20.03.2015
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Tausende Menschen sagen „Herzlich willkommen – Refugees Welcome!“ und setzen sich ehrenamtlich für Flüchtlinge und gegen Rassismus ein. Dieses Engagement verdient Unterstützung und auch staatliche Förderung. Foto: flickr / Franz Ferdinand Photography

Überall in Deutschland stellen sich Menschen rassistischer Hetze in den Weg und heißen Flüchtlinge willkommen. Unterstützung von staatlichen Institutionen erhalten sie dabei kaum – obwohl das dringend nötig wäre. Es ist Zeit für ein Förderprogramm, das den vielen Ehrenamtlichen den Rücken stärkt.

Ein Gel­sen­kirch­ner Unter­neh­mer kün­digt auf Face­book an, Flücht­lin­ge aus­bil­den zu wol­len – und wird dar­auf von Ras­sis­ten auf’s Übels­te beschimpft. Ein Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter aus König­stein sagt eine Asyl-Ver­an­stal­tung ab – auf­grund von Pöbe­lei­en und Dro­hun­gen im Inter­net. In Trög­litz tritt ein Bür­ger­meis­ter, der sich dafür ein­ge­setzt hat­te, dass Flücht­lin­ge in der klei­nen Gemein­de nicht aus­ge­grenzt wer­den, von sei­nem Amt zurück, weil Neo­na­zis gegen ihn und sei­ne Fami­lie het­zen.

Egal ob Mag­de­burg, Suhl oder Ham­burg – deutsch­land­weit erhal­ten Lokal­po­li­ti­ker und Flücht­lings­in­i­ta­ti­ven, die sich für eine Kul­tur des Will­kom­mens aus­spre­chen, Anfein­dun­gen bis hin zu Mord­dro­hun­gen. Die Pegi­da-Bewe­gung hat ein hohes Maß an Aggres­sio­nen und Res­sen­ti­ments gegen Flücht­lin­ge offen­bart – in ihrem Wind­schat­ten haben ras­sis­tisch moti­vier­te Gewalt und Het­ze deut­lich zuge­nom­men. Trau­rig aber wahr: Sich für Flücht­lin­ge ein­zu­set­zen erfor­dert daher vie­ler­orts eini­gen Mut.

Die­ser muti­ge Ein­satz ver­dient Aner­ken­nung und Unter­stüt­zung. Zum heu­ti­gen Inter­na­tio­na­len Tag gegen Ras­sis­mus for­dert PRO ASYL daher, dass Bund und Län­der flä­chen­de­cken­de Pro­gram­me zur Unter­stüt­zung der ehren­amt­li­chen Arbeit mit Flücht­lin­gen auf­le­gen – um jenen, die die von vie­len Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern beschwo­re­ne „Will­kom­mens­kul­tur“ Wirk­lich­keit wer­den las­sen, den Rücken zu stärken.

PRO ASYL und Cam­pact gehen mit 400.000-Euro-Programm voran

Als eige­nen Bei­trag und als Anre­gung für die Poli­tik hat PRO ASYL mit der Unter­stüt­zung von Cam­pact ein För­der­pro­gramm für ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment auf­ge­setzt. PRO ASYL wird dafür in den kom­men­den zwei Jah­ren 300.000 Euro zur Ver­fü­gung stel­len. Wei­te­re 100.000 Euro kom­men von Cam­pact hin­zu. PRO ASYL dankt Cam­pact sowie allen Spen­de­rin­nen und Spen­dern, die die­se drin­gend erfor­der­li­che Arbeit ermöglichen.

Das Pro­gramm wird die Flücht­lings­rä­te Ber­lin, Bran­den­burg, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Sach­sen, Sach­sen-Anhalt und Thü­rin­gen bei ihrer Aufklärungs‑, Ver­net­zungs- und Bera­tungs­ar­beit stär­ken. Ziel ist es, Ehren­amt­li­che durch Schu­lun­gen, Mate­ria­li­en, Sen­si­bi­li­sie­rungs­an­ge­bo­te und Bera­tung beim Auf­bau von zivil­ge­sell­schaft­li­chen Struk­tu­ren zu unter­stüt­zen. Durch die Ein­rich­tung von Run­den Tischen, Kon­flikt­mo­de­ra­ti­on sowie Infor­ma­tio­nen über geplan­te Unter­künf­te und Flucht­ur­sa­chen soll das Pro­gramm loka­le Will­kom­mens­kul­tur fördern.

Das spen­den­fi­nan­zier­te Pro­jekt kann jedoch die benö­tig­te staat­li­che Unter­stüt­zung nicht erset­zen – und das nicht nur, weil 400.000 Euro dafür zu wenig sind.  Will­kom­mens­kul­tur braucht poli­ti­sche Rücken­de­ckung – damit klar ist: Flücht­lings­schutz und Inte­gra­ti­on sind kei­ne Pri­vat­sa­chen, son­dern gesamt­ge­sell­schaft­li­che Aufgaben.

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