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Kirchenasyl schützt vor Abschiebung und rettet Leben
Doris Otminghaus und Wolfgang Seibert haben Asylsuchenden in großer Notlage Asyl gewährt. Mit ihrem Einsatz kamen Flüchtlinge zu ihrem Recht und wurden so vor Abschiebung bewahrt – unter anderem in das kriegszerrüttete Afghanistan. Dafür haben sie den PRO ASYL – Menschenrechtspreis erhalten.
Vor rund 200 Teilnehmenden zeichnete die Stiftung PRO ASYL Doris Otminghaus und Wolfgang Seibert mit ihrem diesjährigen Menschenrechtspreis 2017, der PRO ASYL-Hand, aus. Die Pfarrerin aus Haßfurt und der Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Pinneberg bieten Schutzsuchenden in ihren Gotteshäusern Asyl.
Mit seiner Gemeinde hat Wolfgang Seibert seit 2014 schon mehreren Flüchtlingen Asyl gewährt. Sein Credo lautet: »Menschen in Not muss man helfen«. »Gerade weil die jüdische Geschichte von Unterdrückung, Vertreibung und Flucht geprägt ist, bin ich der Überzeugung, dass wir, gerade wir, etwas tun müssen. Wer, wenn nicht wir«, sagte Wolfgang Seibert bei der Preisverleihung (mp3). PRO ASYL-Vorsitzender Andreas Lipsch betonte, dass die Motivation für sein Tun dabei weder Religionszugehörigkeit noch Herkunft seien, sondern allein die ausweglose Notlage, in der sich die Flüchtlinge befänden.
Afghane erhält nach Kirchenasyl Schutz
Dass Kirchenasyl sogar Leben retten kann, zeigte jüngst der Fall eines von der Abschiebung bedrohten Afghanen, den die Pfarrerin Doris Otminghaus aufgenommen hat. Sein Fall wurde vom BAMF neu aufgerollt, er bekam subsidiären Schutz. »Wie kann es passieren, dass die im Grundgesetz verankerte Würde jedes einzelnen Menschen und das Recht auf Asyl bei so vielen asylsuchenden Menschen außer Kraft gesetzt wird?« kritisierte Doris Otminghaus in ihrem Redebeitrag zur Preisverleihung (mp3).
Jedes Kirchenasyl zeige auf, dass Recht gebrochen wird, so Otminghaus weiter. Die Pfarrerin geriet wegen ihres Einsatzes sogar ins Visier staatsanwaltlicher Ermittlungen – wegen angeblicher Beihilfe zum illegalen Aufenthalt. »Doris Otminghaus hat sich davon weder einschüchtern noch in ihrem Engagement bremsen lassen«, lobte Andreas Lipsch.
Ehrung für den Einsatz für Menschenrechte
Mit einem Kirchenasyl werde der Staat gebeten, genau zu prüfen, ob im Falle einer Abschiebung Menschenwürde und Menschenrechte angetastet und verletzt werden. Oder sogar Menschenleben auf dem Spiel stehen, wie bei Abschiebungen nach Afghanistan.
»Dass trotz aller vorliegenden Informationen über die Sicherheitslage in Afghanistan am 12. September erneut eine Sammelabschiebung von Düsseldorf nach Kabul stattfinden soll, ist in meinen Augen nicht akzeptabel. Ich halte Abschiebungen nach Afghanistan für nicht verantwortbar«, erklärte Laudator und Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Dr. h.c. Volker Jung.
Der mit 5.000 dotierte Menschenrechtspreis der Stiftung PRO ASYL wird seit 2006 vergeben. Mit ihm werden Persönlichkeiten geehrt, die sich in herausragender Weise für die Achtung der Menschenrechte und den Schutz von Flüchtlingen einsetzen. Er wird jährlich in Frankfurt verliehen.
(akr)