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Afghanistan: Bomben in der Luft, Bomben am Boden
Das US-Militär wirft eine »Rekordzahl Bomben« ab, die Taliban antworten darauf mit Offensiven in mehreren Provinzen. Und während die Zahl der Binnenvertriebenen an die Zwei-Millionen-Marke kommt, tun deutsche Politiker, als wäre nichts geschehen und fahren mit der Abschiebepolitik fort.
Über 20.000 Menschen sind allein in der vergangenen Woche innerhalb Afghanistans aus ihrer Heimat geflohen, berichtet UNOCHA, seit Januar sind es mehr als 280.000. Insgesamt dürften damit rund zwei Millionen Personen – teilweise seit vielen Jahren – im eigenen Land auf der Flucht, sein denn Ende 2016 lag die Zahl bereits bei 1,8 Millionen. Es ist nicht anzunehmen, dass viele von ihnen im Laufe des Jahres zurückkehren konnten, schließlich verschlechtert sich die Lage immer weiter:
Mehr zivile Opfer durch verschiedene Akteure
Auch die neue Strategie von US-Präsident Trump, die dafür sorgt, dass der September ein »Rekordmonat für abgefeuerte Munition in Afghanistan seit 2012« war, wie die Luftwaffe stolz verkündet, sorgt nicht für eine Verbesserung der Lage. Die UNO berichtet, dass die Zahl der zivilen Opfer durch Luftangriffe immer weiter steigt.
Und auch die Taliban bleiben nicht tatenlos – am Dienstag wurden in verschiedenen Landesteilen Offensiven gestartet, die bis dato mindestens 85 Todesopfer forderten, darunter auch wieder viele Zivilisten.
Der Norden wird zunehmend instabil
Als Reaktion auf die verschlechterte Sicherheitslage hatte das Internationale Rote Kreuz bereits vergangene Woche seine Büros im Norden Afghanistans geschlossen bzw. verkleinert – darunter auch in der Region Balkh, die noch vergangenes Jahr von deutschen Behörden als sicher deklariert wurde.
Überhaupt wird Nordafghanistan immer unsicherer, über ein Drittel der in diesem Jahr Binnenvertriebenen stammen aus dem Norden, in dem auch die Bundeswehr damals stationiert war. Mittlerweile machen sich dort offenbar als Taliban-Konkurrenz auch immer mehr lokale IS-Ableger breit.
Die nächste Abschiebung steht an
All das ist für deutsche Behörden aber kein Grund, auf Abschiebungen nach Afghanistan zu verzichten: Für kommende Woche ist ein Abschiebeflieger aus Leipzig geplant, berichtet der Bayerische Flüchtlingsrat. Was die Abgeschobenen in der Heimat erwartet, zeigt währenddessen der NDR: Matiullah und Arash wurden im letzten Winter nach Jahren in Deutschland abgeschoben, sie erzählen von einem Leben in Unsicherheit und Angst.
(mk)