14.08.2013

Anläss­lich der Ver­öf­fent­li­chung der Asyl­an­trags­sta­tis­tik des ver­gan­ge­nen Monats hat Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Fried­rich die Zahl der Asyl­an­trä­ge gegen­über den Medi­en als „alar­mie­rend“ bezeich­net. „Alar­mie­rend ist nicht die Zahl der Asyl­su­chen­den in Deutsch­land, alar­mie­rend ist die Situa­ti­on der Flücht­lin­ge vor den Toren Euro­pas“, so Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. PRO ASYL warnt davor, mit den gestie­ge­nen Flücht­lings­zah­len im Wahl­kampf Ängs­te und Res­sen­ti­ments zu schüren.

Rund 2 Mil­lio­nen Men­schen sind vor dem syri­schen Bür­ger­krieg ins Aus­land geflo­hen, fast 700.000 allein in den Liba­non, der nur 4,5 Mil­lio­nen Ein­woh­ner zählt. Im Ver­gleich dazu ist die Gesamt­zahl der Flücht­lin­ge, die im ers­ten Halb­jahr 2013 Deutsch­land erreicht haben, beschei­den. Die dra­ma­ti­sche Situa­ti­on der Flücht­lin­ge in den Erst­auf­nah­me­staa­ten wie dem Liba­non spie­gelt sich in ver­zwei­fel­ten Ver­su­chen vie­ler Flücht­lin­ge wie­der, in Boo­ten Rich­tung Euro­pa zu flie­hen. Wöchent­lich kommt es zu Boots­ka­ta­stro­phen im Mit­tel­meer. Erst am Wochen­en­de star­ben sechs Flücht­lin­ge vor der ita­lie­ni­schen Küste.

Mit dem Hin­weis gegen­über den Medi­en, 40 Pro­zent der Asyl­su­chen­den wür­den abge­lehnt, sug­ge­riert Fried­rich ein­mal mehr, der aktu­el­le Anstieg der Asyl­zah­len gehe auf Asyl­an­trä­ge aus „asyl­frem­den Moti­ven“ zurück. Die Sta­tis­tik des Bun­des­amts für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge, das für die Bear­bei­tung der Asyl­an­trä­ge ver­ant­wort­lich ist, zeigt jedoch ein ande­res Bild: Wei­ter­hin erkennt das Bun­des­amt bei einem hohen Pro­zent­satz der Schutz­su­chen­den ein Schutz­be­dürf­nis an.

Im ers­ten Halb­jahr 2013 sprach das Bun­des­amt in 44,2* Pro­zent der Ent­schei­dun­gen einen Schutz­sta­tus zu, 2012 lag die Quo­te bei 35,8%*. Aus der Per­spek­ti­ve des Bun­des­am­tes ist der durch­schnitt­li­che Schutz­be­darf der nach Deutsch­land kom­men­den Asyl­su­chen­den im ers­ten Halb­jahr 2013 gegen­über dem Vor­jahr gestiegen.

Auf Platz eins der Haupt­her­kunfts­län­der steht der­zeit die rus­si­sche Föde­ra­ti­on. Hin­ter dem Anstieg der Anträ­ge von Staats­an­ge­hö­ri­gen der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on steht die kata­stro­pha­le Sicher­heits­la­ge in den Teil­re­pu­bli­ken Tsche­tsche­ni­en, Dage­stan, Ingu­sche­ti­en und ande­ren Regio­nen des Nord­kau­ka­sus. „Dort fin­den fort­lau­fend Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen statt. Kampf­hand­lun­gen und Anschlä­ge sind fast an der Tages­ord­nung“, heißt es auch in einem aktu­el­len „Ent­schei­der­brief“ des Bun­des­amts für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge. Der Schutz­be­darf der Flücht­lin­ge aus der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on wird in vie­len Fäl­len vom Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge aner­kannt: Knapp jeder fünf­te Flücht­ling* aus der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on wur­de im ers­ten Halb­jahr durch eine Ent­schei­dung des Bun­des­am­tes geschützt.

* Berei­nig­te Zah­len ohne soge­nann­te „for­mel­le Ent­schei­dun­gen“ bzw. „sons­ti­ge Verfahrenserledigungen“. 

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