28.07.2010

Das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nord­rhein-West­fa­len hält die Leis­tun­gen für Asyl­su­chen­de, die seit Schaf­fung des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes 1993 nicht ange­ho­ben wor­den sind, für ver­fas­sungs­wid­rig. Im Ver­gleich zu den Leis­tun­gen nach dem SGB II („Hartz-IV“) reich­ten sie offen­sicht­lich nicht aus, um eine men­schen­wür­di­ge Exis­tenz zu gewähr­leis­ten. Zudem sei­en die Leis­tun­gen nicht in einem Ver­fah­ren bemes­sen wor­den, wie es das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt

Das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nord­rhein-West­fa­len hält die Leis­tun­gen für Asyl­su­chen­de, die seit Schaf­fung des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes 1993 nicht ange­ho­ben wor­den sind, für ver­fas­sungs­wid­rig. Im Ver­gleich zu den Leis­tun­gen nach dem SGB II („Hartz-IV“) reich­ten sie offen­sicht­lich nicht aus, um eine men­schen­wür­di­ge Exis­tenz zu gewähr­leis­ten. Zudem sei­en die Leis­tun­gen nicht in einem Ver­fah­ren bemes­sen wor­den, wie es das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ver­lan­ge, son­dern „ins Blaue hin­ein“ geschätzt worden.

Im kon­kre­ten Fall ging es um einen Ira­ker, der in einer Gemein­schafts­un­ter­kunft für Asyl­be­wer­ber unter­ge­bracht ist und monat­lich einen Betrag von 224,97 € erhielt. Die Rich­ter hiel­ten die dem Klä­ger zuste­hen­den Leis­tun­gen für ver­fas­sungs­wid­rig. Sie berie­fen sich zur Begrün­dung auf das Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zu den Hartz-IV-Regel­leis­tun­gen vom 9. Febru­ar 2010. Das Ver­fas­sungs­ge­richt hat­te dar­in ein Grund­recht auf Gewähr­leis­tung eines men­schen­wür­di­gen Exis­tenz­mi­ni­mums for­mu­liert. Asyl­su­chen­de, Gedul­de­te und auch Men­schen mit einem huma­ni­tä­ren Auf­ent­halts­sta­tus erhal­ten Leis­tun­gen, die mehr als 35% unter den Hartz IV-Sät­zen lie­gen. So wer­den sie min­des­tens vier Jah­re vom sozia­len Exis­tenz­mi­ni­mum aus­ge­schlos­sen und müs­sen unter Man­gel­ver­sor­gung leiden.

Weil das Gericht das zu Grun­de lie­gen­de Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz für ver­fas­sungs­wid­rig hält, wur­de das Kla­ge­ver­fah­ren aus­ge­setzt und die Fra­ge nach der Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit der Leis­tun­gen dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt vor­ge­legt. Soll­te sich das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt der Ansicht der Esse­ner Rich­ter anschlie­ßen, müss­te der Gesetz­ge­ber die Höhe der Sät­ze nach dem Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz neu regeln.

PRO ASYL for­dert ver­fas­sungs­ge­mä­ße Sozi­al­leis­tun­gen für alle Bedürf­ti­gen. Die redu­zier­ten Leis­tun­gen für Asyl­su­chen­de und ande­re Grup­pen sind eine extre­me Form der sozia­len Aus­gren­zung. Das Asyl­be­wer­leis­tungs­ge­setz muss des­we­gen end­lich abge­schafft werden.

 Bun­des­re­gie­rung will Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz „prü­fen“ (19.03.10)

 Nach der Karls­ru­her Ent­schei­dung zu Hartz IV (10.02.10)