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Hingehen und unterstützen: Die AG Willkommenskultur in Vorpommern

Rechte Scharfmacher machen mobil gegen Flüchtlinge und Migrant_innen, "besorgte Bürger" protestieren gegen Unterkünfte für Asylsuchende. Aber vielerorts gibt es Menschen, die rassistische und rechtsextremistische Hetze bekämpfen und Flüchtlinge unterstützen. Das Beispiel Torgelow ist Teil 7 unserer News-Serie über gelebte Willkommenskultur.
Torgelow in Vorpommern: Jeden Tag, an dem ein neuer Bus mit Geflüchteten ankommt, stehen Kaffee, Tee, Kuchen und ein herzliches Empfangskomitee bereit. Die Torgelower/innen vom »Bündnis Vorpommern: weltoffen, demokratisch, bunt!« haben in den letzten Wochen ihre Vorkehrungen getroffen. Die AG Willkommenskultur, die unter anderem von der Amadeu Antonio Stiftung mitgegründet wurde, hat den Platz rechtzeitig besetzt, damit nicht die NPD – wie vielerorts in den vergangenen Monaten – zur Begrüßung der Geflüchteten bereitsteht.
Nachmittags nach dem ersten Einrichten, nach Kaffee und Kuchen machen die Geflüchteten mit ihren Betreuer/innen eine Runde durch die Stadt: Wo geht es ins Zentrum, wo ist ein Kinderarzt, wo die nächste Bank, wo der Supermarkt? Die Neuangekommenen haben viel zu entdecken.
Die rechtliche Situation erklären lassen
Währenddessen gibt es auch an anderen Stellen etwas zu tun. Für den Donnerstagabend hat die AG Gäste aus Greifswald eingeladen, um sich mit ihnen über ihre Arbeit mit Geflüchteten auszutauschen. Von zwei Experten des »Arbeitskreises Kritischer Jurist*innen Greifswald« lassen sich die Torgelower/innen die rechtliche Situation und die Möglichkeiten von Asylsuchenden in Deutschland erklären.
Hier erfahren die Aktiven der AG Willkommenskultur, dass Geflüchtete das Angebot einer Erstberatung durch Berater/innen des Flüchtlingsrats Mecklenburg-Vorpommern in Anspruch nehmen können, auch, wenn sie sich nicht lange genug in der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung aufhalten, sondern direkt in eine Kommune weitergeschickt werden. Die Beratung hilft dabei, sich gezielt auf die Anhörung beim BAMF vorzubereiten, denn diese wird später die Grundlage für das Asylverfahren darstellen.
Im Tandem voneinander lernen
Auch von einem Tandemprogramm, das Geflüchtete mit Anwohner/innen zusammenbringt, berichten die Gäste aus Greifswald. Indem die Tandempartner/innen gemeinsam ihre Freizeit verbringen, entstehen persönliche Kontakte. Nicht Eine hilft dem Anderen, sondern beide lernen von- und miteinander. Doch noch ist die AG Kultur mit anderen Dingen beschäftigt. Vor der Ankunft der Geflüchteten in Torgelow und Strasburg hat sie einen Runden Tisch einberufen, damit sich möglichst viele Institutionen gemeinsam vorbereiten können.
Sie haben Schulen und Kitas angesprochen, sowie Film- und Theaterabende organisiert, um Anwohner/innen für die Thematik zu sensibilisieren. Die zum Teil ehrenamtlichen Betreuer/innen haben sich untereinander vernetzt und ausgetauscht. Die AG versuchte dabei von Anfang an, sich um alle Ebenen von Willkommenskultur zu kümmern: sich selbst zu informieren, Öffentlichkeits- und Informationsarbeit zu leisten, eine Vernetzung aller Beteiligten voran zu treiben und die direkte Betreuung der Geflüchteten vorzubereiten.
Willkommenskultur, so sagen die Menschen in der AG, ist mehr als interkulturelle Kochabende und Familienfeste. Bald gibt es sicher auch in Vorpommern ein Tandemprogramm. Kontakt zur AG Willkommenskultur kann über das »Bündnis Vorpommern: weltoffen, demokratisch, bunt!« aufgenommen werden.
Anja Schwalbe
Den Text haben wir der von PRO ASYL und der Amadeu-Antonio-Stiftung gemeinsam herausgegebenen Broschüre Refugees Welcome – Gemeinsam Willkommenskultur gestalten entnommen.
Gemeinsam gegen Rassismus!
PRO ASYL ruft dazu auf, rassistischen Vorurteilen entschieden zu widersprechen, Flüchtlinge willkommen zu heißen und sich rechten Hetzern in den Weg zu stellen.
Bitte informieren Sie sich unter folgenden Links:
Gemeinsam gegen Rassismus! (20.03.14)
Willkommenskultur selber machen! (05.03.14)
Neue Broschüre klärt über rechte Hetze auf (04.03.14)
Neue Broschüre: Fakten und Argumente gegen Vorurteile (04.03.14)