21.04.2014
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Gemeinsame Freizeitgestaltung ermöglicht soziale Kontakte zwischen Anwohner/innen und Asylsuchenden. Bild: Chris Grodotzki

Rechte Scharfmacher machen mobil gegen Flüchtlinge und Migrant_innen, "besorgte Bürger" protestieren gegen Unterkünfte für Asylsuchende. Aber vielerorts gibt es Menschen, die rassistische und rechtsextremistische Hetze bekämpfen und Flüchtlinge unterstützen. Das Beispiel Torgelow ist Teil 7 unserer News-Serie über gelebte Willkommenskultur.

Tor­ge­low in Vor­pom­mern: Jeden Tag, an dem ein neu­er Bus mit Geflüch­te­ten ankommt, ste­hen Kaf­fee, Tee, Kuchen und ein herz­li­ches Emp­fangs­ko­mi­tee bereit. Die Torgelower/innen vom »Bünd­nis Vorpom­mern: welt­of­fen, demo­kra­tisch, bunt!« haben in den letz­ten Wochen ihre Vor­keh­run­gen getrof­fen. Die AG Will­kom­mens­kul­tur, die unter ande­rem von der Ama­deu Anto­nio Stif­tung mit­ge­grün­det wur­de, hat den Platz recht­zei­tig besetzt, damit nicht die NPD – wie vie­ler­orts in den ver­gan­ge­nen Mona­ten – zur Begrü­ßung der Geflüch­te­ten bereitsteht.

Nach­mit­tags nach dem ers­ten Ein­rich­ten, nach Kaf­fee und Kuchen machen die Geflüch­te­ten mit ih­ren Betreuer/innen eine Run­de durch die Stadt: Wo geht es ins Zen­trum, wo ist ein Kin­der­arzt, wo die nächs­te Bank, wo der Super­markt? Die Neu­an­ge­kom­me­nen haben viel zu entdecken.

Die recht­li­che Situa­ti­on erklä­ren lassen

Wäh­rend­des­sen gibt es auch an ande­ren Stel­len etwas zu tun. Für den Don­ners­tag­abend hat die AG Gäs­te aus Greifs­wald ein­ge­la­den, um sich mit ihnen über ihre Arbeit mit Geflüch­te­ten aus­zu­tau­schen. Von zwei Exper­ten des »Arbeits­krei­ses Kri­ti­scher Jurist*innen Greifs­wald« las­sen sich die Torgelower/in­nen die recht­li­che Situa­ti­on und die Mög­lich­kei­ten von Asyl­su­chen­den in Deutsch­land erklären.

Hier er­fahren die Akti­ven der AG Will­kom­mens­kul­tur, dass Geflüch­te­te das Ange­bot einer Erst­be­ra­tung durch Berater/innen des Flücht­lings­rats Meck­len­burg-Vor­pom­mern in Anspruch neh­men kön­nen, auch, wenn sie sich nicht lan­ge genug in der Zen­tra­len Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung auf­hal­ten, son­dern direkt in eine Kom­mu­ne wei­ter­ge­schickt wer­den. Die Bera­tung hilft dabei, sich gezielt auf die Anhö­rung beim BAMF vor­zu­be­rei­ten, denn die­se wird spä­ter die Grund­la­ge für das Asyl­ver­fah­ren darstellen.

Im Tan­dem von­ein­an­der lernen 

Auch von einem Tan­dem­pro­gramm, das Geflüch­te­te mit Anwohner/innen zusam­men­bringt, berich­ten die Gäs­te aus Greifs­wald. Indem die Tandempartner/innen gemein­sam ihre Frei­zeit ver­brin­gen, ent­stehen per­sön­li­che Kon­tak­te. Nicht Eine hilft dem Ande­ren, son­dern bei­de ler­nen von- und mit­ein­an­der. Doch noch ist die AG Kul­tur mit ande­ren Din­gen beschäf­tigt. Vor der Ankunft der Geflüch­te­ten in Tor­ge­low und Stras­burg hat sie einen Run­den Tisch ein­be­ru­fen, damit sich mög­lichst vie­le Insti­tu­tio­nen gemein­sam vor­be­rei­ten können.

Sie haben Schu­len und Kitas ange­spro­chen, sowie Film- und Theater­abende orga­ni­siert, um Anwohner/innen für die The­ma­tik zu sen­si­bi­li­sie­ren. Die zum Teil ehrenamtli­chen Betreuer/innen haben sich unter­ein­an­der ver­netzt und aus­ge­tauscht. Die AG ver­such­te dabei von Anfang an, sich um alle Ebe­nen von Will­kom­mens­kul­tur zu küm­mern: sich selbst zu infor­mie­ren, Öf­­fent­lich­keits- und Infor­ma­ti­ons­ar­beit zu leis­ten, eine Ver­net­zung aller Betei­lig­ten vor­an zu trei­ben und die direk­te Betreu­ung der Geflüch­te­ten vorzubereiten.

Will­kom­mens­kul­tur, so sagen die Men­schen in der AG, ist mehr als inter­kul­tu­rel­le Koch­aben­de und Fami­li­en­fes­te. Bald gibt es sicher auch in Vor­pom­mern ein Tan­dem­pro­gramm. Kon­takt zur AG Will­kom­mens­kul­tur kann über das »Bünd­nis Vor­pom­mern: welt­of­fen, demo­kra­tisch, bunt!« auf­ge­nom­men werden.

Anja Schwal­be

Den Text haben wir der von PRO ASYL und der Ama­deu-Anto­nio-Stif­tung gemein­sam her­aus­ge­ge­be­nen Bro­schü­re Refu­gees Wel­co­me – Gemein­sam Will­kom­mens­kul­tur gestal­ten entnommen.

Gemein­sam gegen Rassismus! 

PRO ASYL ruft dazu auf, ras­sis­ti­schen Vor­ur­tei­len ent­schie­den zu wider­spre­chen, Flücht­lin­ge will­kom­men zu hei­ßen und sich rech­ten Het­zern in den Weg zu stellen.

Bit­te infor­mie­ren Sie sich unter fol­gen­den Links:

 Gemein­sam gegen Ras­sis­mus! (20.03.14)

 Will­kom­mens­kul­tur sel­ber machen! (05.03.14)

 Neue Bro­schü­re klärt über rech­te Het­ze auf (04.03.14)

 Neue Bro­schü­re: Fak­ten und Argu­men­te gegen Vor­ur­tei­le (04.03.14)