08.09.2018

PRO ASYL ver­leiht Men­schen­rechts­preis 2018 an das Unga­ri­sche Hel­sin­ki Komi­tee (HHC)

Vor rund 180 Teil­neh­men­den zeich­ne­te die Stif­tung PRO ASYL die Vor­sit­zen­den des Unga­ri­schen Hel­sin­ki Komi­tees (HHC) Már­ta Par­da­vi und András Kádár mit ihrem Men­schen­rechts­preis 2018, der PRO ASYL-Hand, aus. Das Unga­ri­sche Hel­sin­ki Komi­tee (HHC) ist eine der wich­tigs­ten Bür­ger­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen, die sich in Ungarn für Flücht­lings- und Men­schen­rech­te sowie für rechts­staat­li­che Struk­tu­ren einsetzen.

Die Preis­ver­lei­hung erhält vor der unmit­tel­bar bevor­ste­hen­den Grund­satz­de­bat­te im Euro­päi­schen Par­la­ment (EP) über die Ein­hal­tung euro­päi­scher Grund­wer­te in Ungarn eine beson­de­re Aktua­li­tät. Am 11. und 12. Sep­tem­ber wird sich das EP erst­mals inten­siv damit befas­sen, ob gegen Ungarn ein Rechts­ver­fah­ren nach Arti­kel 7 EU-Ver­trag eröff­net wird. Das Ver­fah­ren wird auch die »nuklea­re Opti­on« genannt; am Ende kann dem Ver­tre­ter des betrof­fe­nen Mit­glied­staats sei­ne Stim­me im Rat ent­zo­gen werden.

Die Preis­trä­ge­rin Már­ta Par­da­vi appel­lier­te an das Euro­päi­sche Par­la­ment: »Dies ist eine der letz­ten Gele­gen­hei­ten, ein kla­res Signal zu set­zen, dass die Euro­päi­sche Uni­on ihre Wer­te ver­tei­digt. Wir befin­den uns in Ungarn in einer Situa­ti­on, in der die Rechts­staat­lich­keit endet und die will­kür­li­che Herr­schaft beginnt. Stim­men Sie am 12. Sep­tem­ber für ‚Ja‘.«

»In Ungarn poli­ti­siert die Regie­rung die Arbeit des Ver­fas­sungs­ge­richts, beschränkt sei­ne Befug­nis­se, unter­gräbt zuneh­mend die Unab­hän­gig­keit von Jus­tiz und Pres­se. Mit restrik­ti­ven Geset­zes­pa­ke­ten wird der Raum für zivil­ge­sell­schaft­li­chen Akti­vis­mus ein­ge­schränkt, das gesell­schaft­li­che Kli­ma ange­grif­fen«, stell­te die Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Men­schen­rechts­po­li­tik und Huma­ni­tä­re Hil­fe, Dr. Bär­bel Kof­ler fest. In einem solch gesell­schaft­lich ver­gif­te­tem Kli­ma »unauf­hör­lich für die Rech­te von Flücht­lin­gen und den Erhalt von Rechts­staat­lich­keit ein­zu­ste­hen, ver­dient den aller­größ­ten Respekt«, sag­te die Laudatorin.

Trotz der zuneh­men­den Bedro­hung und den Kri­mi­na­li­sie­rungs­ver­su­chen zeigt das Unga­ri­sche Hel­sin­ki Komi­tee der Orbán-Regie­rung wei­ter­hin die Stirn, zuletzt mit Eil­an­trä­gen an den Euro­päi­schen Gerichts­hof für Men­schen­rech­te (EGMR), mit denen es die Essens­ver­sor­gung für Schutz­su­chen­de in Tran­sit­zen­tren erstrit­ten hat. Unga­ri­sche Behör­den hat­ten Asyl­su­chen­den in den Tran­sit­zen­tren an der Gren­ze zu Ser­bi­en das Essen verweigert.

PRO ASYL-Vor­sit­zen­der Andre­as Lipsch rief das EU-Par­la­ment auf, dem unga­ri­schen Staats­chef die Gren­zen auf­zu­zei­gen. »Wer sys­te­ma­tisch Euro­pas Grund- und Men­schen­rech­te miss­ach­tet hat, sogar die Oppo­si­ti­on ein­schüch­tern lässt, dem muss dass Stimm­recht in der EU ent­zo­gen wer­den. Der bis­he­ri­ge Schmu­se­kurs der EU gefähr­det die gesam­te Wer­te­ge­mein­schaft«, sag­te Lipsch.

Hin­ter­grund: Die Arbeit des HHC wur­de im letz­ten Jahr bereits durch die unga­ri­schen Behör­den mas­siv erschwert – Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen wer­den unter Orbán zuneh­mend kri­mi­na­li­siert. Durch das am 20. Juni ver­ab­schie­de­te »Stop Soros«-Gesetzespaket bei­spiels­wei­se sind zivil­ge­sell­schaft­li­che Flücht­lings­or­ga­ni­sa­tio­nen, die »voll­kom­men legi­ti­me Arbeit« leis­ten, mit Gefäng­nis­stra­fen von bis zu einem Jahr bedroht. Dif­fa­mie­rungs­kam­pa­gnen und Ver­schwö­rungs­theo­rien tun ihr Übri­ges, um auch den sozia­len Zusam­men­halt ero­die­ren zu las­sen. Trotz­dem unter­stützt das Unga­ri­sche Hel­sin­ki Komi­tee Asyl­su­chen­de und Flücht­lin­ge wei­ter kon­se­quent bei der Durch­set­zung ihrer fun­da­men­ta­len Rechte.

Der mit 5.000 dotier­te Men­schen­rechts­preis der Stif­tung PRO ASYL wird seit 2006 jähr­lich in Frank­furt am Main ver­ge­ben. Mit ihm wer­den Per­sön­lich­kei­ten geehrt, die sich in her­aus­ra­gen­der Wei­se für die Ach­tung der Men­schen­rech­te und den Schutz von Flücht­lin­gen einsetzen.

Bil­der der Veranstaltung:

PRO ASYL-Vor­sit­zen­der Andre­as Lipsch über­reicht Már­ta Par­da­vi und András Kádár die Urkun­de der Stif­tung PRO ASYL zum Men­schen­rechts­preis 2018. 

Már­ta Par­da­vi und András Kádár bei der Preisverleihung.

Von links: Andre­as Lipsch, Már­ta Par­da­vi, András Kádár und Karl Kopp, Euro­pa-Refe­rent von PRO ASYL. 

Men­schen­rechts­be­auf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung, Dr. Bär­bel Kof­ler war Lau­da­to­rin bei der dies­jäh­ri­gen Preis­ver­lei­hung des Men­schen­rechts­prei­ses der Stif­tung PRO ASYL.

PRO ASYL-Vor­sit­zen­der Andre­as Lipsch bei der Preisverleihung.

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