Image
Yamen, Mala­la* und Res­wa­na: Drei von vie­len Geflüch­te­ten, die wir in der letz­ten Zeit unter­stützt haben. Mala­la hat nach wie vor Angst um ihre Fami­lie in Afgha­ni­stan, daher kön­nen wir ihr Gesicht nicht zeigen.

Auch im Jahr 2024 hat PRO ASYL wie­der tau­sen­de Men­schen bera­ten und juris­tisch unter­stützt. In Blei­be­rechts­fra­gen, bei der Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung oder bei huma­ni­tä­rer Auf­nah­me. Drei Fäl­le aus unse­rer all­täg­li­chen Arbeit.

Syri­en, 2021: Seit über einem Jahr­zehnt herrscht ein gna­den­lo­ser Bür­ger­krieg. Der Jugend­li­che Yamen kennt kaum etwas ande­res als Hoff­nungs­lo­sig­keit und Gewalt: »Du hast immer Angst. Jeden Tag stirbt einer dei­ner Freun­de, einer dei­ner Fami­lie«. Yamen droht der bal­di­ge Ein­zug zum Mili­tär. Doch er will nicht töten und sucht nach einem Flucht­weg. Plötz­lich gibt es Visa und Flü­ge nach Bela­rus. Yamen ergreift die Chan­ce, um auf die­sem Weg zu sei­nem älte­ren Bru­der Alaa nach Deutsch­land zu gelangen.

YouTube

Mit dem Laden des Vide­os akzep­tie­ren Sie die Daten­schutz­er­klä­rung von You­Tube.
Mehr erfah­ren

Video laden

Bela­rus­sisch-pol­ni­sche Gren­ze: Yamen irrt beim Ver­such, EU-Gebiet zu errei­chen, durch dicht bewal­de­tes Grenz­ge­biet. Dabei gerät er in die Hän­de pol­ni­scher Poli­zis­ten, die ihn ver­prü­geln, sein Geld steh­len und zurück nach Bela­rus schlep­pen. Der ver­letz­te Jugend­li­che benö­tigt drei Tage, um sich aus den Wäl­dern zu ret­ten. Nach einem wei­te­ren ver­geb­li­chen Ver­such über die Gren­ze zu gelan­gen, lan­det er in einem bela­rus­si­schen Flücht­lings­la­ger. Spä­ter wird der völ­lig ent­mu­tig­te Yamen in ein Wohn­heim in Minsk ver­legt. Die Gefahr, dass er als Kriegs­dienst­flüch­ti­ger nach Syri­en abge­scho­ben wird, ist groß. Sein Bru­der in Deutsch­land sucht drin­gend nach Hil­fe für ihn. PRO ASYL erfährt von dem Fall.

Ab die­sem Moment steht PRO ASYL Yamen zur Sei­te. Schließ­lich gelingt es: Er darf von Bela­rus nach Deutsch­land aus­rei­sen. Mitt­ler­wei­le hat Yamen sei­ne Schul­aus­bil­dung abge­schlos­sen und Deutsch gelernt. Gegen­wär­tig macht er eine Aus­bil­dung als Fahr­zeug­bau­er. Er sagt: »Jetzt bin ich glück­lich. Viel­leicht wäre ich ohne PRO ASYL immer noch in Bela­rus oder zurück in Syrien«.

»Ich wollte schon immer Ärztin werden«

Kabul, Afgha­ni­stan, 15. August 2021: Nach dem Fall der Haupt­stadt ist die Macht­er­grei­fung der Tali­ban nicht mehr auf­zu­hal­ten. Die 23-jäh­ri­ge Frau­en­rechts­ak­ti­vis­tin Mala­la* befin­det sich in größ­ter Gefahr und hält sich öst­lich von Kabul ver­steckt. Schon oft wur­de sie von den Tali­ban mas­siv bedroht, weil sie sich für die Schul­bil­dung von Mäd­chen und gegen Kin­der­ehen ein­ge­setzt hat­te. Nun ist die jun­ge Medi­zin­stu­den­tin ohne Hoff­nung: »Wir fürch­te­ten jeden Tag den Tod«.

Deutsch­land, im Spät­som­mer 2021: PRO ASYL errei­chen aus Afgha­ni­stan täg­lich Hil­fe­ru­fe von Men­schen, die um ihr Leben fürch­ten. Ins­be­son­de­re Frau­en, die für Men­schen­rech­te aktiv waren, müs­sen jetzt drin­gend eva­ku­iert wer­den. Der Ein­satz für die gefähr­de­ten Frau­en ist extrem schwie­rig. End­lich, im Juni 2022 gelingt es uns in einer gemein­sa­men Akti­on, 34 Frau­en­recht­le­rin­nen mit einem huma­ni­tä­ren Visum aus Afgha­ni­stan zu retten. 

»Ich bin sehr glück­lich über mein neu­es Leben. Ich mache gera­de mein Sprach­zer­ti­fi­kat und habe einen tol­len Job als Dol­met­sche­rin gefunden«

Mala­la

Mala­la ist eine von ihnen. Sie erin­nert sich: »Wir kon­tak­tier­ten PRO ASYL und mit ihrer Hil­fe beka­men wir huma­ni­tä­re Visa … PRO ASYL war unse­re ein­zi­ge Hoff­nung, den Tali­ban zu entkommen.«

Heu­te, über zwei Jah­re nach ihrer Eva­ku­ie­rung, hat Mala­la vie­le Plä­ne: »Ich bin sehr glück­lich über mein neu­es Leben. Ich mache gera­de mein Sprach­zer­ti­fi­kat und habe einen tol­len Job als Dol­met­sche­rin gefun­den … In Zukunft will ich in Deutsch­land mein Medi­zin­stu­di­um abschlie­ßen und Ärz­tin sein – das war schon immer mein Traum.«

»Ich versuche, meine Träume und meine Ziele zu erreichen«

Ägäi­sches Meer, 28. Okto­ber 2015: Vor der grie­chi­schen Insel Les­bos ken­tert ein Flücht­lings­boot. Über 80 Men­schen ertrin­ken, dar­un­ter vie­le Frau­en und Kin­der. Die 13-jäh­ri­ge Res­wa­na befin­det sich mit ihrer Fami­lie an Bord. Alle ihre Ange­hö­ri­gen ster­ben. Nur Res­wa­na über­lebt. Das trau­ma­ti­sier­te Mäd­chen fin­det ers­te Hil­fe im Camp PIKPA, das von der Men­schen­recht­le­rin Efi Latsou­di, Part­ne­rin von PRO ASYL, gegrün­det wur­de. Spä­ter wird Res­wa­na bei einer Gast­fa­mi­lie auf­ge­nom­men, wo sie bis zur Wei­ter­rei­se zu Ver­wand­ten, die in Schwe­den leben, blei­ben kann.

YouTube

Mit dem Laden des Vide­os akzep­tie­ren Sie die Daten­schutz­er­klä­rung von You­Tube.
Mehr erfah­ren

Video laden

Schwe­den, 2018: Res­wa­na ist nun 16 Jah­re alt. Sie lernt Schwe­disch und fin­det zum ers­ten Mal wie­der Mut und Zuver­sicht: »Ich fühl­te, dass das Leben wei­ter­geht«. Doch die schwe­di­schen Behör­den durch­kreu­zen all ihre Hoff­nun­gen: Sie tren­nen Res­wa­na von ihren ein­zi­gen ver­blie­be­nen Ver­wand­ten und schie­ben sie Anfang 2020 nach Grie­chen­land ab.

Die jun­ge Frau gibt nicht auf. Ihre frü­he­re Gast­fa­mi­lie nimmt sie erneut bei sich auf und Res­wa­na macht sich auf die Suche nach den Grä­bern ihrer Ange­hö­ri­gen. Mit­hil­fe von RSA, der grie­chi­schen Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on von PRO ASYL, fin­det sie nach einem lang­wie­ri­gen DNA-Ver­fah­ren die Grab­stät­ten. Die Grä­ber besu­chen zu kön­nen, bedeu­tet Res­wa­na viel: »Ich bin froh, dass ich zumin­dest das habe«. PRO ASYL / RSA beglei­tet Res­wa­na wei­ter auf ihrem Weg. Zur­zeit ist sie als enga­gier­te Mit­ar­bei­te­rin bei RSA für schutz­su­chen­de Men­schen im Ein­satz und absol­viert eine Aus­bil­dung zur Maskenbildnerin.

PRO ASYL gibt es schon seit 38 Jah­ren als unab­hän­gi­ge Stim­me für Flücht­lin­ge und Men­schen­rech­te. Wir unter­stüt­zen Geflüch­te­te im Asyl­ver­fah­ren. Wir recher­chie­ren mit unse­ren Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen in ganz Euro­pa Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen. Und wir kämp­fen für eine offe­ne Gesell­schaft. Über alle, die uns dabei mit einer Spen­de oder Mit­glied­schaft zur Sei­te ste­hen, freu­en wir uns sehr.