05.03.2014

Die Ama­deu Anto­nio Stif­tung und PRO ASYL zäh­len einen deut­li­chen Anstieg von Angrif­fen gegen Flücht­lings­un­ter­künf­te. Für 2014 las­sen sich bereits jetzt 21 gewalt­tä­ti­ge Angrif­fe auf Unter­künf­te zäh­len, dar­un­ter zwölf Brand­stif­tun­gen sowie sie­ben tät­li­che Über­grif­fe auf Ein­zel­per­so­nen. Schon 2013 stieg die Anzahl laut Bun­des­kri­mi­nal­amt mit 58 Gewalt- und Pro­pa­gan­da­de­lik­ten auf mehr als das Dop­pel­te gegen­über dem Vor­jahr (2012: 24).

Asyl­su­chen­de wer­den deutsch­land­weit der­zeit zur Ziel­schei­be ras­sis­ti­scher und rech­ter Het­ze. Schon jetzt wird im Zuge der Euro­pa­wah­len und Kom­mu­nal­wah­len in elf Bun­des­län­dern Wahl­kampf auf dem Rücken von Flücht­lin­gen und Migran­ten betrie­ben. Par­tei­en von der NPD über Pro Deutsch­land bis zur Alter­na­ti­ve für Deutsch­land (AfD) instru­men­ta­li­sie­ren die gestie­ge­nen Asyl­an­trags­zah­len für ihre Zwe­cke und ver­brei­ten ras­sis­ti­sche Pole­mik (Kri­mi­nel­le Aus­län­der, Gefahr für die Kin­der, Wert­ver­lust von Immo­bi­li­en). Für AfD und NPD scheint bereits jetzt der Ein­zug in Euro­pa­par­la­ment und dut­zen­de Kom­mu­nal­par­la­men­te sicher zu sein, auch extrem rech­te Kleinst­par­tei­en set­zen lokal auf das The­ma, so wie Die Rech­te und Der III. Weg.

Die Rechts­extre­men geben sich volks­nah und mobi­li­sie­ren über so genann­te „Bür­ger­initia­ti­ven“ online wie off­line. So wird ver­sucht, die all­ge­mei­ne Stim­mung gegen Flücht­lin­ge zu wen­den. Allein 2013 fan­den über hun­dert Demons­tra­tio­nen statt, von denen die Mehr­zahl von der NPD und der frei­en Kame­rad­schafts­sze­ne orga­ni­siert wur­den. Für 2014 las­sen sich bis Ende Febru­ar bereits 24 sol­cher Demons­tra­tio­nen zäh­len. Die Het­ze wird brand­ge­fähr­lich, wenn sie nicht recht­zei­tig auf ent­schie­de­nen Wider­stand stößt.

PRO ASYL und Ama­deu Anto­nio Stif­tung rufen dazu auf, ras­sis­ti­scher Stim­mungs­ma­che im Euro­pa- und Kom­mu­nal­wahl­kampf ent­ge­gen­zu­tre­ten. „Rechts­po­pu­lis­mus und Rechts­extre­mis­mus sind kei­ne Alter­na­ti­ve für Deutsch­land“, sag­te Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. Des­we­gen muss auch die For­de­rung, den Schwei­zer Volks­ent­scheid auf Deutsch­land zu über­tra­gen, auf ent­schlos­se­nen Wider­spruch sto­ßen. „Men­schen­rech­te sind nicht ver­han­del­bar. Sie ste­hen nicht zur Dis­po­si­ti­on und über sie kann schon gar nicht abge­stimmt wer­den“, sagt Burkhardt.

PRO ASYL und Ama­deu Anto­nio Stif­tung for­dern, dass die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen sich unmiss­ver­ständ­lich zum Recht auf Asyl und zu den inter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen zum Flücht­lings­schutz beken­nen – ins­be­son­de­re vor Ort, wenn es zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen über Unter­künf­te kommt.

Der deut­li­che Anstieg ras­sis­ti­scher Über­grif­fe, von Brand­an­schlä­gen und rech­ten Demons­tra­tio­nen erfor­dert eine kla­re demo­kra­ti­sche Ant­wort. Die bei­den Orga­ni­sa­tio­nen begrü­ßen, dass fast über­all, wo Rechts­extre­me oder Popu­lis­ten gegen die Ansied­lung von Flücht­lin­gen het­zen, auch eine demo­kra­ti­sche Zivil­ge­sell­schaft aktiv wird. „Aber auch die Politiker/innen auf Bundes‑, Län­der- und kom­mu­na­ler Ebe­ne ste­hen in der Ver­ant­wor­tung, öffent­lich Stel­lung gegen rech­te Het­ze zu bezie­hen“, sagt Timo Reinfrank, Geschäfts­füh­rer der Ama­deu Anto­nio Stiftung.

Die Kom­mu­nen müs­sen ihre Hand­lungs­spiel­räu­me zuguns­ten der Men­schen bes­ser nut­zen: „Die zen­tra­le Unter­brin­gung von Flücht­lin­gen grenzt die­se sicht­bar aus der Gesell­schaft aus und macht sie zum poten­zi­el­len Angriffs­ziel. Des­we­gen muss es obers­te Prio­ri­tät sein, Flücht­lin­ge und Unter­künf­te vor Über­grif­fen zu schüt­zen“, so Reinfrank weiter.

Ama­deu Anto­nio Stif­tung und Pro Asyl for­dern ein Inte­gra­ti­ons­kon­zept und die Abschaf­fung des dis­kri­mi­nie­ren­den Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes. „Zu einem ver­ant­wor­tungs­vol­len poli­ti­schen Han­deln gehört es, für eine men­schen­wür­di­ge Unter­brin­gung in Woh­nun­gen, Deutsch­kur­se vom ers­ten Tag an, unein­ge­schränk­te Gesund­heits­ver­sor­gung und ange­mes­se­ne Beschu­lung von Flücht­lin­gen zu sor­gen“, führt Reinfrank aus.

Im Rah­men der Kam­pa­gne „Pro Men­schen­rech­te. Con­tra Vor­ur­tei­le und Ras­sis­mus“ haben die bei­den Orga­ni­sa­tio­nen gemein­sam Hand­rei­chun­gen für die Arbeit vor Ort erstellt:

 Anschlä­ge, Über­grif­fe und Hetz­ver­an­stal­tun­gen gegen Flücht­lin­ge neh­men zu (07.07.14)

 Ankünf­te in Ita­li­en: Deutsch­land muss Flücht­lin­ge auf­neh­men (14.04.14)

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