10.03.2020
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Das Lager Moria auf Lesbos - durch die dramatische Überbelegung hat es sich an die umliegenden Hänge ausgebreitet. Die Zustände sind katastrophal. Foto: Björn Kietzmann

Die Ereignisse an der griechischen Grenze und die Reaktionen der politisch Verantwortlichen zeigen: Aktuell entscheidet sich die Frage, ob es in Europa zukünftig überhaupt noch das Recht auf Asyl geben wird. Deshalb ist PRO ASYL dort, in Griechenland, mit einem Team vor Ort und verteidigt die Menschenrechte!

Die Lage an den euro­päi­schen Außen­gren­zen ist alar­mie­rend. Um im Kon­flikt mit Syri­en Unter­stüt­zung zu erzwin­gen, miss­braucht Erdo­gan geflüch­te­te Men­schen als poli­ti­sches Druck­mit­tel gegen die Euro­päi­sche Uni­on. Grie­chen­land reagiert an der Gren­ze mit Blend­gra­na­ten, Trä­nen­gas und sogar Schüs­sen. Die EU rüs­tet auf, der Zugang zu Schutz und Asyl wird verweigert.

In die­ser Situa­ti­on kämp­fen unse­re Kolleg*innen von PRO ASYL / Refu­gee Sup­port Aege­an vor Ort für die Rech­te von Flücht­lin­gen. Dabei wer­den sie, wie vie­le ande­re Helfer*innen und Journalist*innen, bedroht und ange­grif­fen. Es gibt Gewalt durch faschis­ti­sche Schlä­ger­trupps und ver­schie­de­ne Brand­an­schlä­ge auf huma­ni­tä­re Einrichtungen.

»Die EU ist mit­ver­ant­wort­lich dafür, dass die Stim­mung der­art gekippt ist. Denn statt Les­bos und die ande­ren Inseln zu ent­las­ten, tole­riert sie die ver­schärf­te Asyl­po­li­tik der grie­chi­schen Regie­rung. Die Flücht­lin­ge wol­len nach Euro­pa.  Euro­pa hat uns aber allei­ne gelas­sen, und sieht zu, wie die Rech­te die­ser Schutz­su­chen­den ver­letzt wer­den, wie sie zu Fein­den gemacht machen. Und Euro­pa nimmt dabei in Kauf, dass unse­re Gesell­schaft radi­ka­li­siert wird.« (Efi Latsou­di (RSA), UNHCR-Nansenpreisträgerin)

Wir bleiben vor Ort!

Vie­le huma­ni­tä­re Orga­ni­sa­tio­nen müs­sen ihre Akti­vi­tä­ten, z.B. im Lager Moria, daher aus Sicher­heits­grün­den ein­stel­len. Schutz­su­chen­de sind damit immer mehr auf sich allei­ne gestellt. Unse­re 15 Kolleg*innen in der Regi­on weh­ren sich nicht nur erfolg­reich juris­tisch gegen Bedro­hun­gen, sie arbei­ten auch in die­ser dra­ma­ti­schen Situa­ti­on – unter ver­stärk­ten Sicher­heits­vor­keh­run­gen – weiter.

Fol­ter­op­fer, Fami­li­en mit Kin­dern, unbe­glei­te­te Min­der­jäh­ri­ge oder Schwer­kran­ke kön­nen und wer­den wir jetzt nicht allei­ne lassen.

Denn Fol­ter­op­fer, Fami­li­en mit Kin­dern, unbe­glei­te­te Min­der­jäh­ri­ge oder Schwer­kran­ke kön­nen und wer­den wir jetzt nicht allei­ne las­sen. Unser legal team kämpft juris­tisch dafür, dass die­se Men­schen aus der Zone des Elends her­aus­kom­men und end­lich Sicher­heit und eine men­schen­wür­di­ge Auf­nah­me in Euro­pa erfah­ren. Und unse­re Dolmetscher*innen unter­stüt­zen Geflüch­te­te, z.B. im Krank­heits­fall im Kran­ken­haus von Lesbos.

42.000

Men­schen sit­zen auf den grie­chi­schen Inseln der­zeit fest

»1500 Kin­der sol­len von einer euro­päi­schen Koali­ti­on der Wil­li­gen auf­ge­nom­men wer­den. Das ist eine klei­ne Ges­te. Mensch­lich­keit und Men­schen­rech­te erfor­dern aber einen gro­ßen Schritt. Es geht auf den Inseln nicht mehr wei­ter. Alle Kin­der müs­sen Auf­nah­me in ande­ren EU- Staa­ten fin­den. Nie­mand von den 42.000 Men­schen in den furcht­ba­ren Lagern auf den Inseln darf zurück­ge­las­sen wer­den. Es gibt kei­ne Sicher­heit, kei­ne Men­schen­wür­de hier« (Natas­sa Strach­i­ni, RSA)

Juristische Hilfe durch alle Instanzen

Unse­re Rechtsanwält*innen aus Athen, Les­bos und Chi­os ver­tre­ten Schutz­su­chen­de sowohl im Gebiet des Evros an der tür­kisch-grie­chi­schen Land­gren­ze, als auch auf den Inseln, um den völ­lig recht­los gestell­ten Men­schen zu ihrem Recht zu ver­hel­fen. Mit der kon­kre­ten Ein­zel­fall­hil­fe ver­su­chen wir, weg­wei­sen­de juris­ti­sche Ent­schei­dun­gen her­bei­zu­füh­ren. Eben­so wie bei unse­rem Vor­ge­hen gegen die will­kür­li­chen Rege­lun­gen des EU-Tür­kei-Deals: Wei­ter­hin dro­hen Abschie­bun­gen von Schutz­su­chen­den in die Tür­kei. Wir unter­stüt­zen Trau­ma­ti­sier­te, syri­sche Fami­li­en mit Kin­dern, Flücht­lin­ge aus dem kur­di­schen Teil Syri­ens juris­tisch durch alle Instan­zen bis zum Menschenrechtsgerichtshof.

Update: Ein Kriegsschiff voller Flüchtlinge

Rund 500 Geflüch­te­te, u.a. aus Syri­en und Afgha­ni­stan, wur­den unter unmensch­li­chen und ernied­ri­gen­den Bedin­gun­gen auf einem Schiff der grie­chi­schen Mari­ne ein­ge­sperrt, dar­un­ter auch vie­le Fami­li­en mit klei­nen Kin­dern.

PRO ASYL / Refu­gee Sup­port Aege­an hat Kon­takt zu den Ein­ge­sperr­ten auf­ge­nom­men. Von 13 Inhaf­tier­ten haben wir bereits Man­da­te, um für ihre Rech­te zu kämp­fen.
Die Gefan­ge­nen wur­den nach eini­gen Tagen aufs grie­chi­sche Fest­land gebracht, von dort droht ihnen die Abschie­bung in die Tür­kei oder ihre Herkunftsländer.

Auch mit den Inhaf­tier­ten wer­den wir durch alle Instan­zen gehen, um sie und ihre Men­schen­rech­te zu schützen! 

Jede Spen­de ist ein wich­ti­ger Bei­trag für unse­ren Kampf gegen die Ero­si­on der Men­schen­rech­te in Europa!

Helft uns zu helfen!

Für all das sind wir unse­rer­seits jetzt auf Unter­stüt­zung ange­wie­sen. Seit vie­len Jah­ren sind wir in Grie­chen­land im Ein­satz. Im Febru­ar 2017 haben wir gemein­sam mit unse­ren lang­jäh­ri­gen Kooperationspartner*innen vor Ort die Orga­ni­sa­ti­on PRO ASYL / Refu­gee Sup­port Aege­an gegrün­det. Wäh­rend die Arbeit dort immer wich­ti­ger wird, benö­ti­gen wir als spen­den­fi­nan­zier­te Orga­ni­sa­ti­on jedes Jahr aufs Neue die Mit­tel, um sie wei­ter­zu­füh­ren. Jede Spen­de ist dabei ein wich­ti­ger Bei­trag für unse­ren Kampf gegen die Ero­si­on der Men­schen­rech­te in Europa!