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Das Sterben in der Ägäis geht weiter – mindestens 22 Flüchtlinge starben vor Samos
Während Bulgarien und Griechenland mit tatkräftige Hilfe der EU-Grenzagentur Frontex die Landgrenzen zur Türkei erfolgreich dicht gemacht haben, wird die Ägäis immer mehr zum Flüchtlingsfriedhof. Am Montag wurden 22 Tote im griechisch-türkischen Seegebiet geborgen.
Seit der Abriegelung der türkisch-griechischen Landgrenze im August 2012 sind über 230 Flüchtlinge in der Ägäis gestorben. Die Suche nach schätzungsweise 10 weiteren Menschen dauert an. Nach Angaben der griechischen Küstenwache wurden 36 Menschen gerettet, 32 Männer, drei Frauen und ein drei Jahre alter Junge.
Vier der Toten fanden Rettungskräfte im Wasser, 18 wurden im Inneren des größeren Bootes entdeckt, darunter drei Kinder und eine schwangere Frau. Taucher fanden die Leichen übereinander liegend zwischen Taschen und Koffern. Es soll sich überwiegend um junge Menschen handeln. Eine Tote wurde mit ihrem Kind in den Armen gefunden.
Überlebende aus Somalia, Syrien, Eritrea
Die Überlebenden stammen aus Somalia, Syrien Eritrea. Sie wurden nach Samos gebracht. Drei Männer wurden wegen Unterkühlung in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Dreijährige wurde in ein Krankenhaus in Athen geflogen, sein Zustand war kritisch. Überlebenden zufolge befanden sich etwa 65 Menschen an Bord der Boote, Medienberichten zufolge handelt es sich um eine Yacht und eine dazugehörige Barkasse.
Die Flüchtlingsboote – eine Segelyacht und eine Barkasse – waren offenbar von der türkischen Küste aus gestartet. Sie sollen in den frühen Morgenstunden einen Notruf abgesetzt haben. Ein finnisches Frontex-Patrouillenboot soll am frühen Morgen die beiden Boote gekentert und Dutzende Flüchtlinge im Wasser lokalisiert haben, rund vier Seemeilen nördlich der griechischen Insel Samos. Gestern suchten die griechische Küstenwache und Frontex weiter nach den Vermissten.
Systematische Pushbacks
Mit der Bootskatastrophe erhöht sich die Zahl der Todesopfer der europäischen Abschottungspolitik. In der Ägäis und an der Landgrenze weisen die griechische Küstenwache und Grenzpolizei systematisch Flüchtlinge zurück. Diese Push backs wurden von PRO ASYL, aber zum Beispiel auch von Amnesty International in großer Zahl und umfassend dokumentiert.
Daher wirkt es nahezu zynisch, wenn der griechische Schifffahrtsminister Miltiadis Varvitsiotis neben persönlichen Betroffenheitsbekundungen mehr Engagement der EU zur Bekämpfung von Menschenschmugglern und der „illegalen Einwanderung“ fordert.
PRO ASYL fordert, die völkerrechtswidrigen Pushback-Operationen sofort zu beenden. Die Einhaltung der Menschenrechte an den EU- Außengrenzen und die Gewährung legaler Einreisewege für Flüchtlinge wären notwendige Schritte, um das Flüchtlingssterben vor Europas Küsten zu beenden.
Medienberichte: BBC (Video); Spiegel-online; sueddeutsche.de; theguardian.com;
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