14.06.2013

Pro Asyl, der Deut­sche Gewerk­schafts­bund (DGB) und Inter­kul­tu­rel­ler Rat in Deutsch­land haben am Frei­tag in Ber­lin ihre Erwar­tun­gen an die poli­ti­schen Par­tei­en zur dies­jäh­ri­gen Bun­des­tags­wahl vor­ge­stellt. Im Mit­tel­punkt der For­de­run­gen ste­hen eine Neu­aus­rich­tung der Einwanderungs‑, Auf­ent­halts- und Flücht­lings­po­li­tik sowie die Bekämp­fung von Ras­sis­mus und Rechtsextremismus.

DGB Vor­stands­mit­glied Anne­lie Bun­ten­bach begrün­de­te die For­de­run­gen mit der wach­sen­den Zahl der Men­schen, die an den Rand der Gesell­schaft gedrängt wer­den. „Wir wol­len ein Euro­pa der Mensch­lich­keit statt der Märk­te. Die Par­tei­en müs­sen end­lich eine Ant­wort geben auf die zuneh­men­de gesell­schaft­li­che Spal­tung in Deutsch­land und der Euro­päi­schen Uni­on. Dazu muss vor allem die Armut EU-weit bekämpft wer­den. Das Recht auf Frei­zü­gig­keit darf nicht zur Dis­po­si­ti­on gestellt wer­den, weil die nack­te Armut Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der EU dazu zwingt, ihre Hei­mat zu ver­las­sen. Die Poli­tik muss die­se Men­schen beson­ders unter­stüt­zen und darf nicht auch noch Res­sen­ti­ments för­dern oder ras­sis­ti­sche Vor­ur­tei­le schüren.“

PRO ASYL-Geschäfts­füh­rer Gün­ter Burk­hardt for­dert eine grund­le­gen­de Neu­aus­rich­tung der deut­schen und euro­päi­schen Asyl­po­li­tik. Sie sei für Tau­sen­de Tote an den EU-Außen­gren­zen ver­ant­wort­lich und arbei­te gewalt­be­rei­ten Ras­sis­ten und Rechts­extre­mis­ten in die Hän­de. „Die Iso­lie­rung Asyl­su­chen­der in gro­ßen Lagern, die Zugangs­be­schrän­kung zum Arbeits­markt, die feh­len­den Deutsch- und Inte­gra­ti­ons­kur­se und vor allem die jah­re­lan­ge Rechts­un­si­cher­heit ver­hin­dern sys­te­ma­tisch Inte­gra­ti­ons­be­mü­hun­gen von Flücht­lin­gen.“ Die Abwehr und Aus­gren­zung von Flücht­lin­gen zei­ge sich gegen­wär­tig beson­ders deut­lich am Umgang mit Flücht­lin­gen aus Syri­en, die ihren Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen hel­fen wollten.

Der Geschäfts­füh­rer des Inter­kul­tu­rel­len Rates, Tors­ten Jäger, for­dert grund­le­gen­de Refor­men im Staats­an­ge­hö­rig­keits­ge­setz. Not­wen­dig sei neben der gene­rel­len Akzep­tanz dop­pel­ter Staats­an­ge­hö­rig­kei­ten ins­be­son­de­re die Abschaf­fung der Opti­ons­pflicht für in Deutsch­land gebo­re­ne Kin­der aus­län­di­scher Eltern. „Die “Ent­we­der-Oder-Ideo­lo­gie“ der Uni­on wird den Rea­li­tä­ten eines moder­nen Ein­wan­de­rungs­lan­des längst nicht mehr gerecht. Die Opti­ons­pflicht ist das Relikt einer frem­den­feind­lich und ras­sis­tisch geführ­ten Wahl­kampf­de­bat­te Ende der 90er Jah­re und muss abge­schafft wer­den“, erklärt Jäger.

Im Hin­blick auf die Bekämp­fung von Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung for­dern Pro Asyl, DGB und Inter­kul­tu­rel­ler Rat in der kom­men­den Legis­la­tur­pe­ri­ode die Ent­wick­lung einer hand­lungs­ori­en­tier­ten Stra­te­gie zum Abbau ras­sis­ti­scher Vor­ur­teils­struk­tu­ren, zur Wei­ter­ent­wick­lung des Dis­kri­mi­nie­rungs­schut­zes und zur Bekämp­fung ras­sis­ti­scher Gewalt. Die Stra­te­gie müs­se alle Poli­tik­fel­der umfas­sen, gemein­sam von Bund, Län­dern, Kom­mu­nen und der Zivil­ge­sell­schaft erar­bei­tet und zukunfts­fest finan­ziert wer­den. Pro Asyl, DGB und Inter­kul­tu­rel­ler Rat appel­lie­ren an die poli­ti­schen Par­tei­en, im Wahl­kampf jeden Ver­such zu unter­las­sen, um auf dem Rücken von Min­der­hei­ten Stim­men zu mobilisieren.

Kern­for­de­run­gen von Pro Asyl, DGB und Inter­kul­tu­rel­ler Rat zur Bun­des­tags­wahl sind u.a.:

Erar­bei­tung einer umfas­sen­den und hand­lungs­ori­en­tier­ten Stra­te­gie gegen Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung sowie die Aus­wei­tung des gesetz­li­chen Schutz vor Diskriminierung;

För­de­rung der Frei­zü­gig­keit inner­halb der Euro­päi­schen Uni­on als grund­le­gen­des Recht aller Uni­ons­bür­ger sowie die Erleich­te­rung des Zugangs zum Arbeits­markt und zum Dau­er­auf­ent­halt für Migran­ten und Flüchtlinge;

Stär­kung der Rech­te grenz­über­schrei­ten­der Arbeits­kräf­te durch Ein­füh­rung eines gesetz­li­chen Min­dest­lohns und flä­chen­de­cken­der Beratungsstrukturen;

Been­di­gung der gewalt­sa­me Abwehr von Flücht­lin­gen an den Außen­gren­zen der Euro­päi­schen Uni­on und die Gewähr­leis­tung eines fai­ren Asyl­ver­fah­rens in dem EU-Land, in dem ein Asyl­su­chen­der einen Asyl­an­trag stel­len möchte;

Ver­ab­schie­dung einer dau­er­haft wirk­sa­men, an huma­ni­tä­ren Gesichts­punk­ten aus­ge­rich­te­ten Blei­be­rechts­re­ge­lung für Gedul­de­te sowie die Abschaf­fung des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes und die Schaf­fung eines Rechts­an­spruchs auf sofor­ti­gen Zugang zu Inte­gra­ti­ons­leis­tun­gen für die Betroffenen;

Garan­tie des grund­ge­setz­li­chen Schut­zes von Ehe und Fami­lie durch groß­zü­gi­ge und vom Auf­ent­halts­sta­tus unab­hän­gi­ge Nachzugsregelungen;

Ver­bes­se­rung der poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Par­ti­zi­pa­ti­ons­chan­cen von Migran­ten und Flücht­lin­gen durch die ersatz­lo­se Strei­chung der Opti­ons­pflicht für in Deutsch­land gebo­re­ne Kin­der aus­län­di­scher Eltern und die gene­rel­le Akzep­tanz von Mehr­staa­tig­keit beim Erwerb der deut­schen Staatsangehörigkeit.

Die detail­lier­ten Anfor­de­run­gen fin­den sich in der aktu­el­len Broschüre 

„Men­schen­rech­te für Migran­ten und Flücht­lin­ge“

 Zum Anstieg der Asyl­be­wer­ber­leis­tun­gen (12.09.13)

 Welt­flücht­lings­tag am 20. Juni 2013: EU ver­sagt in der syri­schen Flücht­lings­kri­se (18.06.13)

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