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„Nirgendwo ist Integration leichter zu beginnen als beim Sport.“

Rechte Scharfmacher machen mobil gegen Flüchtlinge und Migrant_innen, "besorgte Bürger" protestieren gegen Unterkünfte für Asylsuchende. Aber vielerorts gibt es Menschen, die rassistische und rechtsextremistische Hetze bekämpfen und Flüchtlinge unterstützen. Lesen Sie Teil 5 unserer News-Serie über gelebte Willkommenskultur.
Der Ruheständler Jürgen Gunkel organisiert in Dresden Sportkurse für Migrantinnen und zeigt damit, wie man sich vor Ort für ihre Interessen und Wünsche engagieren kann. Gunkel ist seit 2011 ehrenamtlich in der Sportförderung für Kinder und Jugendliche tätig. Sport bringt für ihn nicht nur Bewegung und Spaß, sondern kann auch ganz wesentlich zu gegenseitiger Anerkennung und zur Überwindung von Sprachhemmnissen beitragen. Er ist überzeugt: „Nirgendwo ist Integration leichter zu beginnen als beim Sport.“
Sein Wunsch, etwas in Dresden zu bewegen, führte Gunkel auch zum „Ausländerrat Dresden“. Hier stellte sich in Gesprächen mit den Leiterinnen des „Frauentreffs“ heraus, dass die migrantischen Mädchen und Frauen nicht nur nach Möglichkeiten suchten, sich sportlich zu betätigen, sondern auch ein ganz gezieltes Anliegen hatten: Sie wollten Fahrradfahren lernen. Und Gunkel fing an zu organisieren, nachzufragen und Kontakte zu knüpfen.
Fahrradkurs für Frauen
Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen, denn es gelang, ganz verschiedene Akteure der Stadt Dresden in den Fahrradkurs einzubinden. Die Verkehrswacht stellte das Übungsgelände, der Fachdienst „Prävention“ der Dresdner Polizei half bei der Theorie und der „Dolmetscherdienst Dresden“ sorgte für den Abbau von Sprachbarrieren. Und nicht nur das: Über Spenden konnte jeder Teilnehmerin zum Abschluss der Kurse ein Fahrrad und ein Helm zur Verfügung gestellt werden. Auf diesem Wege haben die Frauen ein ganzes Stück an Selbstsicherheit und Mobilität gewonnen. Sie nutzen das Fahrrad für die Wege zur Arbeit, zum Supermarkt oder auch, um die Gegend kennenzulernen.
Für den Erfolg der Fahrradkurse wurde Jürgen Gunkel 2012 stellvertretend mit dem Sächsischen Integrationspreis ausgezeichnet. Und er ist weiterhin engagiert. Die Nachfrage bei den Migrantinnen ist nach wie vor groß und in der Zwischenzeit hat Gunkel auch einen Schwimmkurs für muslimische Frauen auf den Weg gebracht. Ähnlich wie bei den Fahrradkursen eröffnen sich ihnen dadurch neue Möglichkeiten, etwa die Teilnahme an den sportlichen Aktivitäten ihrer Kinder. Und auch Dresden verändert sich: Durch die Sportkurse werden gerade migrantische Frauen im Stadtbild sichtbarer.
Für Menschen, die sich auf ähnliche Weise engagieren wollen, hat Gunkel vor allem einen Tipp: „Am wichtigsten ist es, zunächst bei den örtlichen Migrant/innenorganisationen das Interesse und den Bedarf abzufragen.“
Kristin Witte
Den Text haben wir der von PRO ASYL und der Amadeu-Antonio-Stiftung gemeinsam herausgegebenen Broschüre Refugees Welcome – Gemeinsam Willkommenskultur gestalten entnommen.
Gemeinsam gegen Rassismus!
PRO ASYL ruft dazu auf, rassistischen Vorurteilen entschieden zu widersprechen, Flüchtlinge willkommen zu heißen und sich rechten Hetzern in den Weg zu stellen.
Bitte informieren Sie sich unter folgenden Links:
Gemeinsam gegen Rassismus! (20.03.14)
Willkommenskultur selber machen! (05.03.14)
Neue Broschüre klärt über rechte Hetze auf (04.03.14)
Neue Broschüre: Fakten und Argumente gegen Vorurteile (04.03.14)