26.10.2017
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Nichts gelernt aus dem letzten Winter: Immer noch leben viele Geflüchtete auf den griechischen Inseln nur in Zelten. Foto: Efi Latsoudi, RSA

Trotz wiederholter Warnungen sind tausende Schutzsuchende in den griechischen Hotspots Kälte und Regen schutzlos ausgesetzt. Die griechische Regierung lässt sehenden Auges zu, dass sich das Winterfiasko vom Vorjahr zu wiederholen droht.

Das Fest­set­zen tau­sen­der Flücht­lin­ge in den über­füll­ten Hot­spots auf den Ägä­is-Inseln Les­bos, Samos, Chi­os, Kos und Leros ist zen­tra­ler Bestand­teil des EU-Tür­kei-Deals. Alle Ankom­men­den – dar­un­ter Kran­ke, tau­sen­de Kin­der und Fami­li­en mit Neu­ge­bo­re­nen – müs­sen dort zum Teil mona­te­lang ausharren.

Neuer Höchststand der Überbelegung – keine Verbesserung in Sicht

Als im August die Ankünf­te erneut anstie­gen, erreich­te die Über­be­le­gung in den Hot­spots einen neu­en Höchst­stand. Es herr­schen men­schen­un­wür­di­ge Bedin­gun­gen, die Infra­struk­tur kol­la­biert gera­de­zu und die Behör­den sind voll­kom­men überfordert.

In den letz­ten zehn Tagen fass­te die grie­chi­sche Regie­rung den Ent­schluss bis zu 2.000 Schutz­su­chen­de auf das Fest­land zu ver­brin­gen, um die Lage auf den Inseln zu ent­schär­fen. Eine tat­säch­li­che Ver­bes­se­rung ist damit nicht zu erwar­ten – ins­ge­samt hal­ten sich aktu­ell rund 15.000 Schutz­su­chen­de auf den Inseln auf.

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Die Situa­ti­on in den Camps auf den grie­chi­schen Inseln. Quel­le: RSA

Das Fiasko droht sich zu wiederholen

Im ver­gan­ge­nen Win­ter kamen fünf Men­schen in den Hot­spots ums Leben. Tau­sen­de lit­ten mona­te­lang unter Käl­te und Regen. Migra­ti­ons­mi­nis­ter Gian­nis Mou­z­a­las reagier­te auf die Kri­tik – die­se dra­ma­ti­schen Todes­fäl­le hät­ten die Regie­rung »wei­ser« gemacht.

Nun naht der Win­ter­ein­bruch erneut. Bereits jetzt ver­wan­delt hef­ti­ger Regen die EU- Hot­spots auf den nord­öst­li­chen Ägä­is-Inseln in Morast­land­schaf­ten. In Moria auf Les­bos sind Fami­li­en mit Klein­kin­dern, Schwan­ge­re, Allein­ste­hen­de und Kran­ke sind in klei­nen Som­mer­zel­ten unter­ge­bracht. Wäh­rend des ers­ten Regens im Sep­tem­ber wur­den die­se überschwemmt.

Lebens­be­din­gun­gen im Hot­spot Moria auf Les­bos. Foto: Efi Latsou­di, RSA
Seit den hef­ti­gen Regen­fäl­len ste­hen vie­le Zel­te in Moria im Schlamm. Foto: RSA
Erwei­te­rung des Camps in Vial, Chi­os. Foto: RSA
Da das offi­zi­el­le Camp in Vial über­füllt ist, kam­pie­ren man­che Flücht­lin­ge in pro­vi­so­ri­schen Zel­ten außer­halb. Foto: RSA

Mou­z­a­las und die grie­chi­sche Regie­rung haben nichts aus dem Fias­ko des letz­ten Win­ters gelernt – sie neh­men in Kauf, dass sich das Leid wie­der­holt. Brüs­sel und die Regie­run­gen in Ber­lin, Den Haag und anders­wo zei­gen sich gegen­über dem mensch­li­chen Leid gleich­gül­tig. Die Umset­zung des Flücht­lings­deals um jeden Preis hat abso­lu­te Prio­ri­tät. Zu die­sem Zweck wer­den die elen­den Ver­hält­nis­se auf den grie­chi­schen Inseln als Abschre­ckungs­ef­fekt konserviert.

Der Imple­men­ting Part­ner von PRO ASYL in Grie­chen­land, Refu­gee Sup­port Aege­an (RSA), doku­men­tiert die Situa­ti­on auf den Inseln kon­ti­nu­ier­lich – ein kur­zer Über­blick zeich­net ein dra­ma­ti­sches Bild der Lage in der Ägä­is.

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(jk / kk)