22.01.2014

Vor der grie­chi­schen Insel Farm­a­ko­ni­si star­ben in der Nacht zum 20. Janu­ar zwölf Flücht­lin­ge, als die grie­chi­sche Küs­ten­wa­che ver­such­te, ihr Boot zurück zur tür­ki­schen Küs­te zu schlep­pen. Dies berich­te­ten die Über­le­ben­den gegen­über dem UNHCR. 

Das Fischer­boot mit 28 Men­schen aus Afgha­ni­stan und Syri­en an Board ken­ter­te nahe der Insel Farm­a­ko­ni­si im Schlepp­tau eines grie­chi­schen Küs­ten­wa­che­schif­fes. Unter den 12 Toten sind Medi­en­an­ga­ben zufol­ge vor allem Kin­der und Babys. Die 16 Über­len­den wur­den auf die Insel Leros gebracht, wo Mit­ar­bei­ter des UNHCR sie ges­tern befrag­ten. Den Über­le­ben­den zufol­ge habe das Schiff der Küs­ten­wa­che ihr Boot in Schlepp­tau genom­men und sei dann bei stür­mi­scher See mit hoher Geschwin­dig­keit in Rich­tung tür­ki­sche Küs­te gerast. Bevor ihr Boot ken­ter­te hät­ten die Flücht­lin­ge in Panik um Hil­fe geschrien und auf die an Board befind­li­chen Kin­der hingewiesen.

Die grie­chi­schen Behör­den spre­chen dage­gen von einer Ret­tungs­ak­ti­on. Man habe das Flücht­lings­schiff in Schlepp­tau genom­men, um die Men­schen nach Farm­a­ko­ni­si zu brin­gen. Wäh­rend­des­sen hät­ten sich die Flücht­lin­ge auf einer Sei­te ver­sam­melt, des­halb sei das Boat gekippt. Die­se Ver­si­on steht in kras­sem Gegen­satz zu den Berich­ten der Überlebenden.

„Die­ser Akti­on der grie­chi­schen Küs­ten­wa­che war mit höchs­ter Wahr­schein­lich­keit kei­ne Ret­tungs­ak­ti­on, son­dern eine Push-Back-Ope­ra­ti­on“, so Karl Kopp, Europa­re­fe­rent von PRO ASYL. Offen­bar muss­ten die­se zwölf Flücht­lin­gen ster­ben, weil die grie­chi­sche Küs­ten­wa­che unver­än­dert an ihrer men­schen­ver­ach­ten­den Prak­tik der Zurück­wei­sung von Flücht­lings­boo­ten fest­hält. Der PRO ASYL-Bericht „Pushed back“ vom 7. Novem­ber 2013 hat zahl­rei­che sol­cher Fäl­le lebens­ge­fähr­den­der Ope­ra­tio­nen der grie­chi­schen Küs­ten­wa­che – dar­un­ter auch Fäl­le im Ein­satz­ge­biet um Farm­a­ko­ni­si – minu­ti­ös beschrieben.

Der töd­li­che Ein­satz der Küs­ten­wa­che muss schnell und lücken­los auf­ge­klärt wer­den. Pro Asyl for­dert die Ein­lei­tung eines Straf­ver­fah­rens in Grie­chen­land. Ange­sichts der bis­he­ri­gen Untä­tig­keit der grie­chi­schen Behör­den bei der Auf­klä­rung zu den sys­te­ma­ti­schen Zurück­wei­sun­gen in der Ägä­is for­dert  PRO ASYL eine unab­hän­gi­ge  inter­na­tio­na­le Unter­su­chungs­kom­mis­si­on. „Es stellt sich zudem die Fra­ge, wie lan­ge die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on die­sen Men­schen­rechts­ver­stö­ßen noch taten­los zuse­hen will“, so Kopp. Die Kom­mis­si­on muss dar­le­gen, was sie zu tun gedenkt, damit Grie­chen­land die men­schen­rechts­wid­ri­gen Prak­ti­ken der Zurück­wei­sung von Schutz­su­chen­den end­lich beendet. 

(Hin­weis: Anders als in der ursprüng­li­chen Ver­si­on die­ser Nach­richt ange­ge­ben fand die Kata­stro­phe nicht in der Nacht auf den 21.01, son­dern auf den 20.01.2014 statt. Wir bit­ten den Feh­ler zu entschuldigen.)

 Tref­fen der EU-Innen­mi­nis­ter in Athen im Zei­chen der Kata­stro­phe von Farm­a­ko­ni­si (24.01.14)

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