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Belgien: „Freiwillige Rückkehr“ und Abschiebungen nach Afghanistan werden forciert
In einer Mitteilung vom 18. Juni 2016 informierte der belgische Staatssekretär für Asyl und Migration Theo Francken über eine gemeinsame Kampagne mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM), die sein Ministerium lanciert hatte. Darüber berichtet das Migration News Sheet im Juli. Die Kampagne solle die „freiwillige Rückkehr“ von afghanischen Schutzsuchenden fördern durch die Unterstützung bei der Reintegration der Betroffenen in Afghanistan – angesichts der Gewalteskalation in Afghanistan eine zynische Aufforderung, die sich jedoch sowohl in die Bemühungen der Bundesregierung als auch auf EU-Ebene einfügt, die Rückführung von afghanischen Schutzsuchenden zu forcieren. Einige Tage zuvor sei ein Brief an 4.499 afghanische Asylsuchende in Belgien verschickt worden mit dem „Angebot“, an einem freiwilligen Rückkehrprogramm teilzunehmen, so das Migration News Sheet. Diejenigen, die davon Gebrauch machen, sollen von Reintegrationshilfen in Herat, Kabul und Jalalabad profitieren. Dort soll eine vorübergehende Unterbringung gewährleistet sowie ein Verfahren der beruflichen Wiedereingliederung eingeleitet werden. Pro afghanischem Schutzsuchende stehe für die Rückkehr ein Budget von 2.200 Euro zur Verfügung, so Francken: „Mit diesem Geld könnten wir nicht einmal für zwei Monate die Unterbringung in Belgien sicherstellen“, so seine Bilanz: ein profitables Geschäft auf Kosten von Menschenrechten. Von den Asylanträgen von afghanischen Schutzsuchenden im Mai seien rund 56% negativ beschieden worden – wer nicht „freiwillig“ ausreist, dem droht die Abschiebung. Im Mai seien sechs afghanische Schutzsuchende zwangsweise nach Kabul abgeschoben worden verglichen mit 13 im gesamten Jahr 2014.