09.12.2011

In einem offenen Brief an Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister fordern zahlreiche VertreterInnen aus Politik und Gesellschaft die Zusammenführung der Familie Siala/Salame

Zum Tag der Men­schen­rech­te am 10.Dezember macht Hei­ko Kauff­mann, Vor­stands­mit­glied von PRO ASYL, auf einen Fall auf­merk­sam, der exem­pla­risch zeigt, wie auch in Deutsch­land Men­schen­rech­te ver­letzt wer­den: Mit einem offe­nen Brief appel­liert er an den nie­der­säch­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten David Mc Allis­ter, der von deut­schen Aus­län­der­be­hör­den durch Abschie­bung getrenn­ten Fami­lie Siala/Salame end­lich ein Zusam­men­le­ben in Deutsch­land zu ermöglichen.

„In all die­sen Jah­ren habe ich noch kein Fami­li­en­schick­sal wie das hier vor­lie­gen­de erlebt, in dem ein Teil der Fami­lie – unter Hint­an­stel­lung huma­ni­tä­rer und men­schen­recht­li­cher Erwä­gun­gen – abge­scho­ben wur­de und die Fami­lie inzwi­schen im 7. Jahr aus­ein­an­der­ge­ris­sen und von­ein­an­der getrennt leben muss“, schreibt Kauff­mann in sei­nem Brief an Minis­ter­prä­si­dent McAllister.

Am 10.Februar 2005 hat­te der Land­kreis Hil­des­heim die in Deutsch­land inte­grier­te Fami­lie durch die Abschie­bung der schwan­ge­ren Mut­ter Gaza­le Sala­me und ihres Klein­kinds in die Tür­kei aus­ein­an­der­ge­ris­sen. Zurück blieb Vater Ahmed Sia­la mit den bei­den älte­ren Töch­tern. Die Eltern sind Bür­ger­kriegs­flücht­lin­ge aus dem Liba­non. Sie flo­hen als klei­ne Kin­der aus Bei­rut zu uns und haben in der Tür­kei kei­ne Wur­zeln. Gaza­le leb­te 17 Jah­re in Deutsch­land, Ahmed ist seit 26 Jah­ren hier. Drei der vier Kin­der sind in Hil­des­heim gebo­ren. Seit fast sie­ben Jah­ren kämpft die Fami­lie um ein gemein­sa­mes Aufenthaltsrecht.

Kauff­mann beklagt in sei­nem Brief den Ver­stoß gegen den ver­fas­sungs­mä­ßig ver­an­ker­ten Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­grund­satz und den Schutz der Fami­lie sowie gegen die Euro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on und die UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on: „Die Zukunfts- und Lebens­per­spek­ti­ve der Fami­lie und ins­be­son­de­re der Kin­der wur­de durch die Abschie­bung der schwan­ge­ren Mut­ter mit der zu die­sem Zeit­punkt ein­ein­halb­jäh­ri­gen Shams und durch die fort­ge­setz­te, von den Behör­den des Lan­des in Kauf genom­me­ne Tren­nung von Eltern und Geschwis­tern abrupt zer­stört – mit dem Risi­ko gra­vie­rend-nach­tei­li­ger Fol­gen für alle Betrof­fe­nen – ins­be­son­de­re für die Kinder.“

Ein­dring­lich bit­tet Kauff­mann den Minis­ter­prä­si­den­ten, „sich mit allem Nach­druck und aller Ener­gie dafür ein­zu­set­zen, die umge­hen­de Rück­kehr von Gaza­le Sala­me mit ihren Kin­dern Shams und Gha­zi zu ermög­li­chen und damit die fast sie­ben­jäh­ri­ge Tren­nung der Fami­lie zu been­den und ihr ein dau­er­haf­tes Blei­be­recht zu gewäh­ren“. Auch Gaza­le Sala­me selbst hat sich in einem Brief an den Minis­ter­prä­si­den­ten gewandt, in dem sie die ver­zwei­fel­te Lage ihrer Fami­lie schil­dert und McAl­lis­ter auf­for­dert, der Fami­lie ein gemein­sa­mes Leben in Deutsch­land zu ermöglichen.

Der Appell an den Minis­ter­prä­si­den­ten, der „Miss­ach­tung des Kin­des­wohls“ ein Ende zu set­zen und die Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung zu ermög­li­chen, wird u.a. unter­stützt von Prof. Dr. Klaus J. Bade (Migra­ti­ons­for­scher, Ber­lin), Her­ta Däub­ler-Gme­lin (Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­rin a.D., lang­jäh­ri­ge Vor­sit­zen­de des Men­schen­rechts­aus­schus­ses des Bun­des­ta­ges), Hei­di Merk (Lan­des­jus­tiz­mi­nis­te­rin a.D.), Dr. Mar­gar­te Jäger und Dr. Jobst Paul (Duis­bur­ger Insti­tut für Sprach- und Sozi­al­for­schung), Prof. Dr. Lothar Krapp­mann (Schirm­herr der Kam­pa­gne „Jetzt erst Recht(e) für Flücht­lings­kin­der“), Pas­to­rin Fan­ny Dethl­off (Flücht­lings- und Men­schen­rechts­be­auf­trag­te der Nord­elbi­schen Kir­che), Jut­ta Rüb­ke (MdL SPD), Apl. Prof. Dr. Franz Janu­schek (Uni­ver­si­tät Flens­burg) und wei­te­ren Ver­tre­te­rIn­nen aus Poli­tik und Gesellschaft.

Zum Hin­ter­grund des Fal­les der Fami­lie Siala/Salame (doc)

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