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Willkommenskultur ist nicht Privatsache!
Überall in Deutschland stellen sich Menschen rassistischer Hetze in den Weg und heißen Flüchtlinge willkommen. Unterstützung von staatlichen Institutionen erhalten sie dabei kaum – obwohl das dringend nötig wäre. Es ist Zeit für ein Förderprogramm, das den vielen Ehrenamtlichen den Rücken stärkt.
Ein Gelsenkirchner Unternehmer kündigt auf Facebook an, Flüchtlinge ausbilden zu wollen – und wird darauf von Rassisten auf’s Übelste beschimpft. Ein Bundestagsabgeordneter aus Königstein sagt eine Asyl-Veranstaltung ab – aufgrund von Pöbeleien und Drohungen im Internet. In Tröglitz tritt ein Bürgermeister, der sich dafür eingesetzt hatte, dass Flüchtlinge in der kleinen Gemeinde nicht ausgegrenzt werden, von seinem Amt zurück, weil Neonazis gegen ihn und seine Familie hetzen.
Egal ob Magdeburg, Suhl oder Hamburg – deutschlandweit erhalten Lokalpolitiker und Flüchtlingsinitativen, die sich für eine Kultur des Willkommens aussprechen, Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen. Die Pegida-Bewegung hat ein hohes Maß an Aggressionen und Ressentiments gegen Flüchtlinge offenbart – in ihrem Windschatten haben rassistisch motivierte Gewalt und Hetze deutlich zugenommen. Traurig aber wahr: Sich für Flüchtlinge einzusetzen erfordert daher vielerorts einigen Mut.
Dieser mutige Einsatz verdient Anerkennung und Unterstützung. Zum heutigen Internationalen Tag gegen Rassismus fordert PRO ASYL daher, dass Bund und Länder flächendeckende Programme zur Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit mit Flüchtlingen auflegen – um jenen, die die von vielen Politikerinnen und Politikern beschworene „Willkommenskultur“ Wirklichkeit werden lassen, den Rücken zu stärken.
PRO ASYL und Campact gehen mit 400.000-Euro-Programm voran
Als eigenen Beitrag und als Anregung für die Politik hat PRO ASYL mit der Unterstützung von Campact ein Förderprogramm für ehrenamtliches Engagement aufgesetzt. PRO ASYL wird dafür in den kommenden zwei Jahren 300.000 Euro zur Verfügung stellen. Weitere 100.000 Euro kommen von Campact hinzu. PRO ASYL dankt Campact sowie allen Spenderinnen und Spendern, die diese dringend erforderliche Arbeit ermöglichen.
Das Programm wird die Flüchtlingsräte Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bei ihrer Aufklärungs‑, Vernetzungs- und Beratungsarbeit stärken. Ziel ist es, Ehrenamtliche durch Schulungen, Materialien, Sensibilisierungsangebote und Beratung beim Aufbau von zivilgesellschaftlichen Strukturen zu unterstützen. Durch die Einrichtung von Runden Tischen, Konfliktmoderation sowie Informationen über geplante Unterkünfte und Fluchtursachen soll das Programm lokale Willkommenskultur fördern.
Das spendenfinanzierte Projekt kann jedoch die benötigte staatliche Unterstützung nicht ersetzen – und das nicht nur, weil 400.000 Euro dafür zu wenig sind. Willkommenskultur braucht politische Rückendeckung – damit klar ist: Flüchtlingsschutz und Integration sind keine Privatsachen, sondern gesamtgesellschaftliche Aufgaben.
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