24.01.2014

Anläss­lich des heu­ti­gen Innen­mi­nis­ter­tref­fens in Athen for­dert PRO ASYL ein Ende des Schwei­gens der poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen Euro­pas zu den schwe­ren Men­schen­rechts-ver­let­zun­gen an der grie­chi­schen EU-Außengrenze.

In der Nacht zum Mon­tag, den 20.01.2014 star­ben drei Frau­en und neun Kin­der, als die grie­chi­sche Küs­ten­wa­che ver­such­te, ihr Boot völ­ker­rechts­wid­rig und mit roher Gewalt in Rich­tung tür­ki­sche Küs­te zu schlep­pen. Dies geht aus den Aus­sa­gen der 16 Über­le­ben­den her­vor. Die von den Über­le­ben­den beschrie­ben Prak­ti­ken der Küs­ten­wa­che ent­spre­chen exakt dem Mus­ter zahl­rei­cher ande­rer völ­ker­rechts­wid­ri­ger Push-Back-Ope­ra­tio­nen vor der grie­chi­schen Küs­te, die PRO ASYL in sei­ner Stu­die „Pushed back“ vom 7. Novem­ber 2013 doku­men­tiert hat.

Die Innen­mi­nis­ter der EU und die Innen­kom­mis­sa­rin Ceci­lia Malm­ström haben bis­lang für die Toten, die 16 Über­le­ben­den und die hin­ter­blie­be­nen Ange­hö­ri­gen noch nicht ein­mal die sonst übli­chen Ges­ten der Betrof­fen­heit übrig.

Der für die grie­chi­sche Küs­ten­wa­che zustän­di­ge Minis­ter Mil­tia­dis Var­vitsio­tis sprach ange­sichts der Kata­stro­phe kei­ne Wor­te des Bedau­erns aus, son­dern griff den Men­schen­rechts­kom­mis­sar des Euro­pa­ra­tes, Nils  Muiž­nieks, an, der wie auch UNHCR eine lücken­lo­se Auf­klä­rung des Vor­falls fordert.

Tod wäh­rend einer Push-Back-Ope­ra­ti­on bei Farmakonisi

Den Aus­sa­gen der Über­le­ben­den zufol­ge wur­de ihr Boot nur ca. 100 Meter vor der grie­chi­schen Küs­te von der Küs­ten­wa­che ent­deckt, die das Boot der Schutz­su­chen­den ins Schlepp­tau nahm und es mit hoher Geschwin­dig­keit Rich­tung tür­ki­scher Küs­te zog. Nach­dem Was­ser in das Boot der Flücht­lin­ge lief, ver­such­ten eini­ge von ihnen auf das Boot der Küs­ten­wa­che zu gelan­gen, wur­den davon jedoch mit Gewalt abge­hal­ten. Als Flücht­lin­ge – dar­un­ter auch Kin­der – über Bord fie­len, ver­hin­der­te die Küs­ten­wa­che Ret­tungs­ver­su­che ande­rer Flücht­lin­ge. Erst als das Boot der Flücht­lin­ge zu sin­ken begann, wur­den die Über­le­ben­den an Bord des Boots der Küs­ten­wa­che genom­men, wo eini­ge von ihnen anschlie­ßend miss­han­delt wurden.

Druck auf grie­chi­sche EU-Prä­si­dent­schaft erhöhen

PRO ASYL for­dert EU-Innen­kom­mis­sa­rin Ceci­lia Malm­ström und die EU-Innen­mi­nis­ter auf, dafür zu sor­gen, dass der töd­li­che Ein­satz der grie­chi­schen Küs­ten­wa­che vor Farm­a­ko­ni­si von einer unab­hän­gi­gen Unter­su­chungs­kom­mis­si­on auf­ge­klärt wird. Sie muss jetzt dafür sor­gen, dass alle Log­bü­cher, Video­auf­nah­men und sons­ti­gen Beweis­mit­tel zum Ablauf der Ope­ra­ti­on schnell sicher­ge­stellt werden.

Die EU muss end­lich sicher­stel­len, dass die völ­ker­rechts­wid­ri­gen Zurück­wei­sun­gen und sys­te­ma­ti­schen Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen gegen­über Flücht­lin­gen an der grie­chi­schen EU-Außen­gren­ze sofort been­det wer­den. Die EU finan­ziert nahe­zu alle Abwehr­maß­nah­men in  Grie­chen­land. Die euro­päi­sche Grenz­agen­tur Fron­tex ist seit Jah­ren an den grie­chi­schen EU-Außen­gren­zen tätig. Die Staa­ten im Zen­trum der EU – vor allem Deutsch­land – haben mas­si­ven Druck auf Grie­chen­land aus­ge­übt, sei­ne Gren­zen her­me­tisch abzuriegeln.

In Deutsch­land leben­de Ange­hö­ri­ge for­dern Ber­gung der Leichen

In Deutsch­land leben­de Ange­hö­ri­ge der Toten appel­lie­ren, dass wenigs­tens die Kör­per ihrer Lie­ben gebor­gen wer­den. Zwei der Toten wur­den an der tür­ki­schen Küs­te gefun­den. Zehn wei­te­re Lei­chen wer­den im gesun­ke­nen Wrack des Schif­fes ver­mu­tet. PRO ASYL for­dert die grie­chi­schen Behör­den auf, alle Toten zu ber­gen und den Ange­hö­ri­gen eine wür­de­vol­le Bestat­tung zu ermöglichen.

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