07.07.2014

Allein im ers­ten Halb­jahr 2014 fan­den 155 gegen Flücht­lin­ge gerich­te­te Kund­ge­bun­gen und Demons­tra­tio­nen statt, oft unter Betei­li­gung von Rechts­extre­men, die sich nicht sel­ten als „Bür­ger­initia­ti­ven“ tar­nen. Im sel­ben Zeit­raum wur­den 34 Anschlä­ge auf Flücht­lings­un­ter­künf­te ver­übt. In min­des­tens 18 Fäl­len wur­den Schutz­su­chen­de tät­lich ange­grif­fen. „Dies zeigt, dass Gewalt und Het­ze gegen Flücht­lin­ge in Deutsch­land an der Tages­ord­nung sind“, so Timo Reinfrank, Geschäfts­füh­rer der Ama­deu Anto­nio Stif­tung. „Es besteht des­halb drin­gen­der Handlungsbedarf!“

Bei den 34 doku­men­tier­ten Anschlä­gen auf Flücht­lings­un­ter­künf­te  han­del­te es sich in 18 Fäl­len um Brand­an­schlä­ge. Auch Anschlä­ge mit Spreng­kör­pern oder Schüs­se auf Unter­künf­te wie etwa Ende Mai im baden-würt­tem­ber­gi­schen Rhein­stet­ten lis­tet die Doku­men­ta­ti­on auf.  Die Orga­ni­sa­tio­nen wei­sen dar­auf hin, dass die Doku­men­ta­ti­on nur Vor­fäl­le erfasst, die in den Medi­en oder von Initia­ti­ven vor Ort berich­tet wur­den. Die tat­säch­li­chen Zah­len lie­gen ver­mut­lich höher.

Häu­fig bleibt es vor Ort nicht bei einem ein­zi­gen Vor­fall: Allein in Mer­se­burg (Sach­sen-Anhalt) sind fünf Taten in der ers­ten Jah­res­hälf­te bekannt gewor­den. Immer wie­der wur­den hier Flücht­lin­ge auf offe­ner Stra­ße geschla­gen, belei­digt und bedroht. Regel­mä­ßig hetzt die NPD vor Ort bei Demons­tra­tio­nen gegen Flüchtlinge.

Die Situa­ti­on hat sich emp­find­lich ver­schärft:  2013 hat­te das Bun­des­kri­mi­nal­amt 58 gegen Flücht­lin­ge gerich­te­te Straf­ta­ten erfasst, dar­un­ter Pro­pa­gan­da­de­lik­te, Sach­be­schä­di­gung, Brand­stif­tung, Volks­ver­het­zun­gen, Kör­per­ver­let­zun­gen und Belei­di­gun­gen. 2012 lag die­se Zahl noch bei 24 Delik­ten. Es ist zu befürch­ten, dass die Zahl von 2013 im Jahr 2014 weit über­trof­fen wird.

„Die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen wie auch die Zivil­ge­sell­schaft müs­sen sich rech­ter Het­ze und ras­sis­ti­schen Vor­ur­tei­len ent­schie­den ent­ge­gen­stel­len“, so Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. „Wenn flücht­lings­feind­li­che Res­sen­ti­ments nicht klar zurück­ge­wie­sen wer­den, bestärkt das ras­sis­ti­sche Gewalt­tä­ter in ihrem Tun“. PRO ASYL und die Ama­deu Anto­nio Stif­tung infor­mie­ren mit einem gemein­sa­men Publi­ka­ti­ons­set, wie sich gesell­schaft­li­che Akteu­re rech­ter Het­ze ent­ge­gen­stel­len und Flücht­lin­ge Will­kom­men hei­ßen können.

PRO ASYL und die Ama­deu Anto­nio Stif­tung  rufen die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen wie auch die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auf, vor Ort ein Kli­ma des Will­kom­mens zu gestal­ten, in dem sich Schutz­su­chen­de sicher füh­len können.

Die „Chro­nik der Gewalt – Rech­te Het­ze gegen Flücht­lin­ge“ kann ein­ge­se­hen wer­den unter https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/meldung/rechte-hetze-gegen-fluechtlinge-eine-chronik-der-gewalt-2014–03 Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie unter www.amadeu-antonio-stiftung.de/hetze oder https://www.proasyl.de/de/home/gemeinsam-gegen-rassismus.

 Pro Men­schen­rech­te. Con­tra Vor­ur­tei­le und Ras­sis­mus (05.03.14)

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