07.12.2011
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Vorbild für den geplanten Grenzzaun in der Evros-Region: Der Zaun um die spanische Exklave Melilla.

Der in der Evros-Grenzregion geplante Zaun, der Flüchtlinge an der Einreise nach Griechenland hindern soll, soll doch nicht mit EU-Mitteln finanziert werden.

Nach einem Bericht der grie­chi­schen Zei­tung Ekat­hi­me­ri­ni hal­te die EU einen Zaun nicht län­ger für ein effek­ti­ves Mit­tel zur Ver­hin­de­rung von irre­gu­lä­rer Migra­ti­on. Der Zaun schre­cke Migran­ten und Schmugg­ler nicht von der „ille­ga­len Ein­wan­de­rung“ ab, son­dern füh­re nur dazu, dass sie alter­na­ti­ve Rou­ten in die Euro­päi­sche Uni­on such­ten, so EU-Kom­mis­sa­rin Ceci­lia Malm­ström in einer Ant­wort an den grie­chi­schen EU-Par­la­men­ta­ri­er Gior­gos Papa­ni­ko­laou. Malm­ström zufol­ge sei die EU jedoch bereit, ande­re Maß­nah­men zu finan­zie­ren, sofern die­se ille­ga­le Migra­ti­on in die EU wirk­sam unter­bin­den könnten.

Das Land hat­te für den 12,5 Kilo­me­ter lan­gen Zaun ent­lang der Evros-Gren­ze, des­sen Kos­ten ursprüng­lich bei 5,4 Mil­lio­nen Euro lie­gen soll­te, 4,9 Mil­lio­nen Euro von der EU bean­tragt. Noch letz­te Woche hat­te Mano­lis Atho­na, grie­chi­scher Minis­ter für Bür­ger­schutz, davon gespro­chen, dass der Zaun in fünf Mona­ten fer­tig sein soll. Nun muss Grie­chen­land sehen, wie es die Grenz­an­la­ge, die aus zwei mit Sta­chel­draht bewehr­ten Zäu­nen bestehen soll, von sei­nen schwin­den­den Mit­teln selbst finan­zie­ren kann.

Seit 2010 ver­sucht ein Groß­teil der Flücht­lin­ge, die in der Euro­päi­schen Uni­on Schutz suchen, die tür­kisch-grie­chi­sche Land­gren­ze am Evros zu über­que­ren. Von Janu­ar bis Okto­ber 2011 wur­den über 45.000 Flücht­lin­ge und Migran­ten in der Regi­on des Flus­ses ent­lang der grie­chi­schen EU-Außen­gren­ze auf­ge­grif­fen und dort unter men­schen­un­wür­di­gen Bedin­gun­gen inhaftiert.

Dass ein Zaun Flucht und Migra­ti­on nach Euro­pa nicht unter­bin­den kann, haben die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen der EU nun offen­bar begrif­fen. Von der Ein­sicht, dass Flücht­lin­ge ein Recht dar­auf haben, Zugang zu fai­ren Asyl­ver­fah­ren zu erhal­ten und men­schen­wür­di­gee Auf­nah­me zu fin­den, ist die Poli­tik der EU lei­der noch weit entfernt.

 Walls of Shame: Accounts from the Insi­de. The Detenti­on Cen­tres in Evros (eng­lisch­spra­chi­ger Bericht), April 2012

Über­le­ben im Tran­sit: Zur Situa­ti­on von Flücht­lin­gen in der Tür­kei, März 2012

 Flücht­lings­ster­ben vor Les­bos – eine Fol­ge der EU-Grenz­po­li­tik (17.12.12)

 Über­le­ben im Tran­sit – PRO ASYL ver­öf­fent­licht Bericht über die Lage von Flücht­lin­gen in der Tür­kei (10.05.12)

 FRONTEX rüs­tet in Grie­chen­land auf (02.11.10)