09.11.2011

Abge­scho­be­nen Roma, Ash­ka­li und Ägyp­tern dro­hen im Koso­vo Aus­gren­zung, Elend und Obdach­lo­sig­keit. Das bele­gen zahl­rei­che Berich­te. Den­noch sol­len mor­gen erneut meh­re­re Roma mit einem Abschie­be­flug von Stutt­gart aus nach Pris­ti­na abge­scho­ben wer­den. PRO ASYL pro­tes­tiert aufs Schärfs­te gegen die geplan­te Sam­mel­ab­schie­bung und for­dert dazu auf, Abschie­bun­gen in den Koso­vo zu beenden. 

„Men­schen im Win­ter in die Obdach­lo­sig­keit oder in Elends­quar­tie­re abzu­schie­ben, ist unmensch­lich. Das gilt erst recht für Fami­li­en mit Kin­dern, für alte und kran­ke Men­schen“, so Marei Pel­zer. „Ein Win­ter­er­lass wäre immer­hin ein Mini­mum an Humanität“.

Die Ange­hö­ri­gen der Min­der­hei­ten Roma, Ash­ka­li und Ägyp­ter wer­den im Koso­vo mas­siv aus­ge­grenzt. Trotz meh­re­rer Pro­gram­me zur Reinte­gra­ti­on von Roma im Koso­vo hat sich die pre­kä­re Situa­ti­on für Roma, Ägyp­ter und Ash­ka­li dort kaum ver­bes­sert. Das stellt auch der Fort­schritts­be­richt der EU-Kom­mis­si­on 2010 fest, der dar­auf hin­weist, dass Abge­scho­be­nen der genann­ten Min­der­hei­ten im Koso­vo der Zugang zu zahl­rei­chen Rech­ten ver­schlos­sen bleibt.

Allein 2010 wur­den 133 Kin­der der genann­ten Min­der­hei­ten aus Deutsch­land in den Koso­vo abge­scho­ben. Eine Stu­die von UNICEF zeigt, dass drei von vier schul­pflich­ti­gen Kin­dern der Schul­be­such fak­tisch unmög­lich gemacht wird. Ein Teil der abge­scho­be­nen Kin­der spricht vor allem Deutsch. Sprach­kur­se, die den Kin­dern die Inte­gra­ti­on im Koso­vo erleich­tern könn­ten, gibt es nicht – obwohl die Behör­den hier­für Mit­tel bereit gestellt beka­men. Auch zeigt die Stu­die, dass Erwach­se­ne trotz Reinte­gra­ti­ons­hil­fen kei­ne Arbeit fin­den – in den von UNICEF unter­such­ten 14 Fäl­len gelang es nur ein ein­zi­ges Mal, einem Betrof­fe­nen einen Arbeits­platz zu ver­mit­teln. Die Unter­brin­gungs­si­tua­ti­on ist desas­trös, sie sind gezwun­gen, in bau­fäl­li­gen Woh­nun­gen ohne Strom, Hei­zung und flie­ßen­des Was­ser zu leben und sind von Obdach­lo­sig­keit bedroht.

Zumin­dest das Innen­mi­nis­te­ri­um Baden-Würt­tem­bergs hat beschlos­sen, vor­läu­fig auf Abschie­bun­gen von Roma in den Koso­vo zu ver­zich­ten, bis sich eine Land­tags-Dele­ga­ti­on vor Ort über die Lebens­ver­hält­nis­se von Min­der­hei­ten der Roma, Ash­ka­li und Ägyp­ter im Koso­vo infor­miert hat. Ande­re Bun­des­län­der hal­ten dage­gen dar­an fest, die Betrof­fe­nen ohne Rück­sicht auf die dort herr­schen­den Ver­hält­nis­se abzuschieben.

PRO ASYL for­dert die ver­ant­wort­li­chen Minis­te­ri­en der Län­der dazu auf, ein Min­dest­maß an Huma­ni­tät zu wah­ren und die Abschie­bun­gen zumin­dest in den Win­ter­mo­na­ten aus­zu­set­zen, in denen die Käl­te den Abge­scho­be­nen das Über­le­ben im Koso­vo noch schwie­ri­ger macht.

Bericht des UN-Gene­ral­se­kre­tärs 12.08.2011

UNICEF-Stu­die: No Place To Call Home 

Fort­schritts­be­richt der EU-Kom­mis­si­on – Koso­vo 2010 Pro­gress Report

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