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EU-Hotspots in der Ägäis: Tausende Flüchtlinge schutzlos bei Wintereinbruch
Trotz wiederholter Warnungen sind tausende Schutzsuchende in den griechischen Hotspots Kälte und Regen schutzlos ausgesetzt. Die griechische Regierung lässt sehenden Auges zu, dass sich das Winterfiasko vom Vorjahr zu wiederholen droht.
Das Festsetzen tausender Flüchtlinge in den überfüllten Hotspots auf den Ägäis-Inseln Lesbos, Samos, Chios, Kos und Leros ist zentraler Bestandteil des EU-Türkei-Deals. Alle Ankommenden – darunter Kranke, tausende Kinder und Familien mit Neugeborenen – müssen dort zum Teil monatelang ausharren.
Neuer Höchststand der Überbelegung – keine Verbesserung in Sicht
Als im August die Ankünfte erneut anstiegen, erreichte die Überbelegung in den Hotspots einen neuen Höchststand. Es herrschen menschenunwürdige Bedingungen, die Infrastruktur kollabiert geradezu und die Behörden sind vollkommen überfordert.
In den letzten zehn Tagen fasste die griechische Regierung den Entschluss bis zu 2.000 Schutzsuchende auf das Festland zu verbringen, um die Lage auf den Inseln zu entschärfen. Eine tatsächliche Verbesserung ist damit nicht zu erwarten – insgesamt halten sich aktuell rund 15.000 Schutzsuchende auf den Inseln auf.
Das Fiasko droht sich zu wiederholen
Im vergangenen Winter kamen fünf Menschen in den Hotspots ums Leben. Tausende litten monatelang unter Kälte und Regen. Migrationsminister Giannis Mouzalas reagierte auf die Kritik – diese dramatischen Todesfälle hätten die Regierung »weiser« gemacht.
Nun naht der Wintereinbruch erneut. Bereits jetzt verwandelt heftiger Regen die EU- Hotspots auf den nordöstlichen Ägäis-Inseln in Morastlandschaften. In Moria auf Lesbos sind Familien mit Kleinkindern, Schwangere, Alleinstehende und Kranke sind in kleinen Sommerzelten untergebracht. Während des ersten Regens im September wurden diese überschwemmt.
Mouzalas und die griechische Regierung haben nichts aus dem Fiasko des letzten Winters gelernt – sie nehmen in Kauf, dass sich das Leid wiederholt. Brüssel und die Regierungen in Berlin, Den Haag und anderswo zeigen sich gegenüber dem menschlichen Leid gleichgültig. Die Umsetzung des Flüchtlingsdeals um jeden Preis hat absolute Priorität. Zu diesem Zweck werden die elenden Verhältnisse auf den griechischen Inseln als Abschreckungseffekt konserviert.
Der Implementing Partner von PRO ASYL in Griechenland, Refugee Support Aegean (RSA), dokumentiert die Situation auf den Inseln kontinuierlich – ein kurzer Überblick zeichnet ein dramatisches Bild der Lage in der Ägäis.
(jk / kk)