen Aus­lands­ver­tre­tung in Russ­land zurück­keh­ren wür­den. Dies kann bei Menschenrechtsverteidiger*innen, Journalist*innen, Dissident*innen und Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rern der Fall sein. Soll­te die Mög­lich­keit auf ein natio­na­les Visum zum lang­fris­ti­gen Auf­ent­halt in Deutsch­land bestehen, emp­feh­len wir die ent­spre­chen­de Aus­lands­ver­tre­tung im Vor­feld zu kon­tak­tie­ren, das Anlie­gen vor­zu­tra­gen und die Zustän­dig­keit zu erfragen.

Sonderfall: Regimekritische russische Kultur- und Medienschaffende

 Mit Erlass vom 20.06.2022 räumt das Bun­des­mi­nis­te­ri­um des Inne­ren rus­si­schen Kul­tur- und Medi­en­schaf­fen­den beson­de­re Rech­te ein:

»Regime­kri­ti­schen Kul­tur- und Medi­en­schaf­fen­den aus der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on soll es im Rah­men des gel­ten­den Rechts ermög­licht wer­den, ihre Arbeit in Deutsch­land fort­zu­set­zen, um die kul­tu­rel­le Infra­struk­tur, für die sie als Mul­ti­pli­ka­to­ren unver­zicht­bar sind, im Exil geschützt vor den Repres­sio­nen des rus­si­schen Herr­schafts­ap­pa­ra­tes so weit wie mög­lich auf­recht­zu­er­hal­ten. Dies gilt auch für Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, die aus dem Exil her­aus Infra­struk­tur und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge für Men­schen­rechts­ar­beit bereitstellen.«

Kon­kret bedeu­tet dies, dass für die­sen Per­so­nen­kreis alle auf­ent­halts­recht­li­chen Mög­lich­kei­ten genutzt wer­den sol­len, damit sie Ihre Arbeit in Deutsch­land fort­set­zen oder eine sol­che auf­neh­men kön­nen. Bei Vor­lie­gen eines Arbeits­ver­tra­ges oder eines kon­kre­ten Arbeits­platz­an­ge­bots in Deutsch­land sol­len die­se Per­so­nen eine Auf­ent­halts­er­laub­nis oder ein Visum zum Zweck der Beschäf­ti­gung erhal­ten (§§ 18a und 18b Auf­enthG). Nor­ma­ler­wei­se muss für die Fach­kräf­te­ein­wan­de­rung die aus­län­di­sche Qua­li­fi­ka­ti­on in Deutsch­land aner­kannt, d.h. für gleich­wer­tig ein­ge­stuft wer­den. Soll­te dies bei der benann­ten Per­so­nen­grup­pe nicht der Fall sein, kann ein Visum auf Grund­la­ge des § 19c Abs. 3 Auf­enthG für sons­ti­ge Beschäf­ti­gungs­zwe­cke erteilt wer­den. Auf Grund der beson­de­ren poli­ti­schen Inter­es­sen der Bun­des­re­pu­blik soll der § 19c Abs. 3 Auf­enthG bei Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen weit aus­ge­legt und vom öffent­li­chen Inter­es­se im Sin­ne des Para­gra­phen aus­ge­gan­gen wer­den. Wenn weder Arbeits­ver­trag noch kon­kre­tes Arbeits­platz­an­ge­bot vor­lie­gen soll­ten, kann auch die Ertei­lung eines Auf­ent­halts­ti­tels nach § 21 Abs. 5 Auf­enthG, zur selbst­stän­di­gen Tätig­keit, in Betracht kommen.

Das BMI ver­weist in die­sem Erlass auch auf die Mög­lich­keit der Ertei­lung von huma­ni­tä­ren Auf­ent­halts­ti­teln für regime­kri­ti­sche rus­si­sche Kul­tur- und Medi­en­schaf­fen­de, wenn die Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sind, kein Arbeits­platz­an­ge­bot vor­liegt und z.B. auch der Lebens­un­ter­halt durch die Per­son nicht gesi­chert wer­den kann. Wie oben beschrie­ben, gehen wir davon aus, dass die­se huma­ni­tä­ren Visa nur in weni­gen Ein­zel­fäl­len und auch nur für den benann­ten Per­so­nen­kreis erteilt wer­den. Das BMI ver­weist im Erlass auf die Mög­lich­keit vom Visum­ver­fah­ren abzu­se­hen, wenn sich die Per­so­nen bereits in Deutsch­land auf­hal­ten und somit die Auf­ent­halts­ti­tel direkt, ohne Visum, zu erteilen.

Zu den Chancen im Asylverfahren

Stellt eine Per­son in Deutsch­land einen Asyl­an­trag, prüft das Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge (BAMF) als ers­tes, ob Deutsch­land nach der euro­päi­schen Ver­ord­nung, die die Zustän­dig­keit für die Prü­fung eines Asyl­an­trags regelt, über­haupt zustän­dig ist. Die­se soge­nann­te Dub­lin-III-Ver­ord­nung gilt in allen EU-Län­dern und in Nor­we­gen, Island, Liech­ten­stein und der Schweiz. In der Regel ist der Staat für das Asyl­ver­fah­ren zustän­dig, der das Visum für die Ein­rei­se erteilt hat. Bei ille­ga­ler Ein­rei­se ist der Staat zustän­dig, den die Per­son als ers­tes betre­ten hat. Schiebt Deutsch­land eine asyl­su­chen­de Per­son inner­halb einer bestimm­ten Frist nicht in den zustän­di­gen EU-Staat ab, geht die Zustän­dig­keit zur Prü­fung des Asyl­an­tra­ges auf Deutsch­land über. Mehr Infor­ma­tio­nen zu Dub­lin-Ver­fah­ren fin­den Sie hier.

Ist Deutsch­land für das Asyl­ver­fah­ren zustän­dig (gewor­den), prüft das BAMF die indi­vi­du­el­len Asyl­grün­de:

Die Recht­spre­chung in Deutsch­land zur Mili­tär­dienst­ver­wei­ge­rung ist grund­sätz­lich restriktiv:

Deser­teu­re – also Per­so­nen, die aus dem bereits ange­tre­te­nen Mili­tär­dienst in Russ­land flie­hen, kön­nen unse­rer Ein­schät­zung nach eine Flücht­lings­an­er­ken­nung bekom­men. Hier­von geht auch das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um bei Deser­teu­ren aus. Ihnen droht Ver­fol­gung aus poli­ti­schen Grün­den, da eine Deser­ti­on – als akti­ves Bekun­den gegen die Kriegs­füh­rung – als Aus­druck einer oppo­si­tio­nel­len Über­zeu­gung gewer­tet wer­den wird. Wer aus dem akti­ven Mili­tär­dienst flieht, soll­te dies mög­lichst durch ent­spre­chen­de Doku­men­te, wie bei­spiels­wei­se einen Mili­tär­pass, nachweisen.

Anders stellt sich die Situa­ti­on für Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rer dar. Dies sind Per­so­nen, die noch nicht aktiv am Krieg betei­ligt sind, son­dern gegen­über den rus­si­schen Ein­be­ru­fungs­be­hör­den ihre Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rung erklä­ren. Die Recht­spre­chung in Deutsch­land zur Mili­tär­dienst­ver­wei­ge­rung ist grund­sätz­lich restrik­tiv: Es wird als legi­ti­mes staat­li­ches Han­deln gese­hen, Bürger*innen zum Mili­tär­dienst zu ver­pflich­ten und bei Ver­wei­ge­rung auch zu bestra­fen. Nur wenn die­se Bestra­fung unver­hält­nis­mä­ßig hoch ist oder wenn durch die Ver­wei­ge­rung eine poli­ti­sche Ver­fol­gung aus­ge­löst wird, wird ein Mili­tär­dienst­ver­wei­ge­rer als Flücht­ling aner­kannt. Auch wenn der*die Asyl­su­chen­de im Kriegs­dienst etwa zur Teil­nah­me an Kriegs­ver­bre­chen, Ver­bre­chen gegen den Frie­den oder Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit ver­pflich­tet gewe­sen wäre und aus die­sem Grund den Kriegs­dienst ver­wei­gert, kann er*sie als Flücht­ling aner­kannt werden.

Militärdienstentzieher*innen sind Per­so­nen, die noch nicht ein­be­ru­fen wur­den, son­dern sich schon vor­her dem dro­hen­den Zugriff des Mili­tärs ent­zie­hen. Sie haben es am schwers­ten, asyl­erheb­li­che Umstän­de glaub­haft zu machen, da sie für den Grund ihrer Flucht regel­mä­ßig kei­nen Nach­weis haben.

Wer bereits einen Ein­be­ru­fungs­be­fehl bekom­men hat, soll­te die­sen im Asyl­ver­fah­ren vor­le­gen, um zu bele­gen, dass die Ein­zie­hung zum Mili­tär­dienst kurz bevor­stand. Auch wem es gelingt nach­zu­wei­sen, zur Grup­pe der­je­ni­gen zu gehö­ren, die von der Teil­mo­bil­ma­chung erfasst sind, soll­te ent­spre­chen­de Nach­wei­se im Asyl­ver­fah­ren vor­le­gen. Ob auch die­se Per­so­nen im Asyl­ver­fah­ren aner­kannt wer­den, kön­nen wir noch nicht abse­hen. Die poli­ti­schen Zei­chen spre­chen dafür. Die bis­he­ri­ge Pra­xis des BAMF sah aber anders aus. Das BAMF könn­te auf­grund der oben genann­ten Punk­te also in die­sen Fäl­len auch ablehnen.

Es gibt Berich­te, dass auch jen­seits der offi­zi­el­len Kri­te­ri­en der Teil­mo­bil­ma­chung Män­ner im wehr­pflich­ti­gen Alter zum Wehr­dienst ein­ge­zo­gen wer­den. Ob auch die­se einen Schutz­sta­tus im Asyl­ver­fah­ren bekom­men kön­nen ohne bereits einen Ein­be­ru­fungs­be­fehl zu haben, ist der­zeit noch nicht abzu­se­hen. Das wird davon abhän­gen, ob das BAMF die Gefahr zur Ein­be­ru­fung als aus­rei­chend wahr­schein­lich einschätzt.

Auch Oppo­si­tio­nel­le oder ver­folg­te Journalist*innen kön­nen im Asyl­ver­fah­ren einen Schutz­sta­tus in Deutsch­land bekom­men. Die vor­ge­brach­te Ver­fol­gung und die Grün­de hier­für müs­sen im Asyl­ver­fah­ren glaub­haft gemacht wer­den. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Asyl­ver­fah­ren in Deutsch­land fin­den Sie hier.

Soll­ten Sie über ein deut­sches Schen­gen-Visum ver­fü­gen, ist es wich­tig zu über­prü­fen, ob dafür von Ver­wand­ten oder Freund*innen in Deutsch­land eine Ver­pflich­tungs­er­klä­rung abge­ge­ben wur­de (sie­he hier­zu §§ 66, 67 und 68 Auf­enthG). Mit einer Ver­pflich­tungs­er­klä­rung wil­ligt die ver­pflich­tungs­ge­ben­de Per­son ein, für alle Kos­ten auf­zu­kom­men, die eine Per­son ver­s­ur­sacht, wenn sie nach Ablauf des Visums in Deutsch­land verbleibt.

Die Ver­pflich­tungs­er­klä­rung ist auf die Dau­er von fünf Jah­ren begrenzt und endet auch nicht, wenn bspw. die Per­son durch ein Asyl­ver­fah­ren einen Auf­ent­halts­ti­tel erhält. Kon­kret bedeu­tet das, dass Ihre Ver­wand­ten bzw. Freund*innen alle Kos­ten für die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung, behörd­li­chen Ver­fah­ren, Woh­nen, Essen usw. über­neh­men müs­sen. Soll­ten Kos­ten ver­ur­sacht wer­den, z.B. durch ein Asyl­ver­fah­ren oder den Bezug von Sozi­al­leis­tun­gen wer­den die­se der ver­pflich­tungs­ge­ben­den Per­son in Rech­nung gestellt.

Aufenthaltsrechtliche Möglichkeiten in Deutschland

Nach § 6 Abs. 2 Auf­enthG in Ver­bin­dung mit Art. 33 des Visa­ko­dex sind Ver­län­ge­run­gen von gül­ti­gen Schen­gen-Visa mög­lich, wenn höhe­re Gewalt, huma­ni­tä­re Grün­de oder schwer­wie­gen­de per­sön­li­che Grün­de vor­lie­gen, wes­halb der*die Visumsinhaber*in nicht aus­rei­sen kann bzw. län­ger in Deutsch­land ver­blei­ben muss. Die Ver­län­ge­rung kann bei der Aus­län­der­be­hör­de am Auf­ent­halts­ort bean­tragt und vor­ge­nom­men wer­den, auch wenn es sich um ein Schen­gen-Visum han­delt, das nicht von einer deut­schen Aus­lands­ver­tre­tung erteilt wurde.

Wenn kei­ne der benann­ten Optio­nen in Fra­ge kommt, kann auch bei der Aus­län­der­be­hör­de am Ort Ihres Auf­ent­halts eine Dul­dung bean­tragt wer­den. Da es zur­zeit kei­ne direk­ten Flug­ver­bin­dun­gen nach Russ­land gibt, gehen wir davon aus, dass der­zeit Abschie­bun­gen nach Russ­land unmög­lich sind. Dadurch ergibt sich ein Dul­dungs­grund. Mit einer Dul­dung sind Sie offi­zi­ell in Deutsch­land regis­triert. Die Dul­dung ist kein Auf­ent­halts­ti­tel, die Rech­te von Gedul­de­ten sind sehr ein­ge­schränkt, bei­spiel­haft ist arbei­ten nur mit Zustim­mung der Aus­län­der­be­hör­de erlaubt und der Wohn­sitz kann beschränkt wer­den. Aller­dings besteht ein Anspruch auf Leis­tun­gen nach dem Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz (Asyl­bLG).

Wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­tio­nen zu den Rech­ten und Pflich­ten von Duldungsinhaber*innen und Mög­lich­kei­ten der Auf­ent­halts­si­che­rung für Men­schen mit Dul­dung fin­den Sie hier.

Die benann­ten Infor­ma­tio­nen bie­ten einen Über­blick und ers­te Hin­wei­se, erset­zen aber kei­ne indi­vi­du­el­le Bera­tung. Wir emp­feh­len Ihnen sich für eine umfas­sen­de Bera­tung an regio­na­le Bera­tungs­stel­len zu wenden.

Wenn sich die Lage ändert oder wir genaue­re Aus­kunft geben kön­nen, wer­den wir ent­spre­chen­de Hin­wei­se auf unse­rer Home­page veröffentlichen.

(jb,wj,ie,ja,pva)

- – - – - – - Eng­lish version – - – - – -

Last Update: 21.12.2022

Sin­ce Rus­sia’s ruler Putin declared a par­ti­al mobi­liza­ti­on for the war against Ukrai­ne, men and women have been cont­ac­ting PRO ASYL who want to flee the coun­try for fear of mili­ta­ry ser­vice and sta­te repres­si­on or who have alre­a­dy arri­ved in Ger­ma­ny. This is the infor­ma­ti­on we can curr­ent­ly give to tho­se affected.

Application for asylum only possible in Germany

You can­not app­ly for asyl­um from abroad. Anyo­ne who wants to app­ly for asyl­um in Ger­ma­ny can only do so in Ger­ma­ny its­elf or at an exter­nal bor­der. This also appli­es in other EU countries.

Entering Germany

Rus­si­an citi­zens need a visa to enter Ger­ma­ny legal­ly. The issuing of visas is very rest­ric­ti­ve. The­re are Schen­gen visas and visas for long-term stays, for exam­p­le for skil­led workers (infor­ma­ti­on here and here). Howe­ver, sin­ce Sep­tem­ber 19 this year, Russia’s neigh­bors Esto­nia and Lat­via as well as Lithua­nia and Pol­and no lon­ger allow Rus­si­an citi­zens to enter the coun­try on simp­le Schen­gen visas, which sever­ely rest­rict the land rou­te. In addi­ti­on, other Schen­gen sta­tes – the Czech Repu­blic, Slo­va­kia, Den­mark, the Net­her­lands, Bel­gi­um, Mal­ta, Fin­land, Switz­er­land, Aus­tria and Hun­ga­ry – have sever­ely rest­ric­ted the issuing of Schen­gen visas. The­re are curr­ent­ly no direct flight con­nec­tions to Germany.

Ger­ma­ny has gran­ted huma­ni­ta­ri­an visas in a few excep­tio­nal cases of peo­p­le who have made public appearan­ces, such as cri­ti­cal jour­na­lists. For the majo­ri­ty of peo­p­le, howe­ver, this will not be a fast solu­ti­on at the moment. The Ger­man embas­sies and con­su­la­tes gene­ral­ly reject such appli­ca­ti­ons. Some poli­ti­ci­ans sta­ted that Ger­ma­ny is wil­ling to take in peo­p­le who are against the war or do not want to fight. The pro­mi­ses of giving them asyl­um are curr­ent­ly fai­ling main­ly due to a lack of prac­ti­cal pos­si­bi­li­ties for entry!

Juris­pru­dence in Ger­ma­ny on mili­ta­ry con­sci­en­tious objec­tion is gene­ral­ly restrictive

Granting long-term visas

The Ger­man embas­sy and gene­ral con­su­la­tes in Rus­sia are actual­ly respon­si­ble for issuing visas for long-term resi­dence in Ger­ma­ny, e.g. work, stu­dy, fami­ly reuni­fi­ca­ti­on. PRO ASYL has infor­ma­ti­on that the Ger­man embas­sies and con­su­la­tes in Istan­bul, Pod­go­ri­ca, Pra­gue, War­saw and Vien­na issue natio­nal visas for long-term resi­dence in Ger­ma­ny to Rus­si­an refugees.

It is said that excep­ti­ons can be made for Rus­si­an natio­nals who app­ly for a long-term visa and who would be unre­ason­ab­ly end­an­ge­red if they were to return to the respon­si­ble mis­si­on in Rus­sia to app­ly. This may be the case for human rights defen­ders, jour­na­lists, dis­si­dents and con­sci­en­tious objec­tors. If the­re is a pos­si­bi­li­ty of obtai­ning a natio­nal visa for a long-term stay in Ger­ma­ny, we recom­mend that you cont­act the rele­vant mis­si­on abroad in advan­ce, pre­sent your request and enqui­re about its competence.

Special case: Russian cultural and media workers critical of the regime

With its decree of 20.06.2022, the Fede­ral Minis­try of the Inte­ri­or grants spe­cial rights to Rus­si­an cul­tu­ral and media workers:

»Cul­tu­ral and media workers from the Rus­si­an Fede­ra­ti­on who are cri­ti­cal of the regime should be enab­led to con­ti­nue their work in Ger­ma­ny within the frame­work of the appli­ca­ble law in order to main­tain the cul­tu­ral infra­struc­tu­re, for which they are indis­pensable as mul­ti­pli­ers, in exi­le, pro­tec­ted from the repres­si­ons of the Rus­si­an ruling appa­ra­tus as far as pos­si­ble. This also appli­es to non-govern­men­tal orga­niza­ti­ons that pro­vi­de infra­struc­tu­re and com­mu­ni­ca­ti­on chan­nels for human rights work from exile. «

In con­cre­te terms, this means that all pos­si­bi­li­ties under resi­dence law should be used for this group of peo­p­le so that they can con­ti­nue their work in Ger­ma­ny or take up such work. If they have an employ­ment con­tract or a con­cre­te job offer in Ger­ma­ny, the­se per­sons should recei­ve a resi­dence per­mit or a visa for the pur­po­se of employ­ment (sec­tions 18a and 18b of the Resi­dence Act). Nor­mal­ly, for the immi­gra­ti­on of skil­led workers, the for­eign qua­li­fi­ca­ti­on must be reco­gni­zed in Ger­ma­ny, i.e. clas­si­fied as equivalent.

If this is not the case for the desi­gna­ted group of per­sons, a visa can be issued for other employ­ment pur­po­ses on the basis of sec­tion 19c (3) of the Resi­dence Act. Due to the spe­cial poli­ti­cal inte­rests of the Fede­ral Repu­blic of Ger­ma­ny, Sec­tion 19c (3) of the Resi­dence Act is to be inter­pre­ted broad­ly if the requi­re­ments are met and the public inte­rest as defi­ned in the sec­tion is to be assu­med. If the­re is neither an employ­ment con­tract nor a con­cre­te job offer, the gran­ting of a resi­dence title in accordance with sec­tion 21 (5) of the Resi­dence Act for self-employ­ment may also be considered.

In this decree, the Fede­ral Minis­try of the Inte­ri­or also refers to the pos­si­bi­li­ty of gran­ting huma­ni­ta­ri­an resi­dence titles for Rus­si­an cul­tu­ral and media workers who are cri­ti­cal of the regime, if the requi­re­ments are met, but for exam­p­le the­re is no job offer and the per­son can­not secu­re a liveli­hood. As descri­bed abo­ve, we assu­me that the­se huma­ni­ta­ri­an visas will only be gran­ted in a few indi­vi­du­al cases and only for the named group of per­sons. In the decree, the Fede­ral Minis­try of the Inte­ri­or refers to the pos­si­bi­li­ty of issuing the resi­dence per­mit direct­ly wit­hout a pre­vious visa pro­ce­du­re if the per­sons are alre­a­dy in Germany.

Asylum in Germany

If a per­son appli­es for asyl­um in Ger­ma­ny, the Fede­ral Office for Migra­ti­on and Refu­gees (BAMF) first checks whe­ther Ger­ma­ny is respon­si­ble for this accor­ding to the Euro­pean Regu­la­ti­on, which regu­la­tes the respon­si­bi­li­ty for exami­ning a request for asyl­um. This so-cal­led Dub­lin III Regu­la­ti­on appli­es in all EU count­ries and in Nor­way, Ice­land, Liech­ten­stein and Switz­er­land. As a rule, the sta­te that issued the visa for ent­ry is respon­si­ble for the asyl­um pro­ce­du­re. In the case of ille­gal ent­ry, the sta­te that the per­son ente­red first is respon­si­ble. If Ger­ma­ny does not deport an asyl­um see­ker to the respon­si­ble EU sta­te within a cer­tain peri­od of time, the respon­si­bi­li­ty for exami­ning the asyl­um appli­ca­ti­on is trans­fer­red to Ger­ma­ny. More infor­ma­ti­on on Dub­lin pro­ce­du­res can be found here.

If Ger­ma­ny has (beco­me) respon­si­ble for the asyl­um pro­ce­du­re, the BAMF exami­nes the indi­vi­du­al grounds for asyl­um:

Deser­ters – i.e. peo­p­le who flee from mili­ta­ry ser­vice in Rus­sia that they have alre­a­dy star­ted – can, in our esti­ma­ti­on, be gran­ted refu­gee sta­tus. The Fede­ral Minis­try of the Inte­ri­or also assu­mes this for deser­ters. They are threa­ten­ed with per­se­cu­ti­on on poli­ti­cal grounds, as deser­ti­on – as an acti­ve decla­ra­ti­on against war­fa­re – will be con­side­red an expres­si­on of oppo­si­tio­nal con­vic­tions. Tho­se who flee from acti­ve mili­ta­ry ser­vice should, if pos­si­ble, pro­ve this with appro­pria­te docu­ments, such as a mili­ta­ry passport.

The situa­ti­on is dif­fe­rent for con­sci­en­tious objec­tors. The­se are per­sons who are not yet actively invol­ved in the war, but decla­re their con­sci­en­tious objec­tion to the Rus­si­an con­scrip­ti­on aut­ho­ri­ties. Juris­pru­dence in Ger­ma­ny on con­sci­en­tious objec­tion is fun­da­men­tal­ly rest­ric­ti­ve: it is seen as legi­ti­ma­te sta­te action to obli­ge citi­zens to per­form mili­ta­ry ser­vice and to punish them if they refu­se. Only if this punish­ment is dis­pro­por­tio­na­te­ly high or if poli­ti­cal per­se­cu­ti­on is trig­ge­red by the refu­sal, a con­sci­en­tious objec­tor will be reco­g­nis­ed as a refu­gee. If the asyl­um see­ker would have been obli­ged to par­ti­ci­pa­te in war cri­mes, cri­mes against peace or cri­mes against huma­ni­ty during mili­ta­ry ser­vice and refu­ses mili­ta­ry ser­vice for this reason, he/she can be reco­g­nis­ed as a refugee.

The­re are reports that even bey­ond the offi­ci­al cri­te­ria of par­ti­al mobi­li­sa­ti­on, men of com­pul­so­ry mili­ta­ry age are being cal­led up for mili­ta­ry ser­vice. Whe­ther they can also be gran­ted pro­tec­tion sta­tus in the asyl­um pro­ce­du­re wit­hout alre­a­dy having a con­scrip­ti­on order is not yet fore­seeable. This will depend on whe­ther the BAMF con­siders the dan­ger of con­scrip­ti­on to be suf­fi­ci­ent­ly probable.

Oppo­si­ti­on mem­bers or per­se­cu­ted jour­na­lists can also be gran­ted pro­tec­tion sta­tus in Ger­ma­ny in the asyl­um pro­ce­du­re. The per­se­cu­ti­on clai­med and the reasons for it must be made cre­di­ble in the asyl­um pro­ce­du­re. Fur­ther infor­ma­ti­on on the asyl­um pro­ce­du­re in Ger­ma­ny can be found here.

If you have a Ger­man Schen­gen visa, it is important to check whe­ther a decla­ra­ti­on of com­mit­ment has been issued by rela­ti­ves or fri­ends in Ger­ma­ny (see sec­tions 66, 67 and 68 of the Resi­dence Act). With a decla­ra­ti­on of com­mit­ment, the per­son making the com­mit­ment agrees to pay for all cos­ts that a per­son incurs if he or she remains in Ger­ma­ny after the visa expires.

The decla­ra­ti­on of com­mit­ment is limi­t­ed to a peri­od of five years and does not end even if, for exam­p­le, the per­son obta­ins a resi­dence title through an asyl­um pro­ce­du­re. In con­cre­te terms, this means that your rela­ti­ves or fri­ends must bear all cos­ts for medi­cal care, offi­ci­al pro­ce­du­res, housing, food, etc. If cos­ts are incur­red, e.g. due to an asyl­um pro­ce­du­re or the receipt of social bene­fits, the­se will be char­ged to the per­son making the commitment.

Possibilities under residence law in Germany

Accor­ding to Sec­tion 6 (2) of the Resi­dence Act in con­junc­tion with Artic­le 33 of the Visa Code, valid Schen­gen visas can be exten­ded if the­re are force majeu­re, huma­ni­ta­ri­an reasons or serious per­so­nal reasons why the visa hol­der can­not lea­ve the coun­try or must remain in Ger­ma­ny for a lon­ger peri­od of time. The exten­si­on can be appli­ed for and car­ri­ed out at the for­eig­ners‘ regis­tra­ti­on office (»Aus­län­der­be­hör­de«) at the place of stay, even if this Schen­gen visa was not issued by a Ger­man embas­sy abroad.

In Lower Sax­o­ny and Thu­rin­gia, the com­pe­tent sta­te minis­tries are of the opi­ni­on that, due to the cur­rent situa­ti­on, the requi­re­ments for exten­ding Schen­gen visas of Rus­si­an and Bela­ru­si­an citi­zens for ano­ther 90 days are met. They have infor­med the for­eig­ners‘ regis­tra­ti­on offices in the fede­ral sta­tes of this in cir­cu­lars dated 11 March 2022 (Lower Sax­o­ny) and 12 April 2022 (Thu­rin­gia).

The cir­cu­lars fur­ther sta­te that the for­eig­ners‘ regis­tra­ti­on offices in both fede­ral sta­tes can issue resi­dence per­mits for long-term resi­dence, e.g. work, stu­dy, fami­ly reuni­fi­ca­ti­on, if all requi­re­ments, wit­hout a pri­or visa pro­ce­du­re. Curr­ent­ly, Rus­si­an and Bela­ru­si­an citi­zens can­not reason­ab­ly be expec­ted to under­go a visa procedure.

If none of the abo­ve-men­tio­ned opti­ons comes into ques­ti­on, you can also app­ly for a »Dul­dung« at the for­eig­ners‘ regis­tra­ti­on office in your place of resi­dence. As the­re are curr­ent­ly no direct flight con­nec­tions to Rus­sia, we assu­me that depor­ta­ti­ons to Rus­sia are curr­ent­ly impos­si­ble. This results in a reason to issue a »Dul­dung«. With a »Dul­dung« you are offi­ci­al­ly regis­tered in Ger­ma­ny. The »Dul­dung« is not a resi­dence title, the rights of per­sons with a »Dul­dung« are very limi­t­ed, for exam­p­le, work is only per­mit­ted with the con­sent of the for­eig­ners‘ regis­tra­ti­on office and resi­dence can be rest­ric­ted. Howe­ver, they are entit­led to bene­fits under the Asyl­um See­kers‘ Bene­fits Act (Asyl­bLG).

The abo­ve infor­ma­ti­on pro­vi­des an over­view and initi­al advice, but is no sub­sti­tu­te for indi­vi­du­al coun­sel­ling. We recom­mend that you cont­act regio­nal coun­sel­ling cen­tres for com­pre­hen­si­ve counselling.

If the situa­ti­on chan­ges or we are able to pro­vi­de more detail­ed infor­ma­ti­on, we will publish cor­re­spon­ding infor­ma­ti­on on our homepage.

(jb,wj,ie,ja,pva)